28.01.2014 20:05:32

Siemens-Aufsichtsrat trotz massiver Kritik entlastet

   Von Ursula Quass

   Trotz des Widerstands mehrerer Aktionärsschützer ist der Aufsichtsrat des Industriekonzerns Siemens bei der Hauptversammlung in München pauschal entlastet worden. Der bei dem Aktionärstreffen in der Münchener Olympiahalle viel kritisierte Chef des Kontrollgremiums, Gerhard Cromme, erhielt mit 95,22 Prozent Zustimmung den schlechtesten Wert aller Führungsmitglieder. Neu-Aufsichtsrat Jim Hagemann Snabe, derzeit noch Co-CEO bei SAP und bald auch Aufsichtsrat bei dem Software-Unternehmen, erhielt 98,57 Prozent der Ja-Stimmen. Der Vorstand wurde ebenfalls entlastet, Vorstandschef Joe Kaeser mit 98,57 Prozent, sein Finanzvorstand Ralf Thomas mit 98,94 Prozent. "Damit schließe ich die Hauptversammlung und werde jetzt rasch zwei Bier trinken", sagte Cromme, der die Hauptversammlung Kraft seines Amtes geleitet hatte, kurz vor 19.30 Uhr und damit neuneinhalb Stunden nach Beginn des Aktionärstreffens.

   Zuvor hatten mehrere Aktionärsschützer, allen voran die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Widerstand gegen eine Entlastung des Aufsichtsrats angekündigt. SdK-Redner Markus Kienle wollte seine ablehnende Haltung aber "nicht als Zeichen von Unfähigkeit missverstanden" wissen. "Es ist der Ausdruck der Unzufriedenheit mit dem Umgang der Probleme im abgelaufenen Geschäftsjahr und eine Warnung, so im laufenden Geschäftsjahr nicht weiterzumachen."

   Hauptgrund für die Verweigerungshaltung war laut dem SdK-Vertreter "Dilettantismus" bei der "offen und öffentlich ausgetragenen Kontroverse um die Personalie Löscher", die der Aktionärsschützer als "besonderes Kabinettstückchen" kritisierte. Peter Löscher hatte nach einem beispiellos ausgetragenen Machtkampf Ende Juli seinen Posten als Vorstandschef räumen müssen. Zu seinem Nachfolger wurde das bis dato als Finanzchef agierende Siemens-Urgestein Kaeser bestellt.

   Kritik an dem schmutzigen Führungswechsel schwang auch in den Vorträgen zahlreicher anderer Redner mit. Im Mittelpunkt der Aktionärsschelte stand aber auch Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, den zahlreiche große Aktionärsvertreter wie auch Einzelaktionäre aufforderten, endlich seine Nachfolge zu regeln. Der 70-Jährige verteidigte sein Vorgehen wie auch das des Gremiums. Mit Bezug auf die Forderung nach einer Erneuerung an der Spitze des Aufsichtsrats sagte Cromme, es gebe hier "keine heiligen Kühe", "auf keiner Position". Konkrete Aussagen, wann er gedenke, den Weg für einen Nachfolger freizumachen, verweigerte Cromme - auch aufgrund des Fehlens eines geeigneten Nachfolgers.

   Insgesamt waren rund 7.700 Siemens-Aktionäre in die Münchener Olympiahalle geströmt. Inklusive der Briefwähler waren auf der Hauptversammlung damit knapp 45 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals vertreten. Vor einem Jahr waren noch gut 400 Anteilseigner mehr zu der Veranstaltung gekommen.

   Kontakt zur Autorin: ursula.quass@wsj.com

   DJG/uqu/cln

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