04.10.2015 11:13:46

VW setzte Manipulationssoftware ab 2008 ein - Zeitung

   FRANKFURT (Dow Jones)--Nach internen Untersuchungen von Volkswagen soll die Entscheidung für den Einsatz einer Software zur Manipulation der Abgaswerte 2008 und damit kurz vor Beginn der Serienproduktion des Dieselmotortyps EA189 getroffen worden sein. Wie Bild am Sonntag schreibt, liegen dafür erste Geständnisse von VW-Ingenieuren vor. Die bereits seit 2005 entwickelte Maschine hätte sonst im vorgegebenen Kostenrahmen nicht die geforderten Schadstoffwerte erreicht. Dann hätte VW auf die Masseneinführung des Dieselaggregats verzichten müssen. Von Volkswagen war dazu zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

   Unklar sei aber, wer den Einbau der Software letztlich angeordnet habe, schreibt die Zeitung. Die manipulierten Motoren waren am VW-Standort Salzgitter produziert und weltweit in Diesel-Fahrzeugen eingebaut worden. In Deutschland sind 2,8 Millionen Autos betroffen.

   In den Befragungen durch die VW-Konzernrevision haben mehrere Ingenieure den damaligen Entwicklungschef Ulrich Hackenberg belastet, berichtet Bild am Sonntag. Zu seiner Rolle lägen allerdings widersprüchliche Aussagen vor. Hackenberg, der als Audi-Vorstand vor einer Woche beurlaubt wurde, wollte sich auf Anfrage von Bild am Sonntag nicht zu den Vorwürfen äußern.

   Für die Manipulation von Abgaswerten hat Volkswagen nach Angaben der Zeitung auch eine Software von Continental verwendet. Der Hannoveraner Zulieferer hat nach Angaben eines Sprechers jedoch "keine Hinweise auf einen Missbrauch unserer Technik. Die von uns gelieferte Software konnte keine Abgaswerte manipulieren." Während bei den in Nordamerika eingesetzten 2-Liter-Dieselmotoren Bosch-Technologie eingesetzt worden sei, hätten die Wolfsburger bei der kleineren 1,6-Liter-Variante auf Motorsteuerungen, Einspritzpumpen und Einspritzdüsen von Continental zurückgegriffen, heißt es in dem Bericht.

   Gemeinsam mit den Zulieferern bereitet Volkswagen derzeit eine Rückrufaktion vor, um die verbotene Technik aus den Diesel-Fahrzeugen zu entfernen. Während bei der Bosch-Software offenbar ein Computer-Update in der Werkstatt genüge, wird es beim Continental-System laut Bild am Sonntag teurer und aufwendiger, da auch beim Motor Veränderungen erforderlich seien. So sollen unter anderem Einspritzdüsen ausgetauscht werden. Seit Freitag können Besitzer von VW- und Audi-Dieselfahrzeugen über die Fahrgestellnummer prüfen, ob in ihrem Wagen die Manipulationssoftware eingebaut ist.

   Volkswagen muss dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bis 7. Oktober einen konkreten Zeitplan vorlegen, wann ihre Fahrzeuge ohne Manipulationssoftware die Abgas-Vorgaben einhalten. Am gleichen Tag soll voraussichtlich der Aufsichtsrat zusammenkommen, um über das weitere Vorgehen des Konzerns in der Abgasaffäre zu beraten. Außerdem dürfte die Weichen für die Berufung des bisherigen Finanzvorstands Hans Dieter Pötsch zum neuen Aufsichtsratschef gestellt werden.

   Einen Tag später hat ein Ausschuss des US-Repräsentantenhauses eine Anhörung terminiert, zu der der US-Chef von Volkswagen, Michael Horn, sowie Vertreter der US-Umweltbehörde EPA geladen sind. Dabei wolle das Gremium hinterfragen, warum die offensichtlich manipulative Software existiere, wie es zur Entscheidung gekommen sei sie zu installieren und warum sie so lange unentdeckt bleiben konnte, sagte Tim Murphy (Republikaner), der den Unterausschuss für Aufsicht und Ermittlungen des Energie- und Handelsausschusses leitet.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/smh

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   October 04, 2015 04:43 ET (08:43 GMT)

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