11.12.2012 21:23:30

UPDATE2: Energie-Sektor soll Hälfte der Siemens-Einsparungen leisten

   --Produktivität soll bis 2014 um 3,2 Milliarden Euro wachsen

   --Energy-Marge soll von zuletzt 7,8 auf mindestens 12 Prozent steigen

   --Ein Drittel der Einsparungen soll aus Power-Transmission-Bereich kommen

   --Siemens will im Power-Transmission-Bereich weitere 800 Stellen streichen

   --Ausstieg aus Geschäft mit nicht-nuklearen Teilen von Kernkraftwerken möglich

   --Geschäft mit Komplettlösungen für Dampfturbinen wird evaluiert

   (NEU: Weitere Details)

   Von Ursula Quass

   Nach seinem konzernweiten Einkauf hat Siemens den Energie-Sektor als zweiten Pfeiler des geplanten Spar- und Effizienzprogramms identifiziert. Während ein effizienterer Einkauf drei Milliarden Euro sparen helfen soll, sieht Siemens das Potenzial zur Produktivitätssteigerung im Energie-Bereich sogar bei 3,2 Milliarden Euro, darin sind allerdings bereits positive Beiträge von Seiten des Einkaufs enthalten.

   Der größte Teil der geplanten Maßnahmen im Energie-Bereich umfasst Kosteneinsparungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro. Neben dem Einkauf will Siemens auch bei der Fertigung und Projektabwicklung ansetzen. Mehr Ausschreibungen via Internet sollen die Kosten um weitere 100 Millionen Euro reduzieren.

   Die Sektormarge soll von zuletzt 7,8 Prozent bis 2013/14 auf mindestens 12 Prozent steigen. Derzeit tragen die einzelnen Divisionen höchst unterschiedlich zur Energy-Marge bei. Spitzenreiter ist der Bereich Fossil Power Generation, in dem Siemens zum Beispiel Gasturbinen herstellt, mit 18,1 Prozent. Schlusslicht ist das Energieübertragungsgeschäft mit mageren 4,3 Prozent.

   Dort setzt Siemens nun einmal mehr den Rotstift an. Um die Power-Transmission-Marge bis 2015 auf 8 Prozent zu steigern, werden die Kosten um ein Drittel reduziert. Insgesamt soll der Bereich 1,1 Milliarden zum konzernweiten Sparprogramm mit einem Gesamtvolumen von 6 Milliarden Euro beitragen.

   Dafür müssen 8 Prozent aller Power-Transmission-Mitarbeiter gehen. 1.900 der insgesamt 23.500 Mitarbeiter sind betroffen, nachdem bereits im vergangenen Geschäftsjahr 400 Stellen abgebaut worden waren.

   Bereits kommuniziert hatte der Konzern zudem den geplanten Abbau von 490 Stellen im deutschen Transformatorengeschäft sowie die Streichung von weiteren 650 Jobs in Südamerika und Asien. Nun stehen 800 weitere Jobs zur Disposition.

   Das Werk im französischen Grenoble soll komplett geschlossen werden. Wie viele Menschen dort gegenwärtig arbeiten, konnte ein Siemens-Sprecher nicht sagen. Französische Medien spekulieren bereits seit Oktober 2010 über eine Schließung des Standortes. Im Mai wurde die Mitarbeiterzahl auf 800 beziffert.

   Die Belegschaften in Nürnberg und Berlin sollen reduziert werden. In Nürnberg sind 400 der insgesamt 1.000 Mitarbeiter betroffen, die bislang im Trafo-Geschäft arbeiten. Die Stellen sollen bis 2014 so sozial wie möglich abgebaut werden. Auf Kündigungen will Siemens nach Möglichkeit verzichten. Gut die Hälfte der zur Disposition stehenden Jobs in Nürnberg hat der Konzern nach Angaben des Sprechers bereits abgebaut.

