Hoffen auf Belebung 04.09.2023 17:54:00

VW-Aktie nahe Nulllinie: VW legt bei Elektro-Portfolio der Kernmarke nach - VW Nutzfahrzeuge drosselt wegen Teilemangel Produktion

VW-Aktie nahe Nulllinie: VW legt bei Elektro-Portfolio der Kernmarke nach - VW Nutzfahrzeuge drosselt wegen Teilemangel Produktion

"Bis 2027 bringen wir als Marke elf neue Elektromodelle auf den Markt", kündigte Markenchef Thomas Schäfer vor der Automesse (4. bis 10. September) im Gespräch mit der Deutschen-Presse-Agentur an. Das ist ein Modell mehr, als bisher bis 2026 angekündigt war. In München werde es einen ersten Ausblick geben.

Am eingeschlagenen Elektro-Kurs will der Chef der Kernmarke trotz der zuletzt abgekühlten Nachfrage festhalten. "Wir gehen davon aus, dass der E-Auto-Anteil in Europa in den kommenden Jahre deutlich steigen wird", sagte Schäfer. Dass der Zuspruch zuletzt zurückgegangen war, bezeichnete er als "Zwischentief".

Vor allem in Deutschland hatte die Begeisterung für E-Autos Anfang des Jahres deutlich an Schwung verloren. Die reduzierte Kaufprämie, Inflation und die zuletzt langen Lieferzeiten drückten auf die Stimmung. VW musste deshalb in Emden zeitweise die Produktion drosseln. Inzwischen habe sich die Lage aber gebessert, sagte Schäfer. "Seit Mai sehen wir wieder einen Aufwärtstrend bei den Auftragseingängen."

Preissenkungen, mit denen vor allem Tesla derzeit die Nachfrage ankurbeln will, lehnte Schäfer erneut ab. "An Preiskämpfen beteiligen wir uns nicht", sagte der Markenchef, der vor seinem Wechsel nach Wolfsburg an der Spitze von Skoda gestanden hatte. "Marktanteile über den Preis zu erkaufen, ist nach meiner Erfahrung nicht nachhaltig."

Die Kritik von Händlern, dass VW zum 1. September die Preise einiger Modelle sogar erhöhte, während Konkurrent Tesla sie zuletzt senkte, wies Schäfer zurück. "Die Preise unserer E-Autos wurden zum 1. September nicht erhöht, sondern lediglich die einiger ausgewählter Verbrenner-Modelle." Auf den Elektro-Hochlauf habe das daher keinen Einfluss.

Schäfer, der seit Juli 2022 an der Spitze der Wolfsburger Kernmarke steht, hatte kurz nach seinem Amtsantritt angekündigt, die Marke Volkswagen bis 2033 in Europa zur reinen E-Marke umzubauen. Bis 2030 soll der Elektro-Anteil hier auf 80 Prozent steigen, drei Jahre später dann auf 100 Prozent. Daran halte er unverändert fest. "Unser Ziel steht."

Im ersten Halbjahr 2023 lag der Anteil der E-Autos am Gesamtabsatz der Marke weltweit nur bei 7,4 Prozent. Das liege aber vor allem an Ländern wie Brasilien, wo das E-Geschäft gerade erst begonnen habe, erklärte Schäfer. "In Europa ist der E-Anteil im Vergleich schon deutlich höher. Zum Halbjahr lagen wir bei 15,1 Prozent, allein in Deutschland waren sogar 15,4 Prozent." Auf dem Heimatmarkt konnte VW damit Tesla als Elektromarke Nummer eins ablösen.

Die großen Neuheiten auf der IAA kommen bei VW aber vor allem aus der Verbrennerwelt. Etwa die neue Generation des Passat, die erstmals vor großem Publikum gezeigt wird. Oder der noch getarnt zu sehende Tiguan. Einen Widerspruch zu seiner E-Offensive sieht Schäfer darin nicht. "Wir haben immer gesagt, dass effiziente Verbrenner in der Transformation weiterhin eine wichtige Rolle spielen."

VW Nutzfahrzeuge drosselt wegen Teilemangel Produktion

VW muss wegen fehlender Motorteile aus Slowenien nun auch im Stammwerk in Wolfsburg die Produktion drosseln. "Ab 11. September werden vereinzelt Schichten in der Fertigung entfallen", sagte ein Sprecher des Autobauers am Montag in Wolfsburg. Darüber seien die Mitarbeiter am Morgen informiert worden. Es handele sich dabei aber nur um einzelne Schichten in einzelnen Montagelinien. Für die betroffenen Mitarbeiter werde Kurzarbeit beantragt.

