Signal gesetzt |
15.11.2022 13:58:39
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Infineon-Aktie steigt weiter: Infineon profitiert von Buffett-Einsteig bei TSMC - Chef fürchtet nicht um Abflauen der Chipnachfrage
Am Dienstag wurde ein Engagement der Investorenlegende Warren Buffett in der Chipbranche zum Gesprächsthema. Wie aus einem Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, ging seine Investmentgesellschaft Berkshire ein großes Engagement beim weltgrößten Chipauftragsfertiger TSMC ein: Sie nutzte dessen Kurssturz und erwarb rund 60 Millionen US-Hinterlegungsscheine an dem in Taiwan beheimateten Konzern.
Börsianer sehen darin einen Schritt mit Signalwirkung. Mit dem milliardenschweren Kauf steige Buffett in die Technologiebranche ein, die er sonst meide, erklärte am Morgen der Kapitalmarktstratege von RoboMarkets, Jürgen Molnar. "Während viele Investoren ob der Taiwan-Frage die Region aktuell eher meiden, setzt Buffett mit dem überraschenden Engagement ein Zeichen."
Molnar hält es für möglich, dass der Chipsektor einer der dominierenden Industriezweige der nächsten Jahre werden könnte. Ein Anzeichen dafür sieht er auch in den Ambitionen von Infineon: Der Konzern hatte am Vortag seine Kursrally weiter angetrieben mit erhöhten langfristigen Umsatz- und Profitabilitätszielen. Laut Molnar stehen die Zeichen auf Wachstum, um die weiter steigende Nachfrage aus der Industrie bedienen zu können. Infineon kündigte daher den Ausbau des Produktionsstandorts Dresden mit Milliardenmitteln an.
Langfristig sollen die Erträge um zehn Prozent pro Jahr gesteigert werden und auch die Profitabilität soll deutlicher steigen als geplant. Der Stifel-Experte Jürgen Wagner betonte, diese Perspektive beruhige einige Anleger bei ihrer Befürchtung, dass eine Margenlücke im Vergleich zu Konkurrenten STMicroelectronics struktureller Art sein könnte. Auch mit seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr habe Infineon die Erwartungen übertroffen, so Wagner. Ganz überraschend sei dies zwar nicht gekommen, das Ausmaß sei aber positiv.
Infineon-Chef: Keine Angst vor Abschwung bei Chipnachfrage
Der Chipmangel lässt in einigen Bereichen zwar nach, doch bei Infineon sorgt man sich nicht um die Auslastung der gerade angekündigten neuen Fabrik in Dresden. Im für Infineon wichtigen Bereich der Leistungshalbleiter könne es sogar noch zu einer verstärkten Knappheit in den nächsten Jahren kommen, sagte Konzernchef Jochen Hanebeck am Dienstag bei der Vorlage der Jahreszahlen des Chipherstellers. Hier macht sich der steigende Bedarf für erneuerbare Energien bemerkbar. In anderen Bereichen sehe man inzwischen aber eine schwächere Nachfrage und teilweise bereits wieder ein Überangebot.
Infineon hatte am Montag den geplanten Bau einer neuen Fabrik in Dresden für den Rekordwert von 5 Milliarden Euro angekündigt, die im Herbst 2026 in Betrieb gehen soll. Sollte die Nachfrage bis dahin zurückgehen, könne man die Fabrik auch langsamer mit Maschinen ausrüsten, sagte Hanebeck.
Grundsätzlich ist man bei Infineon angesichts eines Auftragsbestandes von rund 43 Milliarden Euro - das ist fast das Dreifache des Jahresumsatzes - allerdings zuversichtlich. Zwar hat das Unternehmen immer wieder darauf hingewiesen, dass die Zahl sicher auch Mehrfachbestellungen enthalte. Bisher sehe man aber keine größere Stornierungswelle. "Selbst wenn dieser Auftragsbestand sich halbiert, schlafen wir noch sehr gut", sagte Hanebeck.
Die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr hatte Infineon bereits am Montagnachmittag vorgelegt. Das abgelaufene Jahr hat dem Unternehmen Rekorde bei Umsatz und Gewinn beschert. Auch für die Zukunft ist man in Neubiberg zuversichtlich und hat die eigenen Ziele für Umsatzwachstum und Profitabilität erhöht. Infineon gehe "mit voller Kraft voraus", sagte Hanebeck.
Infineon will Siliziumkarbid-Umsatz binnen 5 Jahren verzehnfachen
Halbleiter auf Basis von Siliziumkarbid werden für Infineon immer wichtiger. Der Chipkonzern rechnet für das laufende Geschäftsjahr hier mit einem Wachstum von 50 Prozent. Rund 450 Millionen Euro Umsatz für Siliziumcarbid-Lösungen seien eine gute Zahl, sagte Finanzchef Sven Schneider in der Analystenkonferenz. Für das abgelaufene Jahr bezifferte er die Einnahmen auf fast 300 Millionen Euro.
Siliziumkarbid kommt zum Einsatz, wenn besonders leistungsfähige und schnell schaltende Systemlösungen mit geringerem Stromverbrauch gefragt sind - also etwa bei Elektroautos, Ladestationen und Solaranlagen. Infineon sieht enormes Potenzial bei diesen Anwendungen und will bis 2030 rund 30 Prozent des gesamten Marktes kontrollieren. Dazu kommt es darauf an, die Fertigungskapazitäten schnell zu steigern.
Derzeit geschieht das am Infineon Standort im österreichischen Villach. Vorstandschef Jochen Hanebeck äußerte sich auf der Bilanzpressekonferenz zuversichtlich, durch das Hochfahren der Fertigung dort bis 2025 die erste Milliarde Euro Umsatz mit Siliziumkarbid zu schaffen.
Anschließend soll ein neues Fertigungsmodul in Kulim in Malaysia den Ausbau weiter beschleunigen, für das der Grundstein im Sommer gelegt wurde und das im Herbst 2024 in Betrieb gehen soll. Mit diesem Werk will Infineon seine Umsatzkapazität mit Siliziumkarbid bis 2027 auf 3 Milliarden Euro jährlich steigen - das wäre dann das Zehnfache des aktuellen Volumens.
/tih/ajx/mis
FRANKFURT (dpa-AFX/Dow Jones)
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