   Wie viele Menschen in Berlin gehen müssen, sagte der Konzern nicht. Dass im dortigen Schaltwerk ein Umbau ansteht, ist aber nicht neu: Siemens hatte diesen erstmals 2010 angekündigt.

   Parallel zum Jobabbau in den Industrieländern sollen neue Jobs in den billigeren Ländern China, Indien und Mexiko entstehen. Wie viele, sagte Siemens nicht.

   Alles in allem will Siemens im Rahmen seines Unternehmensprogramms "Siemens 2014" die Ergebnismarge aller vier Sektoren auf mindestens 12 Prozent hochschrauben. Die Kosten dafür sollen sich bis 2014 auf insgesamt 1,5 Milliarden Euro belaufen, davon soll 1 Milliarde Euro im laufenden Geschäftsjahr anfallen. Auf den Energie-Bereich entfallen 400 Millionen Euro an Transformationskosten, drei Viertel davon sollen ebenfalls 2012/13 anfallen.

   Um die Kosten wie geplant zu senken, könnte Siemens erneut sein Portfolio unter die Lupe nehmen. Nach dem Ausstieg aus dem Photovoltaik- und Solarthermie-Geschäft könnte sich der Konzern nun aus dem Bau nicht-nuklearer Teile von Kernkraftwerken verabschieden. Das Geschäft mit Komplettlösungen für Dampfturbinenkraftwerke soll evaluiert werden. Insgesamt sind nach Angaben von Sektor-Vorstand Michael Süß aber "nicht zu viele" Portfolio-Änderungen geplant.

   "Wir sind gut aufgestellt und werden uns in den nächsten beiden Jahren auf unser Kerngeschäft und weitere lukrative Marktsegmente konzentrieren", kündigte Konzern-Vorstandsmitglied Süß beim Energy Capital Market Day im US-amerikanischen Charlotte weiter an. In vielen Bereichen sei Siemens bereits Nummer Eins, insgesamt solle die Markt- und Technologieführerschaft aber weiter ausgebaut werden.

   Kurzfristig erwartet Siemens, dass sich die im Energie-Sektor bedienten Märkte bereits im laufenden und kommenden Geschäftsjahr "ein wenig" vom Abschwung im Geschäftsjahr 2011/12 erholen und zu "moderatem Wachstum" zurückkehren werden. Der Markt für fossile Stromerzeugung soll bereits im laufenden Geschäftsjahr das Niveau der vorangegangenen Jahre erreichen.

   Im Bereich Windenergie rechnet der DAX-Konzern damit, dass bis 2020 weltweit rund 500 Gigawatt an neuen Anlagen installiert werden. Das ist mehr als doppelt so viel Windleistung, wie derzeit in Betrieb ist. Noch in diesem Jahrzehnt soll die Onshore-Windenergie zu gleichen Kosten Strom liefern wie konventionelle Kraftwerke. Bei Offshore soll dies zwischen 2020 und 2030 der Fall sein. Für das laufende Geschäftsjahr sieht Siemens für die Onshore-Windenergiemärkte bei anhaltend starkem Preisdruck kein Wachstum, während die Offshore-Windenergiemärkte ihre Wachstumsdynamik nach der schwachen Nachfrage des Vorjahres zurückgewinnen sollten.

   Von der positiven Entwicklung im Kraftwerksbereich soll auch der Markt für Stromnetze langfristig profitieren. Auch 2012/13 und 2013/14 sollen die Energieübertragungsmärkte "moderat wachsen". Das Umfeld bleibe aufgrund von Überkapazitäten und hohem Preisdruck aber schwierig.

   Im langfristig ausgelegten Service-Geschäft sieht Siemens unverändert ein starkes Standbein. So sei der Serviceumsatz zwischen 2008 und 2012 jährlich um 9 Prozent gewachsen.

Kontakt zur Autorin: ursula.quass@dowjones.com

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   December 11, 2012 14:53 ET (19:53 GMT)

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