Grund ist das Hochwasser in Slowenien, von dem ein Zulieferer von Motorteilen betroffen ist. Nach Konzernangaben fehlen daher nun Zahnräder für den Antriebsstrang für Verbrennungsmotoren.

Das VW (Volkswagen (VW) vz)-Stammwerk ist demnach weit weniger betroffen als andere Standorte. In Portugal hatte VW vergangene Woche angekündigt, die Montage in Palmela bei Lissabon ab 11. September für zwei Monate komplett zu stoppen. VW Nutzfahrzeuge in Hannover kündigte am Wochenende an, die Produktion der Verbrennermodelle ab Mitte September für einige Wochen zu unterbrechen. Nur der Elektro-Bus ID. Buzz und die Plug-in-Hybrid-Version des T7 Multivan werden weitergebaut.

Der Betriebsrat hofft, dass der Mangel zügig behoben werden kann. "Die Situation ist natürlich ärgerlich, weil die Auftragslage insbesondere für die Verbrenner-Modelle des Stammwerkes jüngst so gut ausschaute, dass wir sogar auf Sonderschichten zusteuerten", sagte ein Sprecher des Betriebsrats. "Der neuerliche Engpass verhindert nun leider eine Abarbeitung." Man sei aber zuversichtlich, "dass der Engpass kurzfristigerer Natur ist".

IAA: VW zeigt Elektro-GTI - Design soll Markenprofil schärfen

Mit einem Elektro-GTI will Volkswagen sein Profil als E-Marke schärfen. Das bisher nur bei sportlichen Verbrennermodellen wie dem Golf GTI genutzte Kürzel solle künftig auch entsprechende Elektro-Modelle kennzeichnen, kündigte der Chef der Marke VW, Thomas Schäfer, am Sonntagabend bei der Premiere einer Elektro-GTI-Studie im Vorfeld der Automesse IAA Mobility in München an. "Mit dem ID. GTI Concept bringen wir die GTI-DNA ins Elektrozeitalter", sagte Schäfer. Eine Serienversion soll bis 2027 folgen.

Das neue Modell ist Teil der Strategie von Konzernchef Oliver Blume, wonach einzelne Marken sich beim Design stärker voneinander abgrenzen sollen, zugleich aber mehr Technik und auch Produktionsstätten teilen, um Kosten zu senken. "Mit geschärften Designidentitäten gestalten wir markante Produkte und steigern die Differenzierung der Marken", sagte Blume bei einer Veranstaltung des Konzerns. Anders als vor zwei Jahren wurden dabei auch wieder IAA-Neuheiten vorab enthüllt. Blumes Vorgänger Herbert Diess hatte vor zwei Jahren bei der IAA-Vorabveranstaltung fast komplett auf Fahrzeuge verzichtet.

Markenchef Schäfer hatte zuvor im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur angekündigt, bis 2027 elf neue Elektromodelle auf den Markt bringen zu wollen, eines mehr als bisher bis 2026 angekündigt war.

Man wolle zeigen, wie sich die von Verbrennern bekannten Modellbezeichnungen der Marke ins Elektrozeitalter überführen lassen, sagte Schäfer. "Klar ist, dass wir ikonische Namen wie Golf, Tiguan und GTI nicht aufgeben werden, sondern sie in die elektrische Welt überführen", so Schäfer. Bisher tragen die E-Modelle der Marke keine Namen, sondern Nummern wie ID.3, sportliche Modellen erhalten den Zusatz GTX statt GTI.

VW steigt ins Fahrradleasing ein - Blume zieht Bilanz

Der Autobauer Volkswagen (VW) will jetzt auch in das Geschäft mit Leasingfahrrädern einsteigen. Die Finanztochter Volkswagen Financial Services plane eine Beteiligung am niederländischen Anbieter Bike Mobility Services (BMS), mit dessen Mutterkonzern Pon die Wolfsburger bereits beim Autovermieter Europcar zusammenarbeiten, kündigte VW am Montag anlässlich der IAA Mobility in München an. BMS ist beim Fahrradleasing mit Marken wie Business Bike, Lease A Bike und B2Bike vertreten.

