Buffett-Strategie kopiert |
02.03.2023 23:00:00
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US-Index schlagt dank Burggraben-Aktien den breiten Markt
• Fünf verschiedene Arten von Burggraben identifiziert
• Performance des Morningstar-Index schlägt S&P 500
"Der Schlüssel zum Investieren ist [...] den Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens zu bestimmen und vor allem die Dauer dieses Vorteils. Die Produkte oder Dienstleistungen, die einen breiten, nachhaltigen Burggraben um sich herum haben, sind die, die Investoren am meisten Mehrwert bieten werden", sagte Börsenlegende Warren Buffett im Jahr 1999 in einem Interview mit "FORTUNE". Der Wettbewerbsvorteil beziehungsweise Burggraben, englisch "moat", dient als Verteidigung gegen die Konkurrenz und kann etwa in Form einer starken Marke oder eines einzigartigen Produkts, das sich nicht so leicht kopieren lässt, daherkommen.
Den Vorteil von Burggraben-Aktien hat auch das Analyseunternehmen Morningstar erkannt und mehrere Indizes zusammengestellt, die ausschließlich Wertpapiere enthalten, die einen besonders breiten Burggraben besitzen. Der international ausgerichtete Index Morningstar Global Wide Moat Focus enthält beispielsweise unter anderem die Aktien von Airbus, Bayer, Taiwan Semiconductor Manufacturing und BlackRock. Das Aushängeschild des Unternehmens ist jedoch der Morningstar Wide Moat Focus Index, der sich ausschließlich auf US-Werte konzentriert. Er erwies sich bislang als recht krisenresistent und stellte mit seiner Performance in den vergangenen Jahren die des S&P 500 in den Schatten.
So werden die Burggraben-Aktien identifiziert
Als wirtschaftlichen Burggraben definiert Morningstar einen "dauerhaften Wettbewerbsvorteil, der es einem Unternehmen ermöglicht, Konkurrenten in Schach zu halten und über einen längeren Zeitraum wirtschaftliche Gewinne zu erzielen" und unterscheidet dabei fünf verschiedene Burggraben-Arten, basierend auf der Quelle der Wettbewerbsvorteile. So kann ein Burggraben etwa durch einen "Netzwerk-Effekt" gegeben sein, wobei ein Unternehmen aufgrund vieler Nutzer ein wertvolles Netzwerk aufgebaut hat und sich der Wert des Netzwerks für neue und bestehende Benutzer erhöht, wenn dieses wächst. Auch Kostenvorteile in der Produktion können ein Burggraben sein, denn sie würden es Unternehmen laut Morningstar ermöglichen, Waren zum gleichen Preis wie die Konkurrenz anzubieten und dabei dennoch mehr Gewinn zu erzielen. Als dritte Burggraben-Art nennt das Finanzunternehmen "effiziente Skalierung". "Wenn ein Unternehmen einen Markt mit begrenzter Größe bedient, haben neue Wettbewerber möglicherweise keinen Anreiz für einen Markteintritt, insbesondere wenn die Kosten für den Markteintritt hoch sind", so Morningstar. Zudem würde der Markteintritt von neuen Wettbewerbern dazu führen, dass die Rendite für alle Akteure weit unter die Kapitalkosten sinke, was diesen ebenfalls unattraktiv mache. Des Weiteren würden auch immaterielle Vermögenswerte wie Patente, Marken oder behördliche Lizenzen einen Burggraben darstellen, da sie entweder Wettbewerber von vornherein blockieren oder Preissetzungsmacht mit sich bringen würden. Als letztes zählt Morningstar noch die Kosten eines Wechsels als Ursprung eines Burggrabens auf. Dabei geht es um die Kosten - entweder in Form von Zeit oder Geld - die für den Kunden anfallen würden, wenn er zu einem Konkurrenten wechselt. Je höher diese sind, desto größer ist der Burggraben.
