28.01.2025 12:40:38

ROUNDUP 2: SAP peilt noch schnelleres Ergebniswachstum an - Kurzes Rekordhoch

(neu: Kurs aktualisiert, Aussagen Management.)

WALLDORF (dpa-AFX) - Europas größter Softwarehersteller SAP (SAP SE) setzt sich nach einem starken Schlussquartal erneut ein deutlich steigendes operatives Ergebnis zum Ziel. Vor allem profitiert der Konzern dabei von dem großen Stellenumbau, den er großteils im vergangenen Jahr durchgeführt hat. Angesichts der Umwälzungen im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) und der schwachen Wirtschaftslage in manchen Regionen der Welt appellierte das Management derweil an die Politik, vor allem den richtigen Rahmen für Innovationen zu setzen. SAP-Chef Christian Klein stellte bei passenden Bedingungen Investitionen im Umfang von 40 Milliarden Euro unter anderem in KI in Aussicht. Die Aktie der Walldorfer kletterte am Dienstag auf ein weiteres Rekordhoch.

Das Papier stieg nach Handelsbeginn auf bis zu 269,60 Euro, fiel danach aber wieder etwas ab und trat zuletzt auf der Stelle. Analyst Toby Ogg von JPMorgan sprach von erneut starken Resultaten, welche die Markterwartungen weiter steigen lassen sollten. Das Wachstum des Cloudvertragsbestands sei beeindruckend.

Die Aussicht auf weiter andauerndes, hohes Wachstum gepaart mit anziehenden Gewinnen beschert der SAP-Aktie einen schon länger währenden Rekordlauf. Mittlerweile hat SAP beim Börsenwert die Marke von 300 Milliarden Euro geknackt und ist mit 320 Milliarden Euro rund doppelt so viel wert wie die Nummer Zwei im Leitindex, der Industriekonzern Siemens.

Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt dürfte der Gewinn 2025 währungsbereinigt um 26 bis 30 Prozent anziehen, teilte das DAX-Schwergewicht am Dienstag mit. Grundlage ist neben Kosteneinsparungen auch der hohe Vertragsbestand, den SAP sich in der Cloud mittlerweile erarbeitet hat und der nach und nach Umsatz erzeugt.

Beim operativen Ergebnis kam dem Dax-Schwergewicht im vierten Quartal zugute, dass die ertragreichen Lizenzerlöse nicht so stark zurückgingen wie einkalkuliert. Bereinigt und vor Zinsen und Steuern stieg das Ergebnis im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro - und schlug damit die Erwartungen von Fachleuten.

Der Umsatz kletterte um 11 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Die Walldorfer verzeichneten vor allem bei den Aboverträgen für ihre Kernsoftware erneut einen starken Anstieg. "Kein großer Wettbewerber wächst so stark wie SAP", sagte Vorstandschef Christian Klein in einer Analystenkonferenz. Im vierten Quartal hätten zudem mehr als die Hälfte der Vertragsabschlüsse Anwendungsszenarien rund um Künstliche Intelligenz (KI) enthalten. "Aufgrund unserer starken Position bei Daten und Unternehmens-KI sind wir zuversichtlich, dass wir unser

Umsatzwachstum bis zum Jahr 2027 beschleunigen werden."

Die Umsätze allein mit Cloudsoftware sollen 2025 währungsbereinigt um 26 bis 28 Prozent zulegen. Die neuen Ziele hatten Fachleute in etwa so auf dem Zettel - SAP hatte bereits seit einiger Zeit Mittelfristziele für das Jahr 2025.

Im Gesamtjahr konnte SAP den Umsatz aus dem fortgeführten Geschäft um 10 Prozent auf 34,2 Milliarden Euro ausbauen. Unter dem Strich blieb mit 3,15 Milliarden Euro aber nur rund halb so viel Gewinn übrig wie im Vorjahr. Für den Abbau von Stellen hatte SAP 2024 gut 3,1 Milliarden Euro an Einmalkosten aufgewendet.