"Wir treiben die Transformation systematisch voran und erschließen konsequent weitere attraktive Ertragsquellen im Bereich nachhaltiger Mobilität", sagte Konzernchef Oliver Blume. Von der Beteiligung an BMS verspricht sich der Konzern ein neues, einträgliches Geschäftsfeld in Europa und den USA. Ziel sei es, in Europa die Nummer zwei unter den Fahrradfinanzierern zu werden.

Blume zog anlässlich der Automesse eine positive Bilanz seines ersten Jahres an der Konzernspitze. "Wir kommen gut voran. Und das schneller als geplant", sagte er fast auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Amtsantritt in Wolfsburg. "Wir haben zahlreiche Meilensteine erreicht, wichtige strategische Weichen gestellt." Blume, der zugleich Porsche-Chef ist, hatte den Posten der Konzernspitze am 1. September 2022 von Herbert Diess übernommen.

VW-CEO: Mit neuer Plattform SSP von Beginn an Margenparität

Volkswagen will mit der neuen Plattform für Elektrofahrzeuge (SSP) von Beginn an die gleiche Marge erzielen wie mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. "Wir werden mit SSP nahezu durchgängig Margenparität oder auch höhere Margen erzielen", sagte CEO Oliver Blume am Rande der IAA Mobility zu Journalisten. Bei den aktuellen Plattformen MEB plus und PPE werde das noch nicht bei allen Produkten der Fall sein, aber bei einem Teil der Produkte schon jetzt. Ein konkretes Jahr, wann alle Elektrofahrzeuge das gleiche Profitabilitätsniveau wie Verbrenner haben werden, lasse sich nicht nennen.

Einen ganz entscheidenden Vorteil für VW im zunehmenden Wettbewerb sieht Blume im Markenkern des Wolfsburger Konzerns. "Über Identitäten auch in Ländern schärfen wir unsere Marken", so Blume. Ganz besonders wichtig sei die Strategie von VW, eine "Ikonenstrategie" aufzubauen. "Wir haben Millionen von Fans auf der ganzen Welt, was eine große Möglichkeit ist, uns von anderen Herstellern abzuheben", ergänzte der Manager und verwies auf die Sportartikelindustrie, wo beispielsweise Adidas oder Nike bekannte Marken und Produkte aus den 1980er und 1990er Jahren heute wiederbelebten - und gute Geschäfte machen.

VW: In zwei Jahren Elektrowagen für unter 25.000 Euro

Volkswagen will in zwei Jahren mit einer verbesserten Architektur seiner Elektrofahrzeuge günstigere Autos anbieten. Die Einstiegspreise sollen dann unter 25.000 Euro liegen, kündigte der Wolfsburger DAX-Konzern anlässlich der IAA Mobility in München an. Die dann an den Markt kommenden Fahrzeuge basierten auf einem verbesserten Antriebssystem, dem sogenannten MEB plus. Die Reichweite der Batterien soll höher sein und die Ladezeiten kürzer, verspricht Volkswagen. "Neue vollelektrische Modelle von Volkswagen, Skoda und Cupra mit Einstiegspreisen unter 25.000 Euro werden E-Mobilität für noch mehr Kunden erreichbar machen", sagte CEO Oliver Blume auf der Messe.

VW-CEO: Können uns chinesischem Wettbewerb selbstbewusst stellen

Volkswagen blickt zuversichtlich auf den zunehmenden Wettbewerb auch in Europa mit chinesischen Autoherstellern. "Wir sind bei der Qualität top (...) und haben beim Design große Differenzierungsmöglichkeiten", sagte CEO Oliver Blume am Rande der IAA-Mobility zu Journalisten. Zudem gebe es bei VW eine "Ikonenstrategie", das so genannte Brand Product Heritage, mit der in der Vergangenheit erfolgreiche Marken oder Produkte wiederbelebt werden können. "All das haben unsere neuen Wettbewerber nicht", so Blume. Auf der Kostenseite müsse VW aber dennoch "hart arbeiten". Klar sei aber auch, dass chinesische Hersteller in Europa nicht das Kostenniveau anbieten könnten, was sie in China erreichen. "Wir stellen im Moment im Markt fest, dass die Chinesen etwa zum doppelten Preis anbieten, wie sie in China anbieten", so Blume. Das betreffe etwa Zölle, Logistikkosten oder Aufwendungen für den Aufbau von Händlernetzen.

Die Vorzugsaktie von Volkswagen schloss am Montag via XETRA letztlich 0,02 Prozent leichter bei 108,30 Euro.

WOLFSBURG / HANNOVER / MÜNCHEN (dpa-AFX / Dow Jones)

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