23.03.2022 15:55:40

MÄRKTE EUROPA/Ölpreis und gekappte Konjunkturprognose belasten

FRANKFURT (Dow Jones)--Der ungebremste Anstieg der Ölpreise und die hohe Inflation verdüstern die Konjunkturaussichten. Europa Aktienmärkte fallen daher am Mittwochnachmittag deutlich: Der DAX sinkt um 1,4 Prozent auf 14.271 Punkte und der Euro-Stoxx-50 um 1,6 Prozent auf 3.865 Punkte.

An der Spitze der Gewinner liegen die Ölwerte mit einem Plus ihres Stoxx-Branchen-Index von 1,7 Prozent. Hier treibt der ungebrochene Anstieg der Ölpreise wegen der Aussicht auf Import-Sanktionen gegen russische Energielieferungen. Der Preis für die US-Ölsorte WTI steigt gut 5 Prozent auf fast 115 Dollar. Brentöl legt in ähnlichem Umfang zu und überwindet sogar die 120-Dollar-Marke.

Bei den Banken werden nach dem jüngsten Aufwärtsschub dagegen ein paar Gewinne mitgenommen, ihr Branchenindex gibt um 1,6 Prozent nach. Versorger und Technologiewerte leiden unter den steigenden Renditen und geben bis zu 2,2 Prozent ab.

Die Index-Entwicklung in Europa spaltet sich dadurch auf: Während der britische FTSE-Index sogar um 0,1 Prozent steigt dank der fast 4 Prozent Plus von Ölriese BP, geht es für den österreichischen ATX-Index um 2,5 Prozent tiefer. Hier belastet die starke Verbindung zum Osteuropa-Geschäft.

Im DAX sind eher defensive Werte gesucht, FMC und Fresenius zeigen sich stabil, Henkel legen sogar 2,5 Prozent zu. Unter Druck stehen Onlinehändler Zalando, Hellofresh und Delivery Hero mit Verlusten zwischen 3 und 7 Prozent.

Ifo hat schlechte Aussichten für Deutschland

Keine guten Aussichten für die deutsche Wirtschaft hat das Ifo-Institut ermittelt. In ihrer aktuellen Jahresprognose verdoppeln die Volkswirte ihre Inflationserwartung nahezu. Sie rechnen nun mit einem Kostenanstieg von 5,1 bis 6,1 Prozent anstatt 3,3 Prozent, wie noch im Dezember erwartet. Bei Verbrauchern gehe dadurch allein im ersten Quartal eine Kaufkraft von 6 Milliarden Euro verloren.

Gleichzeitig sinken ihre Hoffnungen auf eine kräftige Wirtschaftserholung nach Corona. Das BIP-Wachstum sehen sie dieses Jahr nur noch bei 2,2 bis 3,1 Prozent. Im Winter hatten sie noch 3,7 Prozent erwartet. Händler erwarten, dass Analysten die gesenkten BIP-Schätzungen auch in gesenkte Gewinnprognosen für Einzelunternehmen übersetzen.

"Frieren für den Frieden" reicht nicht

Manfred Schlumberger, Leiter des Portfoliomanagements bei Star Capital, befürchtet daher: "Ein Stagflationsszenario mit bescheidenem Wachstum und hoher Inflation wird somit immer wahrscheinlicher." Je länger der Krieg dauere, desto gefährlicher werde er für Deutschland. Denn dann werde der Druck "auf Europa und insbesondere Deutschland massiv zunehmen, ein Verbot von russischen Öl- und Gaseinfuhren zu erlassen".

Mit "Frieren für den Frieden" im nächsten Winter sei es dann aber nicht getan, da zwei Drittel des Gasverbrauchs auf die Industrie entfielen. Ein drastischer Preisanstieg und der Rutsch in die Rezession würden dann folgen, so der Fondsmanager. Der Westen will nach Angaben der US-Regierung am Donnerstag neue Sanktionen gegen Russland verhängen. Berlin lehnt den Stopp der russischen Energielieferungen aus Sorge vor einem Kollaps indessen ab.

