Anlagestrategie |
13.04.2013 03:00:02
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Überraschung: Die wahren Dividenden-Stars
Die wohl letzte Bestmarke der T-Aktie wackelt jetzt auch: Knapp über drei Milliarden Euro schüttet die Deutsche Telekom nach der Hauptversammlung im Mai als Dividende aus — mehr als jeder andere DAX-Konzern. Ab dem kommenden Jahr ist dann Bescheidenheit angesagt: Weil der Konzern Milliarden in die Modernisierung seiner Netze investieren muss, wird die Dividende gekürzt. Statt 70 Cent wird es für jedes Papier nur noch 50 Cent geben. Die Ausschüttungssumme sinkt damit auf knapp 2,2 Milliarden Euro.
Gibt es keine Überraschungen, wird Siemens der neue Ausschüttungsriese unter Deutschlands Topkonzernen. Die Münchner haben bereits in diesem Jahr mehr als 2,5 Milliarden Euro verteilt. Siemens hat nicht nur Masse zu bieten: Der Konzern gehört zu den zuverlässigsten Dividendenzahlern der deutschen Wirtschaft. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat der Industriekonzern nach eigenen Angaben nur zweimal — 1971 und 1987 — seine Dividende gekürzt.
Ähnlich eindrucksvoll ist der Lauf der Munich Re. Der Versicherungskonzern hat es sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt, die Dividende zumindest auf dem Niveau des Vorjahres zu halten — und dieses Versprechen seit 1969 regelmäßig eingelöst.
Auch auf andere DAX-Mitglieder können sich Aktionäre in Sachen Dividende verlassen: Der Konsumgüterhersteller Henkel hat seit dem Börsengang im Jahr 1985 seine Ausschüttung zumindest konstant gehalten, der Softwareriese SAP seit Erstnotierung 1989. Der Gesundheitskonzern Fresenius hat seine Dividenden seit 1993 sogar durchgehend gesteigert. Bei Fresenius Medical Care steigt die Ausschüttung ohne Unterbrechung sei 1997.
Erfolgreiche Serientäter
Solche Serien sind mehr als Zahlenspiele. Statistiken aus den USA zeigen: Unternehmen mit einer sauberen Dividendenhistorie entwickeln sich langfristig oft besser als die Masse. Berühmt sind die sogenannten Aristokraten. Das sind Unternehmen, die ihre Dividende mindestens 25 Jahre in Serie gesteigert haben. Über die vergangenen zehn Jahre haben sie eine Gesamtrendite von 185 Prozent erzielt. Der breit aufgestellte amerikanische Aktienindex S & P 500 schaffte knapp 110 Prozent. Die Dividendenstars waren also deutlich besser.
Die bloße Dividendenrendite der einzelnen Aristokraten ist eher unspektakulär. Viele Titel kommen auf Werte von zwei oder drei Prozent, einige sogar auf weniger als ein Prozent. Qualitätsnachweis ist nicht die absolute Höhe der Dividendenrendite, sondern die Kontinuität. Denn: Unternehmen, die über die Höhen und Tiefen mehrerer Konjunkturzyklen hinweg ihre Ausschüttung steigern konnten, müssen eine besondere Qualität mitbringen.
Oft stammen diese Unternehmen aus defensiven Branchen und sind deshalb nur eingeschränkt abhängig von der allgemeinen Konjunkturlage. Oder sie sind in attraktiven Nischen positioniert und profitieren stark von großen Trends wie dem Wachstum der Schwellenländer.
Eine klar definierte Dividendenpolitik hat auch positive Nebenwirkungen: Sie diszipliniert das Management. Wer zu Beginn eines Geschäftsjahres weiß, dass er eine hohe Summe frei verfügbarer Mittel erwirtschaften muss, wird sich sehr genau überlegen, ob er allzu große Risiken eingeht. „Ein Management setzt sich ungern der Kritik aus, die Dividenden nicht halten zu können“, erklärt Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanz Zentrums.
Noch eine andere Beobachtung spricht für Dividendenwerte: Sie schwanken meist weniger stark als der breite Markt. Das liegt nicht nur am oft defensiven Geschäftsmodell der entsprechenden Unternehmen.
Dividende verpflichtet
Viele Besitzer von Dividendenwerten sind langfristig orientiert. „Investoren trennen sich für gewöhnlich nicht so schnell von einer ausschüttungsstarken Aktie, die auch in einem negativen oder stagnierenden Marktumfeld noch verhältnismäßig gut planbare Erträge verspricht“, heißt es in einem Strategiepapier von Allianz Global Investor.