SAP wollte bis zu 10.000 Stellen abbauen und die Belegschaft damit unter anderem stärker auf KI-Programme ausrichten. Ziel waren auch klare Kosteneinsparungen von rund 700 Millionen Euro in diesem Jahr, unter anderem durch den Weggang von teuren älteren Beschäftigten vor allem in Deutschland. Am Ende des Jahres (31.12.) aber waren es mit 109.121 Mitarbeitenden sogar rund 1.500 mehr als ein Jahr zuvor.

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland seien erst am Stichtag 1. Januar 2025 aus dem Unternehmen ausgeschieden, erklärte Finanzchef Dominik Asam. Auch seien mit dem Zukauf von Walkme im vergangenen Jahr neue Beschäftigte hinzugekommen. Zudem stellte SAP 2024 mehr als 9.000 Beschäftigte neu ein, laut Klein vor allem in KI-Funktionen und anderen Schwerpunkten.

Der Auftragsbestand der Cloudverträge auf Sicht der kommenden 12 Monate legte zum Ende 2024 auf 18,1 Milliarden Euro zu, das waren um Währungseffekte bereinigt 29 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In diesem Jahr dürfte das Plus laut Finanzchef Asam aufgrund von Basiseffekten etwas niedriger ausfallen.

"Es gibt noch viel Raum, bestehende Lizenzwartungsverträge auf die Cloud umzustellen. Bisher hat noch nicht einmal die Hälfte dieser Kunden einen entsprechenden Cloudvertrag unterschrieben", sagte Asam im Gespräch mit der Finanznachrichten-Agentur dpa-AFX. "Das wird uns noch lange Schwung geben", stellte er in Aussicht. Zudem soll die Marge in den kommenden Jahren weiter wachsen, weil die Kosten nur unterproportional mit den Umsätzen mitwachsen dürften.

Der Konzern würde laut Chef Klein gerne 40 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung rund um KI und weitere Themen in Europa investieren. Der Manager kritisierte aber einen Flickenteppich an Regelungen, die das erschwerten. Klein und Asam sprachen von einem "Weckruf" aus den USA. Dort hatte der neue US-Präsident Donald Trump eine große Investitionsoffensive rund um KI ausgerufen, die sich auf rund 500 Milliarden US-Dollar belaufen soll.

Weiter Handlungsbedarf sieht das Management auch in den Bedingungen an der deutschen Börse. Hier gilt eine Kappungsgrenze von 15 Prozent des Indexgewichts für Einzelwerte. Diese hat SAP mittlerweile überstiegen. Das beschränkt vor allem passive Indexfonds darin, SAP-Aktien im tatsächlichen Gewichtsverhältnis zu kaufen und kann so die Kursentwicklung hemmen. "Wir würden es begrüßen, wenn die Indizes auch die tatsächlichen Bedingungen in einer Volkswirtschaft wiedergeben würden", sagte Asam. Der Konzern sei aber auch so in der Lage, in den USA um bedeutende Investorengelder zu werben.

Die Entwicklungen am Vortag rund um den chinesischen KI-Newcomer und ChatGPT-Rivalen Deepseek sah das SAP-Management positiv. Wie vom Konzern angenommen werde KI-Technik für große Sprachmodelle breiter verfügbar und günstiger, und das sei eine gute Entwicklung, sagte Klein. Die Diskussion um mutmaßlich deutlich gesunkene Kosten für das Training mit KI-Daten und der Einsatz günstigerer Chips bei Deepseek hatten zu Wochenbeginn bei stark auf KI fokussierten Aktientiteln einen Kursrutsch ausgelöst. Die Befürchtung ist, dass sich die bisher milliardenschweren Investitionen kaum rentieren dürften, wenn die Kosten der KI-Textroboter schnell sinken./men/tav/tih

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