18.12.2024 17:15:25

Sorge vor Übertreibungen

Kolumne

Jahresendrally pausiert: Die deutschen Aktienbörsen haben sich in der vergangenen Woche ohne klaren Trend präsentiert. Auf neue Rekordstände beim Deutschen Aktienindex (Dax) folgten regelmäßig moderate Rücksetzer, insgesamt zeigte sich der Index stabil. Streckenweise verlief der Handel impulsarm, besonders vor der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) hielten sich viele Anleger zurück. Der Zinsentscheid fiel mit einer Reduktion um 0,25 Basispunkte so aus, wie von vielen Marktteilnehmern erwartet, für merkliche Bewegung an den Börsen sorgte die EZB-Entscheidung dadurch nicht. Auch die zweite wichtige Veröffentlichung der vergangenen Woche, die US-Inflationszahlen, lag im Rahmen der Markterwartungen und blieben ohne größere Impulse.

Rückblick: Dax tritt auf der Stelle

Der Dax, der am vergangenen Freitag bei einem Stand von 20.522 Zählern einen neuen Verlaufsrekord markierte, rückte im Wochenvergleich letztlich um 0,1 Prozent vor auf 20.405,92 Punkte. Der MDax verlor dagegen deutliche 2,9 Prozent auf 26.527,69 Zähler. Der TecDax sank um 0,2 Prozent auf 3.521,26 Punkte.

Zu den Wochenverlierern im Dax zählten die Titel von Rheinmetall mit einem Minus von 4,8 Prozent. Nach dem erheblichen Anstieg im bisherigen Jahresverlauf nahmen etliche Anleger Gewinne mit, zudem belastete ein Treffen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Zulegen konnte dagegen der Kurs der Münchener Rück, und zwar um 1,4 Prozent. Der erste Ausblick des Rückversicherers auf das kommende Jahr kam bei den Investoren gut an. Im MDax sackten die Titel von Teamviewer um 16,7 Prozent ab. Eine geplante Übernahme in den USA könnte zu teuer werden, befürchteten Anleger und Analysten.

Zurückhaltung vor EZB-Entscheidung

Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche merklich nachgegeben. Während sich etliche Anleger im Vorfeld der EZB-Entscheidung zurückgehalten hatten, reagierten sie dann vielfach mit Enttäuschung auf den prognostizierten Zinsschritt. Als Ursache sahen Beobachter, dass sich viele Marktteilnehmer deutlichere Signale auf weitere Zinssenkungen gewünscht hätten. Nun bleibe die Unsicherheit erhalten, hieß es. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zog im Wochenvergleich von 2,12 auf 2,24 Prozent an. Die Umlaufrendite erhöhte sich von 2,09 auf 2,17 Prozent.

Run auf Technologiewerte

Die US-Aktienbörsen haben sich in der vergangenen Woche erneut unterschiedlich entwickelt. Während vor allem Technologiewerte von den Hoffnungen auf weiter sinkende Zinsen profitierten, zeigten sich Standardwerte schwächer. Der Dow-Jones-Index büßte im Wochenvergleich 1,8 Prozent ein auf 43.828,06 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 reduzierte sich um 0,6 Prozent auf 6.051,09 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100, der am vergangenen Freitag im Verlauf ein neues Rekordhoch markierte, verbesserte sich um 0,7 Prozent auf 21.780,25 Punkte. Neben den Zinserwartungen trieb hier ein Kurssprung beim Halbleiterkonzern Broadcom um fast 24 Prozent am vergangenen Freitag, die Markkapitalisierung überstieg erstmals die Grenze von einer Billion US-Dollar. Hintergrund waren gut aufgenommene Zahlen und Ausblick.

Ausblick: Impulse von der Geldpolitik

Angesichts des deutlichen Plus beim Dax im bisherigen Jahresverlauf und der fulminanten Jahresendrally zeigen sich etliche Beobachter besorgt, dass der aktuelle Indexstand übertrieben sein könnte. Entsprechend sind ihrer Meinung nach in der aktuellen, letzten vollständigen Handelswoche des Jahres Rücksetzer durchaus möglich.

Die wesentlichen Impulse dürften in den kommenden Tagen wieder einmal von Seiten der Geldpolitik kommen. Im Fokus steht dabei die Entscheidung der US-Notenbank Fed. Überwiegend wird an den Märkten mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte gerechnet. Sollte diese allgemeine Erwartung enttäuscht werden, dürfte sich das merklich an den Aktienbörsen bemerkbar machen. Ansonsten dürfte die Aufmerksamkeit der Anleger vor allem den Ausführungen der Notenbanker und den möglichen Signalen auf das Vorgehen im kommenden Jahr gelten. Neben der Fed entscheiden zudem die Bank of England und die Bank of Japan über ihre Geldpolitik.

Konjunktur und Verfallstag

Daneben könnten Konjunkturdaten wieder eine größere Rolle spielen. Hier stehen beispielsweise Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone, die USA und China auf der Agenda. Aus Deutschland kommen der Ifo-Geschäftsklimaindex und die ZEW-Konjunkturerwartungen, zudem das GfK-Verbrauchervertrauen. In den USA werden unter anderem die Einzelhandelsumsätze, die persönlichen Einkommen und Ausgaben und das Verbrauchervertrauen veröffentlicht.

Von Unternehmensseite könnten die Geschäftszahlen der US-Konzern Fedex und Nike interessieren, die Einfluss auf hiesige Branchenwerte wie DHL beziehungsweise Adidas haben könnten. Zu Ende der Handelswoche könnte zudem der große Verfallstag an den Terminbörsen für Kursbewegungen ohne erkennbaren Anlass sorgen, wenn große Investoren versuchen, Kurse in die gewünschte Richtung zu bewegen.

Ausgewählte wichtige Termine der Woche

Montag, 16.12.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; New York Empire State Produktionsindex (USA)
Dienstag, 17.12.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); ZEW-Konjunkturerwartungen (Deutschland); Einzelhandelsumsätze in den USA; Industrieproduktion in den USA
Mittwoch, 18.12.: Verbraucherpreise in der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank;
Donnerstag, 19.12.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England; Bruttoinlandsprodukt der USA; Philadelphia Fed Herstellungsindex (USA); Persönliche Konsumausgaben in den USA; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Japan
Freitag, 20.12.: Erzeugerpreise in Deutschland; Großer Verfallstag an den Terminbörsen; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Inflationserwartungen der US-Verbraucher

Ulrich Kirstein ist Pressesprecher der Börse gettex. Der Betriebswirt und Kunsthistoriker schreibt über Literatur und Börse, interviewt alle 14 Tage in Börse am Donnerstag den Leiter Marktsteuerung und hat u.a. mit Christine Bortenlänger Börse für Dummies und Aktien für Dummies verfasst.

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