Der Morningstar Wide Moat Focus Index soll laut Angaben des Unternehmens nun einen nach dem Burggraben-Ansatz ausgewählten Aktienkorb "mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen und attraktiven Bewertungen" bieten. Um das zu erreichen, haben die Analysten von Morningstar jeder Aktie aus dem Morningstar US Market Index, der laut Unternehmensangaben 97 Prozent des investierbaren US-Markts umfasst, ein "Economic Moat Rating" zugewiesen, das "die Stärke und Dauerhaftigkeit seiner Wettbewerbsposition widerspiegelt". Außerdem werde eine "Fair-Value-Schätzung" vorgenommen. "Diese zukunftsgerichtete Bewertung spiegelt langfristige Cashflow-Prognosen wider, für deren Erfassung viele herkömmliche Bewertungskennzahlen, wie Preis/Gewinn, möglicherweise nicht so gut geeignet sind", schreibt Morningstar. Die US-Aktien mit besonders breitem Burggraben und dem größten Abschlag zum ermittelten fairen Wert werden dann im Morningstar Wide Moat Focus Index gebündelt.
Diese Aktien sind im Burggraben-Index enthalten
Aktuell enthält der Morningstar Wide Moat Focus Index 49 Werte. Die zehn größten Positionen machen dabei die Anteilsscheine von Boeing, MercadoLibre, Salesforce, Adobe, Biogen, Etsy, Equifax, Lam Research, Teradyne und Meta aus. Unter anderem sind aber auch die Papiere von Microsoft, 3M, Wells Fargo, U.S. Bancorp, Walt Disney, Amazon, NVIDIA, Kellogg sowie die B-Aktie von Warren Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway in geringerer Gewichtung im Index enthalten. Ob die Investmentlegende allerdings mit den von Morningstar ausgewählten Burggraben-Aktien einverstanden wäre, darf wohl angezweifelt werden. Schließlich hat Buffett erst kürzlich seine Beteiligung an U.S. Bancorp kräftig reduziert - und auch sonst befindet sich keine von Buffetts aktuellen Top-Holdings im Morningstar-Index.
Insgesamt setzt der Index mit 30,34 Prozent stark auf Titel aus dem Tech-Sektor. Die nächstgrößten Sektoren sind Industrie mit 17,76 Prozent und Finanzdienstleistungen mit 13,93 Prozent.
Burggraben-Index steuerte besser durch jüngste Krisen
Der Morningstar Wide Moat Focus Index wurde im Februar 2007 aufgelegt, Start für die Performance-Berechnung war laut Morningstar jedoch der 30. September 2002. Anleger können sich den Burggraben-Index in Form eines Smart Beta ETFs in ihr Depot holen. So versucht der VanEck Morningstar Wide Moat ETF, die Performance des Morningstar-Index möglichst genau abzubilden - und die kann sich durchaus sehen lassen. Seit 2002 hat der Burggraben-Index etwa den MSCI World laut "Cash.ch" um mehr als fünf Prozent pro Jahr übertroffen. Auch im vergangenen Jahr, das vor allem durch zahlreiche Krisen geprägt war, schlug er sich vergleichsweise gut. Während der S&P 500 im Jahr 2022 rund 19,4 Prozent an Wert verlor, gab der ETF auf den Index nur um 14,7 Prozent nach. Im aktuellen Jahr legte der breite US-Index bislang um 2,91 Prozent zu, für den VanEck Morningstar Wide Moat ETF ging es hingegen seit Jahresstart um rund 8,67 Prozent rauf (Stand: Schlusskurs vom 1. März 2023).
Ein Grund dafür, warum der Wide-Moat-Index gerade im vergangenen Jahr, das von Ukraine-Krieg, Zinswende und hohen Inflationsraten geprägt war, nicht so stark unter die Räder kam wie andere Aktienindizes, dürfte tatsächlich in dem Burggraben der enthaltenen Aktien liegen. Wide-Moat-Unternehmen hätten eine stärkere Preissetzungsmacht, erklärte Andrew Lane, Director of Equity Research für Indexstrategien bei Morningstar, laut "Yahoo Finance". Das bedeutet, sie sind in einer besseren Position, die inflationsbedingt höheren Kosten an ihre Kunden weiterzugeben und leiden somit nicht so sehr unter der rekordhohen Teuerung wie ihre Konkurrenten.
Redaktion finanzen.at
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