12.12.2012 15:54:35

ROUNDUP 2: Versicherer Provinzial wird endgültig nicht an Allianz verkauft

    KIEL (dpa-AFX) - Die Versicherung Provinzial Nordwest wird nicht an die Allianz oder einen anderen privaten Konkurrenten verkauft. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Vorstand des Sparkassen- und Giroverbandes Schleswig-Holstein am Mittwoch in Kiel. Vor dem Verbandssitz hatten seit dem frühen Morgen 2.000 Beschäftigte bei klirrender Kälte lautstark gegen einen Verkauf demonstriert. Laut Medienberichten soll die Allianz deutlich mehr als 2,25 Milliarden Euro geboten haben.

 

    Im Kieler Landtag, der in einer Aktuellen Stunde über das Schicksal der Provinzial debattierte, begrüßte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) die Entscheidung: "Die Landesregierung steht zur Provinzial als öffentlich-rechtlicher Versicherer." Der öffentlich-rechtliche Sektor habe sich in der Finanzkrise als Rückhalt erwiesen und müsse gestärkt werden, wo immer es geht.

 

    "Das ist ein Riesenerfolg", sagte Verdi-Landesleiter Frank Schischefsky der Nachrichtenagentur dpa. Die Provinzial hat in Norddeutschland 3.000 Mitarbeiter, darunter 2.000 in Schleswig-Holstein.

 

    Mit der Vorstandsentscheidung sei ein Verkauf "definitiv vom Tisch", sagte der Präsident des Verbandes, Reinhard Boll. Die Entscheidung sei mit den anderen Anteilseignern zwar noch nicht besprochen worden, für einen Verkauf wäre aber ein einstimmiger Beschluss notwendig. Anteilseigner sind neben dem Kieler Verband (18 Prozent) die Sparkassenverbände Westfalen-Lippe (40 Prozent), der Rheinische Sparkassen- und Giroverband (40 Prozent) sowie der Ostdeutsche Sparkassen- und Giroverband (2 Prozent).

 

    Der Kieler Verband will zusammen mit den anderen Anteilseigner nun eine Fusion der Provinzial Nordwest mit der Provinzial Rheinland anstreben. Diese Idee hatte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) am Montag nach einem Treffen mit Vertretern der NRW-Sparkassenverbände und der kommunalen Landschaftsverbände NRW vorgetragen. Bis Ende März sollte ein Zusammenschluss ausgelotet und bis dahin das Thema Verkauf auf Eis gelegt werden.

 

    Über die angestrebte Fusion und Konsequenzen für die Mitarbeiter könne er noch nichts sagen, betonte Boll. Es habe keinerlei Vorgespräche dazu gegeben, und es liege auch noch kein Konzept hierfür vor. Da die Provinzial Nordwest und die Provinzial Rheinland aber ähnlich groß seien, werde nicht der eine den anderen schlucken. "Zwei starke Partner wollen einen noch stärkeren öffentlichen Versicherer bilden", sagte Boll.

 

    In die Landtagsdebatte platzte die Nachricht vom endgültig abgelehnten Verkauf - mitgeteilt von SPD-Fraktionschef Ralf Stegner. Laut Albig entschied der Sparkassenverbandsvorstand einstimmig. Parteienübergreifend setzten sich die Fraktionen für die Provinzial ein, die als öffentlicher Versicherer dem Gemeinwohl verpflichtet ist und Sport, Kultur sowie Kommunen finanziell unterstützt.

 

    Fassungslos zeigten sich die Provinzial-Mitarbeiter, dass Vorstandschef Ulrich Rüther einen Angriff auf sich selbst am vorigen Mittwoch vorgetäuscht hat. "Der Druck auf Herrn Rüther muss unendlich gewesen sein", sagte Betriebsratsvorsitzende Kerstin David. "Wir hoffen, dass er weiterhin unser Vorstandsvorsitzender bleiben kann." Boll ließ offen, ob Rüther, der zurzeit arbeitsunfähig sei, zur Umsetzung der angestrebten Fusion die beste Lösung wäre./wsz/mho/DP/stw

 

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