14.09.2023 10:59:45

VCI sieht keinen Silberstreifen - Erholung in weiter Ferne

FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Chemiebranche stellt sich nach dem bereits schwierigen ersten Halbjahr in den kommenden Monaten auf weiteren Gegenwind ein. Die Talsohle sei noch nicht durchschritten, so der Branchenverband VCI. "Die Lage ist ernst und die Stimmung schlecht", heißt es im detaillierten Bericht zum zweiten Quartal. Die Unternehmen rechneten für das laufende zweite Halbjahr mit einer weiteren Verschlechterung der Geschäftslage.

"Hohe Energiepreise und Überregulierung gehen vielen deutschen Unternehmen zunehmend an die Substanz", wird VCI-Präsident Markus Steilemann in der Mitteilung zitiert. Die Politik verschließe zwar nicht die Augen vor den aktuellen Problemen. "Aber Worte sind noch keine Taten. Die Bundesregierung muss den Alarmruf der energieintensiven Industrie ernst nehmen", so Steilemann. Wichtig für die Unternehmen sei ein international wettbewerbsfähiger Strompreis. "Deshalb brauchen wir einen Brückenstrompreis und die Beibehaltung des Spitzenausgleichs", fordert der Verband.

Produktion und Umsatz sinken spürbar

Für das Gesamtjahr 2023 rechnet der VCI weiterhin mit einem Produktionsrückgang von 8 Prozent. Bei rückläufigen Preisen dürfte der Branchenumsatz in diesem Jahr voraussichtlich um 14 Prozent sinken.

Basis des Ausblicks ist auch die trübe Entwicklung bei den Aufträgen. Nach Rückgängen in den vergangenen Monaten sei hier keine Besserung in Sicht. "Wichtige Kundenbranchen wie der Bau oder die Automobilindustrie drosseln angesichts des konjunkturellen Gegenwinds die Produktion und bauen Lagerbestände ab", so der VCI. Der Branchenumsatz dürfte daher seine Talfahrt fortsetzen. "Eine Produktionsausweitung ist nahezu ausgeschlossen und die Kapazitäten bleiben unausgelastet", heißt es weiter. Auch die Chemikalienpreise dürften trotz hoher Produktionskosten sinken und die Margen weiter unter Druck geraten.

Allerdings sei der Auftragsmangel laut einer aktuellen Mitgliederbefragung nicht das größte Problem. "Vielmehr nimmt eine aufwändige Bürokratie, quälend lange Genehmigungsverfahren und eine nicht nachlassende Flut von neuen kleinteiligen Regelungen den Unternehmen die Luft zum Atmen", bemängelt der Verband. Hinzu kämen die im internationalen Vergleich besonders hohen Energie- und Rohstoffpreise und der zunehmende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. "Diese Probleme sind struktureller Natur und hausgemacht - also durch politische Entscheidungen verursacht - und sie verstärken sich gegenseitig."

Kontakt zum Autor: markus.klausen@dowjones.com

DJG/kla/uxd

(END) Dow Jones Newswires

September 14, 2023 05:00 ET (09:00 GMT)

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