Zahlen enttäuschen |
14.02.2025 17:55:00
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United Internet-Aktie und 1&1-Aktie unter Druck: 1&1-Netzausfall und hohe Investitionen drücken United-Internet-Ergebnis
Der tagelange Netzausfall seiner Tochter 1&1 und der verzögerte Umzug vieler Kunden auf das neue Netz belasten United Internet im abgelaufenen Jahr schwer. Damit sackten die Anteilsscheine von 1&1 als Schlusslicht im Nebenwerteindex SDAX um gut sechs Prozent ab.
Analysten hoben besonders die Enttäuschung beim operativen Ergebnis negativ hervor. Sowohl United Internet als auch 1&1 hätten mit der entsprechenden Kennziffer die Markterwartungen deutlich verfehlt.
Im Mai hatte ein fehlerhaftes Software-Update das 1&1-Mobilfunknetz tagelang lahmgelegt und dem Konzern Tausende Sonderkündigungen eingebrockt. 1&1 will für das fehlerhafte Update und die Verzögerungen beim Kundenumzug von seinem Partner entschädigt werden. Dass dies noch nicht geschehen sei, ist dem Experten Ulrich Rathe vom US-Analysehaus Bernstein Research zufolge wohl der Hauptgrund für die Enttäuschung beim Gewinn von 1&1.
Die Ergebnisse von 1&1 und United Internet dürften insgesamt die Besorgnis über den sich verschlechternden deutschen Mobilfunkmarkt nicht mindern, zumal die Preisgestaltung bis 2025 aggressiver geworden sei, sagt Analyst Ben Ricket von New Street Research.
Der Kursrutsch der United-Internet-Aktien am Freitag hat die seit Jahresanfang angesammelten, zaghaften Kursgewinne mit einem Schlag ausradiert. Stattdessen gerät nunmehr wieder das Mitte Januar erreichte Tief seit August 2023 wieder in den Fokus.
Im Mai hatte ein fehlerhaftes Software-Update das 1&1-Mobilfunknetz tagelang lahmgelegt und dem Konzern Tausende Sonderkündigungen eingebrockt. Konzernchef Ralph Dommermuth schätzte die Zahl der Kündigungen infolge des Ausfalls auf 50.000. Zudem preschte der Konkurrent Telefonica Deutschland (Telefonica) (O2) mit besonders guten Angeboten vor, zuletzt verzeichnete das Unternehmen netto ein Plus von gut 200.000 Verträgen. Unter diesem Druck leidet auch der britische Vodafone-Konzern (Vodafone Group).
Wegen des anhaltend harten Wettbewerbs stutzte der 1&1-Vorstand im Herbst dann sein Wachstumsziel: Nach Abzug von Kündigungen rechnete er seither noch mit 100.000 bis 200.000 neuen Vertragskunden im Gesamtjahr. Zuvor hatten noch an beiden Enden der Spanne jeweils 100.000 Kunden mehr auf dem Zettel gestanden. Auf Basis vorläufiger Zahlen entschieden sich rund 130.000 Neukunden für 1&1-Produkte.
Auf Konzernebene stieg der Umsatz des vergangenen Jahres unterdessen um knapp zwei Prozent auf 6,3 Milliarden Euro - damit hatten sowohl das Management als auch Analysten im Mittel gerechnet. Das moderate Wachstum erklärte sich United Internet damit, dass der Konzern weniger Endgeräte wie Smartphones und Tablets verkaufte.
Im Tagesgeschäft lief es hingegen nicht so wie erhofft: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stagnierte bei knapp 1,3 Milliarden Euro und blieb damit hinter den Erwartungen von Vorstand und Branchenkennern. Nach Darstellung von 1&1 verzögert sich der Umzug von Kunden auf das eigene Netz zudem, weil ein Ausbaupartner nicht genug Komponenten vorrätig hatte. Erst ab Oktober sei die Migration von Bestandskunden "wieder umfangreich aufgenommen" worden, sodass geplante Kosteneinsparungen größtenteils nicht möglich waren.
1&1 will für das fehlerhafte Update und die Verzögerungen beim Kundenumzug von seinem Partner entschädigt werden. Branchenkreisen zufolge handelt es sich dabei um den japanischen Rakuten-Konzern. Verhandlungen über entsprechende Entschädigungszahlungen seien bislang nicht abgeschlossen. Bis zur geplanten Vorlage der endgültigen Geschäftszahlen für das vergangene Jahr am 27. März dürften sich die Parteien nicht einigen, hieß es. Insidern zufolge geht es um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag.
Deutsche-Bank-Analyst Keval Khiroya verwies darauf, dass 1&1 aufgrund der zunehmenden Komplexität beim Netzaufbau und des aggressiven Preiskampfs die Pläne zum Aufbau eines eigenen Netzes überdenken könnte. Eine Kehrtwende - etwa hin zu einem Modell als Großhandelspartner, einer Konsolidierung oder einem Gemeinschaftsunternehmen - hätte wohl erhebliches Potenzial für den derzeitigen Aktienkurs. Der Mix aus Ausbaukomplikationen, Problemen bei der Kundenmigration und dem verschärften Wettbewerb dürfte bei Investoren Fragen darüber aufwerfen, inwiefern die Kosten für den Netzaufbau und die damit erhofften Erträge gerechtfertigt sind, schrieb Goldman-Sachs-Analyst Andrew Lee. Nach dem Schulterschluss mit Vodafone dürfte ein Szenario ohne eigenes Netz "erhebliche Rendite- und Kurssteigerungen" ermöglichen. UBS-Branchenkenner Polo Tang ist in seinem Urteil da ganz klar: Er erachtet den Netzaufbau klar als "unnötig".
MONTABAUR (dpa-AFX)
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