23.05.2016 10:51:40

ROUNDUP 3/Megaübernahme: Bayer will Monsanto für 62 Milliarden Dollar kaufen

(neu: Telefonkonferenz, Analysten und Aktienkurs)

LEVERKUSEN/ST. LOUIS (dpa-AFX) - Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Bayer will den US-Konzern Monsanto für 62 Milliarden Dollar schlucken und so zur Nummer Eins im Agrochemie-Markt aufsteigen. "Wir sind seit langem von Monsanto beeindruckt und teilen die Überzeugung, dass durch ein integriertes Geschäft erheblicher Wert für die Aktionäre beider Unternehmen entstehen würde", sagte Bayer-Chef Werner Baumann am Montag laut Mitteilung.

Mit der Übernahme würde Bayers Konzernumsatz auf rund 60 (bisher: 46,3) Milliarden Euro hochschnellen und die Zahl der Mitarbeiter auf fast 140 000 (bisher: knapp 117 000) klettern. Auf einen Schlag würde Bayer so auch zum größten Saatguthersteller der Welt. Der Hauptsitz des gesamten Agrochemiegeschäfts soll in Monheim bleiben und das Saatgutgeschäft in St. Louis (Missouri) angesiedelt werden.

Am Donnerstag hatten die Konzerne bereits Gespräche bestätigt, aber keine Details genannt. Zum aktuellen Angebot hat sich Monsanto bisher nicht geäußert.

BAYER: 'SEHR ATTRAKTIVE' OFFERTE

Bayer bietet je Monsanto-Aktie 122 US-Dollar (108,70 Euro) in bar. Zum genannten Preis kommen noch Schulden hinzu. Am Freitag hatten die Monsanto-Aktien bei 101,52 Dollar geschlossen. Die schriftlich unterbreitete Offerte entspreche einem Aufschlag von 37 Prozent auf den Monsanto-Schlusskurs vor zwei Wochen, erklärte Bayer. Kurz danach waren erste Spekulationen aufgekommen.

Die Offerte sei "sehr attraktiv", warb Bayer-Chef Baumann. Er zeigte sich auch von der industriellen Logik überzeugt. Es gebe insgesamt wenig Überschneidungen. Man erwarte gespannt auf die Antwort der Monsanto-Führung. Der US-Konzern hatte in der vergangenen Woche von einer unaufgeforderten Offerte gesprochen.

KAPITALERHÖHUNG

Zur Finanzierung setzt Bayer neben dem Einsatz von Fremdkapital auch auf eine Kapitalerhöhung. Der Eigenkapitalanteil solle rund 25 Prozent abdecken, hieß es. Laut Analysten dürfte die Bayer-Verschuldung zunächst auf mehr als 40 Milliarden Euro klettern. Durch die Übernahme der rezeptfreien Mittel des US-Konzerns Merck liegt die Verschuldung bereits bei rund 16 Milliarden.

Bayer will die größte Übernahme in der Firmengeschichte ohne den Verkauf von Unternehmensteilen stemmen. Portfolio-Maßnahmen seien nicht geplant und notwendig, sagte Baumann. Analysten hatten darüber spekuliert, dass das Tiermedizingeschäft verkauft werden könnte.

Bayer selbst hat sich in den vergangenen Jahren zum Spezialisten rund um die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze gewandelt. Das machte Bayer zeitweise zum wertvollsten Dax-Konzern. Zuletzt brachte Bayer die Kunststofftochter Covestro an die Börse. Aktuell hält der Aspirin-Hersteller noch 64 Prozent - doch Bayer will sich komplett von Covestro trennen.

BAYER-AKTIEN WEITER UNTER DRUCK

Am Finanzmarkt kamen auch die Details zur Übernahme nicht gut an. Bereits am Donnerstag hatten die Gespräche den Bayer-Aktienkurs stark belastet und die Monsanto-Bewertung kräftig in die Höhe getrieben. Am Montag fiel die Bayer-Aktie um weitere 3 Prozent und war damit Dax-Schlusslicht. Auch Covestro-Aktien standen mit Abschlägen von mehr als 3 Prozent unter Druck. Für ein erstes Angebot sei der Preis recht hoch, erklärte ein Händler. Auch DZ-Bank-Analyst Peter Spengler sprach von einer "hohen Prämie". Strategisch und regional sei Monanto aber eine "gute Ergänzung".

Der Zusammenschluss soll laut Bayer im ersten vollen Jahr nach dem Abschluss der Transaktion einen positiven Beitrag zum bereinigten Ergebnis je Aktie im mittleren einstelligen Prozentbereich leisten und später im zweistelligen Prozentbereich. Die Synergien dürften nach drei Jahren bei rund 1,5 Milliarden Dollar pro Jahr liegen, hieß es weiter.

HOHER DRUCK IN DER ARGRARCHEMIE

In der Chemiebranche brodelt seit langem die Gerüchteküche über die Zukunft der Unternehmen, die sich auf das Geschäft mit der Landwirtschaft spezialisiert haben. Dieses steht wegen niedrigerer Preise für Agrarprodukte, der Turbulenzen in den Schwellenländern und der Rezession in Brasilien seit einiger Zeit unter erheblichem Druck. Aus diesem Grund war auch der weltgrößte Chemiekonzern BASF als möglicher Interessent für Monsanto genannt worden. Der Ludwigshafener Chemiekonzern wollte sich am Montagmorgen nicht zum Bayer-Angebot äußern.

Monsanto will sein Geschäft seit längerem stärken und hatte dazu selbst eigene Zukäufe oder Partnerschaften im klassischen Pflanzenschutz ins Auge gefasst. In jüngster Zeit war der Konzern aber mit seinen Übernahmeplänen in Europa gescheitert. So blitzte Monsanto etwa 2015 beim schweizerischen Konzern Syngenta ab. Diesen will nun das chinesische Unternehmen ChemChina für 43 Milliarden Dollar schlucken. Jetzt ist Monsanto selbst zu einem Übernahmekandidaten geworden.

FUSIONSKARUSSELL

In der Chemiebranche dreht sich das Fusionskarussell nicht nur beim Geschäft mit Saatgut und Pflanzenschutz. So planen die US-Konzerne Dow Chemical und Dupont (E I DuPont de Nemours and) den größten Zusammenschluss in der Branche. Sie würden damit erst einmal den Branchenprimus BASF vom Thron stoßen. Allerdings wollen sich die beiden US-Konzerne nach der geplanten Fusion in drei börsennotierte Unternehmen aufspalten, darunter ein schlagkräftiger Agrarchemiekonzern./jha/mne/das

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