Großinvestoren wie Pensionsfonds und Stiftungen, die auf kalkulierbare Erträge angewiesen sind, stehen im aktuellen Wirtschaftsumfeld vor einem besonderen Problem: Eigentlich sind Staatsanleihen solider Staaten wie Deutschland und USA wichtiges Fundament ihrer Depots. Diese Papiere werfen auf aktuellem Niveau aber kaum noch Rendite ab. Für die zehnjährige Bundesanleihe etwa gibt es nur rund 1,5 Prozent. Rechnet man die Inflation hinzu, kann ein Investor damit bestenfalls sein Vermögen erhalten.
Nicht viel besser sieht es bei Anleihen von Unternehmen aus. Europaweit bieten solide Unternehmen zwei Prozent Rendite. Dem steht eine Dividendenrendite von mehr als drei Prozent beim DAX oder dem MSCI Europe gegenüber. Die Diskrepanz zwischen den Dividendenrenditen und den Renditen von Unternehmensanleihen sei zumindest für europäische Unternehmen noch nie so hoch gewesen, erklärt Jörg de Vries-Hippen von Allianz Global Investors.
Ihre wahre Stärke entwickeln Dividendenwerte oft erst langfristig: So ist die Dividendenrendite von McDonald’s mit knapp über drei Prozent nicht sonderlich spektakulär, vor allem gemessen an Werten von Dividendenriesen wie der Deutschen Telekom. Eine hohe Ausschüttung allein bringt aber keine attraktive Rendite.
Aktionäre in der Renditefalle
Selbst wenn die Dividende der Telekom auf das Niveau von 70 Cent zurückkehren sollte, wäre das noch kein Kaufargument für die T-Aktie. Für nachhaltig steigende Kurse muss ein Unternehmen im operativen Geschäft wachsen. Die Möglichkeiten dafür aber sind je nach Branche und Unternehmen sehr unterschiedlich.
Die Deutsche Telekom steckt in einer Wachstumsfalle — im Heimatmarkt muss sich der rosa Riese gegen kleinere Wettbewerber behaupten. Die Expansion in fremde Länder ist nur über teure und entsprechend riskante Übernahmen zu realisieren. Einfacher hat es McDonald’s. Die Fast-Food-Kette kann ihr Geschäftsmodell überall auf der Welt umsetzen. Je nach Region wird die Speisekarte angepasst, das Grundprinzip aber ist in China nicht anders als in den USA oder Europa. Mittlerweile gehören 34.000 Restaurants in 119 Ländern zum Netzwerk der weltgrößten Burgerkette.
Natürlich ist auch das Geschäft von McDonald’s kein Selbstläufer — hartnäckige Konkurrenz oder auch steigendes Gesundheitsbewusstsein in westlichen Ländern belasten. Das Wachstumspotenzial jedoch dürfte schon aufgrund der Expansion in neue Länder, aber auch durch die Einführung neuer Produkte noch immer groß sein.
Analysten erwarten laut der vom Datendienst Bloomberg ermittelten Konsensschätzung, dass der Burgerbrater seine Dividende von zuletzt 2,87 Dollar je Aktie bis zum Jahr 2015 auf 3,77 Dollar steigern wird. Die Dividendenrendite würde damit von 3,2 auf 3,8 Prozent anwachsen.
Aristokraten aus Deutschland
In Deutschland wurde die Dividende von vielen Unternehmen lange vernachlässigt. Serien, wie sie die US-Aristokraten bieten, sucht man unter Deutschlands Topkonzernen deshalb vergeblich. Immerhin sieben Aktien aus dem DAX haben in den vergangenen zehn Jahren ihre Dividende kein einziges Mal gesenkt. Auch bei diesen Miniaristokraten fällt auf, dass die absolute Dividendenrendite meist niedrig ist.
SAP und Fresenius beispielsweise kommen auf Werte deutlich unter zwei Prozent. Auch wenn die Ausschüttung bei diesen Unternehmen weiter steigen sollte: Renditen auf diesem Niveau sind für einen aktiv nach Ausschüttung suchenden Anleger zu niedrig. Auch deshalb sollten Dividendenjäger über die Landesgrenzen schauen.
Vor allem die Schweiz bietet attraktive Dividendenwerte. Ein Klassiker ist Nestlé. Der Konsumgüterkonzern profitiert von seinen starken Marken wie Nescafé. Sie ermöglichen es dem Konzern, steigende Kosten über Preiserhöhungen an den Kunden abzuwälzen, bieten also einen gewissen Inflationsschutz.
