E-Commerce ist in! 09.05.2013 13:00:02

Zooplus und Manz: Optimistische Investoren

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Die Internethändler drängen ihre stationäre Konkurrenz über Dumpingpreise und zusätzliche kostenlose Dienste (Lieferung frei Haus) aus dem Markt. Die Strategie: In Zukunft werden die Rohertragsmargen steigen, und die Kunden auch für den Transport bezahlen. Diese Wette gehen Anleger nicht nur beim Internetriesen Amazon ein, sondern auch bei Zooplus, dem führenden Onlinehändler Europas für Tierbedarf. Zooplus ist in den vergangenen Jahren rasant gewachsen, hat aber bisher nie einen ordentlichen Gewinn erreicht. Entweder waren es Kosten für die Expansion oder Probleme bei der Logistik oder beides, die die Ergebnisse verhagelten. Anleger, die weiter an ein gutes Ende der Expansionsstory glauben, sollte aufhorchen lassen, dass der Vorstandsvorsitzende Cornelius Patt kurz vor der Veröffentlichung der Zahlen zum ersten Quartal Zooplus-Aktien im Gegenwert von fast 3,5 Millionen Euro über seine Vermögensverwaltungsfirma KF030332 verkaufte. Macht er sich Sorgen wegen der vielen Wettbewerber, die an allen Enden und Ecken aufpoppen? Gefährlich sind die erst mal nicht, aber sicher ärgerlich. Die Newcomer bieten niedrigere Preise und Zooplus muss mithalten, um die teuer erworbenen Kunden nicht zu ­verlieren. Diese Entwicklung kann selbst hochprofitable Firmen belasten, wie der Fall des ­Online-Reifenhändlers Delticom zeigt. Was ­passiert denn erst mit einer Firma, die operativ an der Null-Schwelle operiert?

Wachstumsstorys — mit oder ohne Profitabilität — sind in der Solarbranche momentan sehr selten. Auf den ersten Blick abkoppeln konnte sich bisher die Aktie von Manz, einem Ausrüster der Branche. Das liegt weniger daran, dass die Maschinen der Reutlinger von der Solarindus­trie nachgefragt werden. Manz verdient vielmehr in anderen Geschäftsbereichen. Die Maschinen des Unternehmens werden auch für die Produktion von Displays verwendet. Und hier brummt die Nachfrage. In Zahlen heißt das: Im Solargeschäft betrug der Umsatzrückgang 2012 78 Prozent auf nur noch 16,3 Millionen Euro. Die Sparte Display hingegen schaffte ein Plus von elf Prozent auf 111 Millionen Euro bei einem Gewinn von fast 14 Millionen Euro. Ist Manz das ideale Investment, um den Pleitesturm in der Branche auszusitzen und dann in einem bereinigten Markt groß zu verdienen? Eher nicht. Denn bilanziell hat Manz seine Solaraktivitäten noch nicht bereinigt. Laut Geschäftsbericht hat Manz eine Goodwill-Position von 100 Millionen Euro, der ­Solarbereich hat gebundenes Kapital in Höhe von 128 Millionen. Ein Teil diese Beträge dürften sich überlappen und ist — sollte die Solarkrise anhalten — nicht einmal einen Bruchteil des Bilanz­ansatzes wert. Eine Abschreibung von 100 Millionen würde rund zwei Drittel des Konzerneigenkapitals aufzehren.

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