Hans-Jürgen Haack-Kolumne 27.05.2013 15:50:00

Schuss vor den Bug!

Kolumne

Und für eine große Jahrhundert-Hausse (wie 1983 bis 2000) fehlt es an einer günstigen Demographie und in den meisten Regionen an der Konsumfreudigkeit wegen der Krisen der vergangenen Jahre. In der vergangenen Kolumne Anfang Mai hatte ich angemerkt, dass die Weichen für einen freundlichen Frühling gestellt sind. Das trat bisher auch so ein und könnte sich auch durchaus noch ein paar Wochen fortsetzen. Denn so schnell werden die Bullen nicht aufgeben - und noch stehen wohl genug Gelder vor der Tür, die angelegt werden wollen.

Aber Sorglosigkeit ist dennoch fehl am Platz: Die vergangene Woche hat gezeigt, auf welch dünnem Eis sich die Märkte hier bewegen, da sich die Börsenkurse doch immer weiter von der konjunkturellen Realität entfernt haben. Es sind nur die Notenbank-Gelder bzw. der Anlagenotstand, was die Aktienmärkte nach oben treibt. Die Steigerung der Unternehmensgewinne ist zwar insgesamt noch in Ordnung, beruht aber meist nur auf Kostensenkungen und nicht auf Umsatzwachstum. Aber das ist nicht ewig durchzuhalten, für nachhaltiges Gewinnwachstum braucht man Umsatzsteigerungen.

Indes:
1. Natürlich ist es möglich, dass die Konjunkturen doch noch Fahrt aufnehmen und so die Hausse unterfüttern.
2. Es ist nur schwer abzuschätzen, wie lange solch eine Liquiditätshausse laufen kann und wie lange die Liquiditätszufuhr die Märkte weiter nach oben treibt. Auch eine Blase kann längere Zeit bestand haben. Aber ich behaupte nicht, dass dies schon eine Blase ist, sondern vielmehr, dass sich eine gefährliche Überbewertung bilden kann, wenn die Unternehmensgewinne nicht weiter wachsen!

Eine Topbildung über den Sommer ist weiterhin mein favorisiertes Szenario, idealerweise mit einer finalen Übertreibung zum großen Verfallstag (21.06.) hin. Aber auch das ist nur eine Möglichkeit. Kommt es zu einem Short Squeeze zum Verfallstag wären 8.800 bis 9.000 Punkte im DAX bzw. 2.600 bis 2.650 Punkte im ATX sehr leicht möglich. Aber das müssen die nächsten Wochen zeigen bzw. mit vorherigen Anstiegen den Boden dafür vorbereiten.

Zu bedenken ist: Die letzte Phase einer Hausse ist oft noch sehr lukrativ, aber auch sehr volatil (ich erinnere an den Januar 2000, in dem der DAX innerhalb von fünf Tagen um 9 Prozent von 7.012 auf 6.388 fiel, danach aber bis Mitte März um 27 Prozent auf 8.136 anstieg).

Viele Schwankungen, aber per Saldo noch steigende Kurse: Das ist das wahrscheinlichste Szenario für die nächsten Wochen. Aber das kann auch ein sehr gefährliches Umfeld sein. Wie schnell der Wind drehen kann, hat die Reaktion auf die Worte Bernankes bzw. das Fed-Protokoll gezeigt. Und da wurde nur eine Drosselung der Liquiditätszufuhr angesprochen. Was passiert denn, wenn mal ein Beschluss kommt, wenn sich die Zinspolitik irgendwann mal tatsächlich ändert? Dann dürfte es bitter werden. Doch die Märkte werden das wohl schon frühzeitig vorwegnehmen, also vorher schon die Richtung ändern. Darauf gilt es zu achten!

Fazit: Die Party dürfte noch etwas weiter gehen, aber das Licht dürfte irgendwann überraschend gelöscht werden. Den Ausgang wird man dann nur schwer finden!



Experte Hans-Jürgen Haack ist seit rund 30 Jahren Börsianer und unter anderem bekannt durch regelmäßige TV-Auftritte bei n-tv und DAF, durch Seminare sowie Vorträge auf Messen und Road-Shows. Er ist Autor des täglichen Derivate-Börsenbriefs "HAACK-DAILY" und des wöchentlichen Aktien-Börsenbriefs "HAACK-INVEST", die beide unter dem Dach von PP-Brokerage erscheinen.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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Bildquelle: Hans-Jürgen Haack
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