Ähnlich sieht es beim Tabakkonzern British American Tobacco aus. Zwar geht der prozentuale Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung zurück. Wegen der hohen Geburtenrate in den Schwellenländern dürfte unterm Strich die absolute Zahl der Raucher aber zunehmen. Das schafft die Basis für weiter steigende Dividenden der Tabakindustrie. Auch bei den Dividendenwerten müssen Anleger sehr genau hinschauen. „Generell gilt: je höher die Rendite, desto größer das Risiko, dass etwas nicht stimmt“, erklärt Thomas Schüssler, Dividendenexperte der Fondsgesellschaft DWS.
Der Ölkonzern Total beispielsweise hat seine Ausschüttung seit mehr als zehn Jahren nicht gesenkt. Zusätzlich bieten die Franzosen auf das Papier eine Dividendenrendite von rund sechs Prozent — ein außergewöhnlich hoher Wert also. Der erklärt sich unter anderem mit den Risiken im operativen Geschäft eines Ölkonzerns. Die Dividendenhistorie hat zudem Schönheitsfehler: In den Jahren 2007 bis 2011 stagnierte die Ausschüttung. Zwar wurde die Dividende für 2012 erstmals wieder angehoben, dennoch sollten Anleger bei Total nicht mit regelmäßig steigenden Auszahlungen rechnen.
Auch beim britischen Mobilfunkkonzern Vodafone müssen Anleger die Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent mit einem höheren Risikoprofil bezahlen. Italien und Spanien — zwei von der Eurokrise besonders schwer betroffene Länder — gehören zu den größten Märkten von Vodafone. Dem stehen zwar deutliche Zuwächse in Schwellenländern gegenüber, doch sind diese nicht groß genug, um den negativen Gesamttrend umzukehren.
€uro am Sonntag hat internationale Aktien herausgefiltert, die über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren ihre Ausschüttung konstant gehalten oder aufgestockt haben und auch langfristig steigern sollten.
Investor-Info
Dividende
Fallschirmeffekt
Aktien mit Dividende schonen die Nerven der Anleger. Das zeigt ein Blick auf die Entwicklung des amerikanischen Aktienindex S & P 500: Über die vergangenen 40 Jahre waren die Kursausschläge
bei Unternehmen, die eine Dividende ausschütten, deutlich niedriger als bei Unternehmen ohne Ausschüttung. Die Dividende wirkt in schlechten Zeiten also wie eine Art Fallschirm. Ein Grund: Dividendenwerte kommen oft aus defensiven Branchen.
Dividendenfonds I
DWS Top Dividende
Auf internationale Schwergewichte setzt Fondsmanager Thomas Schüssler mit dem DWS Top Dividende (DE 000 984 811 9). Depottitel sollen neben einer attraktiven Rendite auch Dividendenwachstum und eine angemessene Ausschüttungsquote aufweisen. Langfristig liegt die Dividendenrendite des Portfolios bei 4,0 bis 4,5 Prozent. Größte Positionen waren zuletzt Johnson & Johnson, Roche und Nestlé. Der Fonds hat aufgrund seiner überdurchschnittlichen Performance die FondsNote 1.
Dividendenfonds II
M & G Global Dividend
Fondsmanager Stuart Rhodes setzt besonders gern auf Unternehmen, die ihre Dividende kontinuierlich steigern. Zu den größten Positionen des M & G Global Dividend (GB 00B 39R 2S4 9) zählten zuletzt neben Schwergewichten wie Novartis auch eher unbekannte Titel wie der Methanolspezialist Methanex. Der international ausgerichtete Fonds ist thesaurierend, schüttet also keine Erträge aus. Aufgrund
der überdurchschnittlichen Performance kommt der M & G Global Dividend auf die FondsNote 1.
ETF
Billiger, aber riskanter
Mit börsennotierten Indexfonds setzen Anleger auf ein starres Portfolio. Das hat den Vorteil, dass die Kosten für einen Fondsmanager gespart werden. Der Nachteil wurde im Schatten der Lehman-Krise der Jahre 2008/2009 sichtbar. Bis dahin galten Bankaktien als Dividendenwerte, rissen dann aber die Kurse nach unten. Das allerdings war eine Sondersituation. International ausgerichtete Anleger können beispielsweise mit einem ETF von iShares den Global-Select-100-Dividend-Index abbilden.
Der Aktienkorb (ISIN: DE000A0F5UH1) setzt auf 40 amerikanische und jeweils 30 europäische sowie asiatische Unternehmen mit hoher Dividendenrendite.
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