Hans-Jürgen Haack-Kolumne 06.05.2013 13:30:00

Bitte keine Euphorie!

Kolumne

Der Anlagedruck – gerade der Institutionellen – ist immer noch groß, Renditen sind an den Rentenmärkten in den Top-Bonitäten nicht mehr zu erzielen, da weichen Anleger auf Dividenden-Titel aus. Das kann nun durchaus noch ein paar Wochen so anhalten.

Denn neue Höchstkurse lösen erfahrungsgemäß stets neue Käufe aus. Die Wall Street läuft wie auf Schienen nach oben, der S&P 500 breakte die 1.600 Punkte und der Dow Jones notierte am vergangenen Freitag zeitweise schon über 15.000 Punkte. Da sich gleichzeitig die Rohstoffe stabilisieren (Kupfer mit Doppel-Tief) und auch die Indizes der BRIC-Staaten technisch wieder besser aussehen, ist das Ganze gut unterstützt.

Doch Euphorie ist fehl am Platz! Eine neue Hausse-Phase mit 15 oder 20 Prozent Kursgewinn ist unwahrscheinlich. Es bleibt dabei, dass sich die Hausse im reifen Stadium befindet. Früher oder später werden sich die schlechteren Konjunktur-Aussichten durchsetzen. Das würde nur verhindert werden, wenn die Weltkonjunktur dann doch überraschend besser läuft. Durch die Liquiditätszufuhr der Notenbanken läuft die Schere zwischen Konjunktur und Aktienkursen aktuell auseinander. Das geht eine Zeitlang gut, aber eben nicht ewig. Doch gerade in der Endphase einer Hausse kommt es oft zu Übertreibungen, die im Ausmaß nur schwer zu kalkulieren sind.

Man darf nicht vergessen: Die meisten guten Unternehmenszahlen resultieren aus Kosteneinsparungen, nicht aus Umsatzausweitungen! Dieses Mittel kann man nur begrenzt einsetzen, es führt zu höheren Arbeitslosenzahlen, was auf Sicht den Konsum und die Konjunktur einbremsen wird. Das Potenzial noch besserer Gewinnzahlen ist also begrenzt.

Jetzt kommt wohl meine ursprüngliche Erwartung aus der Kolumne "Standortbestimmung 2013" zum Tragen: Nach einer Korrektur im März oder April ein besserer Frühling mit Topbildung im Sommer und ein schwieriges 2. Halbjahr, das auch sehr bitter verlaufen kann (wie schnell Kurse fallen können, wenn viele durch die selbe Tür den Ausgang suchen, hat der April gezeigt).

Fazit: Einige freundliche Monate sollten uns noch bevorstehen, Übertreibungen sind möglich, aber es kann auch gemächlich nach oben gehen. Ab spätestens Juli/August sollte eine Topbildung beginnen (möglicherweise hat sie im ganz großen Bild schon im März begonnen, das Hoch war die linke Schulter und jetzt im Mai/Juni wird der Kopf einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation gebildet). In den nächsten Monaten in steigende Kurse hinein Bestände abzubauen, erscheint also nicht die falscheste Taktik.

Experte Hans-Jürgen Haack ist seit rund 30 Jahren Börsianer und unter anderem bekannt durch regelmäßige TV-Auftritte bei n-tv und DAF, durch Seminare sowie Vorträge auf Messen und Road-Shows. Er ist Autor des täglichen Derivate-Börsenbriefs "HAACK-DAILY" und des wöchentlichen Aktien-Börsenbriefs "HAACK-INVEST", die beide unter dem Dach von PP-Brokerage erscheinen.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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Bildquelle: Hans-Jürgen Haack
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