29.12.2012 09:04:31
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AUSBLICK 2013/Lebensversicherung am Tropf: Garantiezins als Auslaufmodell?
Die deutsche Lebensversicherung ist ein komplexes Konstrukt. Die Gesamtverzinsung setzt sich aus Garantiezins, laufender Überschussbeteiligung, Schlussüberschuss und der Beteiligung an den Bewertungsreserven zusammen. Da verlieren Kunden schnell den Überblick, zumal der Zins nicht auf die Beiträge berechnet wird, sondern lediglich auf den Sparanteil, der nach Abzug der Kosten für Verwaltung, Vertrieb und Todesfallschutz übrigbleibt. Wie viel das ist, unterscheidet sich je nach Anbieter teils erheblich.
Dies gilt auch für die Überschüsse. So können die Kunden des Schweizer Versicherers Zurich 2013 nur noch eine laufende Verzinsung von 3,0 Prozent erwarten, wenn sie nicht einen Altvertrag mit einer Zinsgarantie von 4,0 oder 3,25 Prozent besitzen. Damit ist Zurich derzeit das Schlusslicht. Doch auch Marktführer Allianz streicht die laufende Verzinsung von 4,0 auf 3,6 Prozent zusammen. Kunden von DEVK oder der Europa-Versicherung können sich glücklicher schätzen - bei ihnen steht auch 2013 noch eine Vier vor dem Komma.
Hinzu kommen zwar jeweils noch der Schlussüberschuss und die Anteile an den Bewertungsreserven. Doch diese werden den Verträgen erst am Ende gutgeschrieben. Zudem streitet die Politik derzeit noch darüber, wie viel Reserven die Versicherer künftig einbehalten dürfen, um nicht selbst in Schieflage zu geraten.
"Kunden sollten jetzt keine neuen Lebensversicherungen abschließen", warnt unterdessen Axel Kleinlein, Chef des Bundes der Versicherten (BdV), im Berliner "Tagesspiegel". Für Verträge, die seit Anfang 2012 abgeschlossen wurden, beträgt der Garantiezins nur noch 1,75 Prozent. Dabei kann es im schlimmsten Fall Jahrzehnte dauern, bis der Vertrag überhaupt den Wert der eingezahlten Beiträge erreicht hat.
Dennoch sind Verträge mit Garantie weiter der Verkaufsschlager der Branche. "Seit Ausbruch der Finanzmarktkrise sehen wir eine kontinuierliche Verschiebung zu Gunsten der klassischen Lebensversicherungen", resümierte der langjährige Vorsitzende des Versicherungsverbands GDV, Rolf-Peter Hoenen, bei seinem Abschied im November. Entschieden sich im Jahr 2008 noch 59 Prozent der Neukunden in der Lebensversicherung für einen klassischen Vertrag, waren es 2012 schon 76 Prozent.
Dabei wäre es vielen Versicherern recht, wenn sie sich von den teuren Garantien befreien könnten. In der Niedrigzinsphase müssen sie insgesamt Milliarden zur Seite legen, um die Verpflichtungen künftig erfüllen zu können. Im Zuge des neuen Regelwerks "Solvency II" drohen ihnen auch noch schärfere Eigenkapitalanforderungen. Längst bastelt die Branche daher an Vertragsmodellen, in denen die Zinsen nur noch für die ersten 10 oder 15 Jahre der Vertragslaufzeit garantiert sind. Die bisherigen fondsgebundenen Verträge ohne Garantie ließen sich kaum verkaufen, sagt Christian Badorff, Versicherungsexperte bei der Ratingagentur Standard & Poor's.
Widerstand gegen die neuen Pläne kommt von Verbraucherschützern. "Die Umsetzung der Befristung würde das endgültige Ende der klassischen kapitalbildenden Lebensversicherung bedeuten", urteilt der Bundesverband der Versicherten (BdV). Wenn der Zinssatz nach 15 Jahren neu festgelegt werden dürfe, sei dies eine weitere Unsicherheit für die Versicherungsnehmer. Und eine weitere Stellschraube, mit der die Unternehmen an der Gewinnbeteiligung ihrer Lebensversicherten drehen könnten./stw/hossku/zb
--- Von Steffen Weyer, dpa-AFX ---
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