16.02.2009 20:30:00
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FOKUS: Gewinnmargen der Premium-Autohersteller schmelzen
Von Christoph Rauwald Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Die Luxusmodelle der drei größten Hersteller von Premiumautos BMW, Mercedes-Benz und Audi brachten den deutschen Herstellern in der Vergangenheit Gewinnmargen ein, um die sie die Konkurrenz beneidete. Der weltweite Nachfrageeinbruch und der Trend hin zu kleineren, im Schnitt weniger margenträchtigen Autos sind aber Indizien dafür, dass diese Gewinnspannen in absehbarer Zeit wohl nicht wieder erreicht werden können.
Analysten halten es für unwahrscheinlich, dass BMW, die Daimler-Tochter Mercedes-Benz und die Volkswagen-Tochter Audi in absehbarer Zukunft das Margenniveau der Vergangenheit noch einmal erreichen können.
Sanford-Bernstein-Analyst Max Warburton macht für diese Einschätzung vor allem einen Grund verantwortlich: Die Hersteller von Luxusautos hätten in den vergangenen Jahren ihre Gewinne vor allem mit stark motorisierten Modellen in Großbritannien, den USA sowie in wohlhabenden ölproduzierenden Ländern verdient, sagt der Analyst. Durch die Finanzkrise sei die Kaufkraft dieser Kunden aber deutlich abgeschmolzen und werde sich insbesondere in den USA und Großbritannien so schnell auch nicht wieder erholen.
Auch wenn die drei deutschen Autobauer die Branchenkrise aufgrund ihrer höheren Liquiditätsreserven und der relativ geringeren Verschuldung besser meistern dürften als die Konkurrenz, werden die kommenden Monate trotzdem schwierig.
Die Krise, die die Absatzzahlen bereits in der zweiten Jahreshälfte 2008 einbrechen ließ, setzt sich auch Anfang 2009 fort. "Die aktuelle Marktsituation bleibt weiterhin sehr herausfordernd", sagte BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson, nachdem die Münchner für Januar erneut einen deutlichen Absatzeinbruch verzeichnet hatten. Mit 60.248 BMW brachte der absatzstärkste Premiumhersteller 22,1% weniger Wagen an die Kundschaft als noch im Vorjahresmonat.
Die Daimler AG, der zweitgrößte Anbieter im Luxussegment, musste gar einen Rückgang um mehr als ein Drittel hinnehmen; es wurden im Januar nur noch 53.900 Mercedes-Benz Pkw verkauft. Auch die Audi AG konnte sich dem Abwärtssog nicht entziehen: Das Absatzminus im vergangenen Monat lag bei 29% auf 56.200 Fahrzeuge.
Wann es zu einer Besserung kommen wird, ist ungewiss. Nach Meinung von Analyst Warburton werden die Premiumhersteller bald auf die schwierige Situation reagieren. Die Stornierung von Entwicklungsprogrammen und die Kürzung von Marketingausgaben hält er für "wahrscheinlich". Auch weitere Stellenstreichungen seien nicht auszuschließen. Bei Umsatzeinbrüchen von 25% bis 30% reichen aber auch diese Maßnahmen nicht mehr aus, um profitabel zu bleiben, so Warburton. "Substantielle Verluste" seien also vorprogrammiert.
Auch die "Abwrackprämie" dürfte den Herstellern von Luxusmarken wenig helfen, treibt sie vor allem die Nachfrage nach kleinen Autos an. Sprecher von BMW, Mercedes-Benz und Audi sagten unisono, die Krise weiterhin durch eine Fokussierung auf die Profitabilität und nicht auf Absatzvolumen meistern zu wollen. Der Mercedes-Benz-Sprecher räumte allerdings ein, dass zumindest ein gewisses Absatzniveau erreicht werden müsse, um die Auslastung der Werke sicherzustellen.
Um nicht allzu große Lagerbestände aufzubauen und das Angebot an die fallende Nachfrage anzupassen, haben Autohersteller weltweit ihre Produktionszahlen zurückgefahren. Die deutschen Konzerne ergriffen zudem Maßnahmen, um Kosten zu sparen und die Effizienz zu verbessern.
BMW beispielsweise unterzog das US-Geschäft einer strategischen Überprüfung und versucht die Profitabilität der einzelnen Modelllinien durch höhere Preise und weniger Rabatte zu verbessern. Zudem wollen die Münchener mehr Kunden vom lukrativeren Finanzierungskauf statt Leasing überzeugen. Der Anteil der geleasten Fahrzeuge wurde in den USA laut BMW mittlerweile auf unter 50% gesenkt.
Mercedes-Benz hat unlängst eine neue Version der E-Klasse-Limousine auf den Markt gebracht und hochmoderne Technologien wie einen Müdigkeitssensor draufgelegt. Diese Ausstattung erforderte keine enormen Investitionen, aber bringt laut Mercedes-Benz dem Kunden einen spürbaren Mehrwert.
Audi fährt in Deutschland aktuell das Geschäft mit Autoverleih-Firmen und Geschäftswagen für Mitarbeiter zurück, um die Zahl der jungen Gebrauchtwagen zu begrenzen. Die Ingolstädter wollen zudem langfristig die Profitabilität bei den kleineren Modellen so weit anheben, dass diese das Niveau der Topmodelle erreichen.
Analysten halten die Fähigkeit der Premiumhersteller, auch mit kleineren Autos Gewinne zu generieren, für ausschlaggebend für den zukünftigen Erfolg. Vor diesem Hintergrund hält Sanford-Bernstein-Analyst Max Warburton Audi - mit den Skaleneffekten der Muttergesellschaft VW und dem margenstarken A3 im Rücken - für am besten positioniert.
Anschließend folgt BMW. Die Münchener erreichen laut Warburton mit ihrem Mini sowie der 1er-Serie zwar nur sehr geringe Margen, haben aber eine Marktnische erschlossen. Mercedes-Benz werde wohl am stärksten von den Problemen betroffen. "Aber ehrlich gesagt stecken sie alle in Schwierigkeiten", so Analyst Warburton.
Webseiten: http://www.bmw.de http://www.daimler.com http://www.mercedes-benz.de http://www.volkswagen.de http://www.audi.de
- Von Christoph Rauwald, Dow Jones Newswires; +49 69 29 725 512; unternehmen.de@dowjones.com
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February 16, 2009 13:58 ET (18:58 GMT)
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