Aktuell setzt die Börse aber noch auf eine Lösung durch Diplomatie. Trotz ständiger Änderung in der Nachrichtenlage scheinen die Konfliktparteien zu Gesprächen bereit.

Kurseinbruch bei LPKF Laser und Auto1

Nach einem enttäuschenden Geschäftsbericht brechen LPKF Laser um 19 Prozent ein. Während sich das abgelaufene Jahr im Rahmen der Erwartungen bewegte, liegt der Ausblick deutlich darunter: Im Geschäftsjahr 2022 plant LPKF mit einem Konzernumsatz von im Mittel 120 Millionen Euro und einer EBIT-Marge zwischen 2 bis 7 Prozent. Dem stehen Warburg-Schätzungen von 153 Millionen Euro und 15 Prozent gegenüber.

Auch Auto1 brechen nach einem negativen Ausblick um 16 Prozent ein. Wie Davy anmerkt, liegt die Erwartung an das bereinigte EBITDA 5 Prozent unter den Konsensschätzungen. Daneben belasteten die Unsicherheiten rund um die Ukraine. In einigen der mittel- und osteuropäischen Märkte sei schon die Eintrübung des Konsumklimas zu beobachten.

Morphosys können sich um 2 Prozent erholen. Hier stützt die Zulassung des Krebsmittels Tafasitamab in der Schweiz. Die Titel hatten zuvor unter Druck gestanden, nachdem Berenberg die Beobachtung der Aktien aufgegeben hatte.

Gerresheimer legen um 2,8 Prozent zu. Hier haben sich die Analysten von JP Morgan leicht positiv geäußert.

Auch Modeschmuckhändler Bijou Brigitte hat nach vorläufigen Zahlen die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. Das Unternehmen hatte zuvor unter Geschäftsschließungen durch Corona gelitten. Die Aktien klettern um 1,3 Prozent.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.864,81 -1,6% -61,31 -10,1%

Stoxx-50 3.681,71 -0,7% -26,74 -3,6%

DAX 14.270,72 -1,4% -202,48 -10,2%

MDAX 31.565,95 -1,1% -348,59 -10,1%

TecDAX 3.271,41 -1,5% -48,78 -16,6%

SDAX 14.510,42 -2,4% -349,61 -11,6%

FTSE 7.468,29 -0,1% -8,43 +1,2%

CAC 6.580,56 -1,2% -78,85 -8,0%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 0,49 -0,01 +0,67

US-Zehnjahresrendite 2,36 -0,03 +0,85

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 7:57 Uhr Di, 17:13 % YTD

EUR/USD 1,0984 -0,4% 1,1033 1,1017 -3,4%

EUR/JPY 132,89 -0,6% 133,67 132,85 +1,5%

EUR/CHF 1,0255 -0,4% 1,0312 1,0272 -1,2%

EUR/GBP 0,8323 +0,1% 0,8310 0,8312 -0,9%

USD/JPY 120,97 -0,2% 121,14 120,58 +5,1%

GBP/USD 1,3196 -0,6% 1,3277 1,3253 -2,5%

USD/CNH (Offshore) 6,3884 +0,2% 6,3858 6,3761 +0,5%

Bitcoin

BTC/USD 42.299,86 -0,6% 42.241,16 42.697,98 -8,5%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 115,11 109,27 +5,3% 5,84 +55,7%

Brent/ICE 121,02 115,48 +4,8% 5,54 +57,0%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.932,68 1.920,86 +0,6% +11,83 +5,6%

Silber (Spot) 24,99 24,78 +0,9% +0,21 +7,2%

Platin (Spot) 1.024,58 1.025,65 -0,1% -1,07 +5,6%

Kupfer-Future 4,70 4,69 +0,3% +0,01 +5,3%

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DJG/mod/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 23, 2022 10:56 ET (14:56 GMT)

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Gerresheimer AG 76,00 3,33% Gerresheimer AG
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Henkel AG & Co. KGaA (spons. ADRs) 17,30 -0,57% Henkel AG & Co. KGaA  (spons. ADRs)
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HSBC Holdings plc 8,84 0,28% HSBC Holdings plc
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