25.05.2007 09:57:00
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FOKUS: Ältere Autofahrer sind die Lieblinge der Premiummarken
Dow Jones Newswires
MÜNCHEN (Dow Jones)--Die Einen nennen es die "Gesellschaft der Langlebigen", andere sprechen von der "Überalterung der Gesellschaft". Wie auch immer: Zumeist wird die steigende Lebenserwartung und die damit steigende Zahl älterer Bürger als Problem gesehen. In der Automobilindustrie gibt es aber einen eindeutigen Gewinner dieser Entwicklung: die Premiumhersteller.
Die über 50-jährigen verfügen über eine hohe Kaufkraft und planen am ehesten einen Neuwagenkauf. Allerdings haben Mercedes-Benz, BMW und Audi noch keine speziellen Strategien für diese Kundengruppen entwickelt und lassen möglicherweise Potenzial ungenutzt.
Eine Umfrage des Nürnberger Marktforschungs-Instituts puls hat ergeben, dass die Marken Mercedes-Benz (20%) sowie BMW (12,1%) die beliebtesten Marken bei deutschen Autofahrern über 60 Jahren sind. "Für die Autoindustrie wird diese Altersgruppe zu einer immer wichtigeren Klientel", heißt es in der Studie. Denn die Neuwagenquote ist hier wesentlich höher.
Eine Untersuchung des Center of Automotive Research an FHDW in Bergisch-Gladbach brachte zum Vorschein, dass für 33% der Befragten Personen über 50 Jahren nur ein Neuwagenkauf in Frage kam. Bei jüngeren Autofahrern lag die Quote lediglich bei 15%.
Und der Premium-Markt wächst weiter. In den letzten 15 Jahren hat sich der Markt für Fahrzeuge in der "Best Ager Gruppe" in Europa verdoppelt. Studien zufolge wird der globale Markt für Premium-Pkw von heute 5,6 Mio Fahrzeugen auf 7,5 Mio Einheiten im Jahr 2020 wachsen. Der Altersdurchschnitt aller Pkw-Kunden wird dabei deutlich zulegen. In Europa beispielsweise von heute 41 Jahren auf dann 46 Jahren.
Für diese Herausforderung "fühlen wir uns am Besten gerüstet", sagt Dirk Arnold, Leiter der BMW Markt- und Trendforschung, im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Als Grund nennt er das junge Image der Marke. Über 50-Jährige wollen seinen Untersuchungen zufolge künftig "moderner und aktiver" sein. "Vielen ist eine junge Marke wichtig, gerade wenn man altert. Diese Entwicklung kommt uns entgegen." Schließlich setze BMW seit jeher auf Agilität und dynamischen Fahrspaß, so Arnold.
Von unabhängiger Seite wird zumindest die generelle Einschätzung zum Kaufverhalten bestätigt. "Die Best-Ager-Generation ist jung geblieben", so Berater Krings. Gerade in der Werbung sollte daher das entsprechende Fahrzeug "auch weiterhin Agilität und Fahrspaß ausstrahlen".
Entscheidend werde zudem eine Ausdifferenzierung bei den Ausstattungsmerkmalen sein. Wichtig seien für ältere Verkehrsteilnehmer beispielsweise elektronische Fahrhilfen wie Tempomat oder Spurassistenten.
Ein weiteren Vorteil sieht Marktforscher Arnold in der hohen Markenbegehrlichkeit der unter 40-jährigen Kunden. Dies sei das "Sprungbrett", um bei dieser Gruppe auch noch beliebt zu sein, wenn diese in ein fortgeschrittenes Alter kommen. Wer heute eine 3er-Reihe fahre, der lege sich später mit hoher Wahrscheinlichkeit ein 5er- oder 7er-Modell zu.
Bereits in den letzten Jahren habe sich der Konzern mit der Thematik der so genannten "Best Ager" beschäftigt. Zugute kam dabei, dass BMW bereits in der Vergangenheit rund ein Fünftel seiner Kundschaft aus dieser Altersgruppe bezog. "Wir müssen keinen 180-Grad-Schwenk machen", so Arnold.
Der Premium-Markt nimmt die künftige Entwicklung seiner Meinung nach bereits ein Stück weit vorweg. So liegt der Altersdurchschnitt der Klientel in diesem Segment in Europa bei 48 Jahren. Und die geben für ihr Fahrzeug deutlich mehr Geld aus: So ergab die puls-Studie unter mehreren tausend Personen über 60 Jahren, dass diese Kundengruppe rund 5.000 EUR mehr für einen Neuwagen ausgibt als der durchschnittliche Pkw-Fahrer und für Zusatzausstattungen 900 EUR tiefer in die Tasche greift.
Doch auch die derzeit mit Abstand beliebteste Marke älterer Kunden, Mercedes-Benz, gibt sich zuversichtlich. "Hervorragend aufgestellt" sei die Marke, denn man konzentriere sich "nicht einseitig auf Produkteigenschaften wie Dynamik oder Sportlichkeit", erklärt Unternehmenssprecherin Susanne Klauser. Vielmehr würden die vier zentralen Eigenschaften Sicherheit, Qualität, Komfort und Design im Mittelpunkt stehen. "Wenn überhaupt, dann begünstigt in den nächsten Jahren die demographische Entwicklung in Deutschland den Mercedes-Absatz", sagt sie.
Etwas zurückhaltend äußert sich die jüngste der deutschen Premium-Marken, die VW-Tochter Audi. Die Ingolstädter besitzen nach Aussagen von Efstratia Zafeiriou, der Leiterin der Markt- und Trendforschung, "eine sehr starke Position in Altersgruppen, die demnächst das Best-Ager-Alter erreichen", sagte sie. Ziel von Audi sei es, Kunden frühzeitig für die Marke zu begeistern und diese dann an sich zu binden.
Die optimistischen Einschätzungen der Unternehmen zur eigenen Positionierung finden nicht bei allen Beobachtern Zustimmung. So kommt die FHDW-Studie zu dem Ergebnis, dass diese Kundengruppe "bislang in der Automobilwirtschaft nur unzureichend angesprochen" wird. Es könne "fatal sein, wenn Hersteller und Handel sich auf die mit dem Alter tatsächlich zunehmende Markenloyalität verlassen".
Wer tatsächlich der Gewinner dieser Entwicklung wird, bleibt abzuwarten. Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer, Geschäftsführer des Prognose-Instituts B&D Forecast, nennt auf die Frage, welche Hersteller vor allem zu den Gewinnern der Überalterung zählen, zuerst Mercedes-Benz.
"Mercedes ist mit seiner Positionierung - führend in Sicherheit, Qualität und Service - in einer guten Richtung", sagt er. Wesentlich werde aber auch die "Balance zwischen Sportlichkeit und Ökologie" sein. Es müsse ein Spagat gelingen zwischen Sicherheit, Umweltverträglichkeit und Sportlichkeit. "Wer hier den besten Mix findet, wird der Gewinner im Automarkt von morgen", so Dudenhöffer.
Webseite: http://www.bmwgroup.com
http://www.daimlerchrysler.com
http://www.center-of-automotive.de
http://www.boozallen.de
http://www.bd-forecast.de
-Von Michael Brendel, Dow Jones Newswires, +49 (0)40 3574 3115,
michael.brendel@dowjones.com
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May 25, 2007 03:55 ET (07:55 GMT)
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