Analyse |
14.03.2024 23:20:00
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Palantir-Aktie im Höhenrausch: Überbewertet oder lohnende Investition?
• Starke Fundamentaldaten treiben an
• Umsatzwachstum im Branchenvergleich aber nicht allzu spektakulär
Das Cybersecurity-Unternehmen Palantir ging inmitten der COVID-19-Pandemie im September 2020 an die NASDAQ-Technologiebörse. Dank des damals starken Branchensentiments erlebte Palantir ein hervorragendes Börsendebüt. Die Aktionäre hatten aber nur kurz Grund zum Feiern, litt das wachstumsorientierte Unternehmen doch erheblich unter den durch die hohen Inflationsraten notwendig gewordenen Zinssteigerungen. Die Folge: Die Palantir-Aktie war 2022 nur noch einen Bruchteil dessen wert, was sie noch Anfang 2021 gekostet hatte.
Palantir-Aktie im Höhenrausch
Doch die Tech-Tristesse von 2022 hat längst ihr Ende gefunden. Seit Mai letzten Jahres legte auch die Palantir-Aktie eine starke Kursrally hin. Getrieben von den Aussichten auf Leitzinssenkungen, dem Boom der künstlichen Intelligenz (KI) und damit einhergehenden starken Quartalszahlen ging es mit der Palantir-Aktie wieder steil nach oben. Auf Zwölf-Monats-Sicht liegt der Anteilsschein von Palantir, der derzeit 25,35 US-Dollar kostet (Stand: Schlusskurs vom 11. März 2024), gut 222 Prozent im Plus. Damit war die Palantir-Aktie selbst im zuletzt von Kurszuwächsen verwöhnten Tech-Sektor ein absoluter Outperformer, gewann der marktbreite US-Tech-Index NASDAQ Composite im selben Zeitraum doch "nur" etwa 43 Prozent an Wert hinzu. Selbiges gilt für die bisherige 2024er-Performance: Hier liegt Palantir bislang 47 Prozent im Plus, der NASDAQ Composite lediglich etwas mehr als 6 Prozent.
Unter Anlegern stellt sich nun allerdings die Frage, ob sich ein Kauf der Palantir-Aktie trotz ihres beeindruckenden Bull Runs weiterhin lohnt. Zu diesem Zweck lohnt sich ein Blick auf die Fundamentaldaten.
So läuft das Geschäft von Palantir
Am 5. Februar 2024 legte Palantir seine Geschäftszahlen für das vierte Geschäftsquartal 2023 vor und wusste vollends zu überzeugen. Der Umsatz des Unternehmens stieg auf 608,4 Millionen US-Dollar, nachdem er im Vorjahresquartal noch bei 509 Millionen US-Dollar gelegen hatte. Auch die Analystenerwartungen, die durchschnittlich bei 603 Millionen US-Dollar lagen, konnten damit übertroffen werden. Auch bei der wichtigen Kennziffer des Gewinns pro Aktie (engl. Earnings per Share, abgekürzt EPS) lag die tatsächliche Zahl (0,08 US-Dollar) sowohl über dem Vorjahresvergleichswert (0,04 US-Dollar) als auch über den Erwartungen (0,07 US-Dollar). Zum fünften Mal hintereinander schrieb Palantir nun schwarze Zahlen und wirtschaftet nach vielen Jahren der Verluste profitabel.
Zuversichtlicher Ausblick
Für das laufende Geschäftsjahr 2024 ist Palantir sehr optimistisch und erwartet einen Umsatz im Korridor von 2,652 Milliarden US-Dollar bis 2,668 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: 2023 setzte Palantir 2,225 Milliarden US-Dollar um. Das bereinigte Betriebsergebnis soll 834 bis 850 Millionen US-Dollar betragen. Entsprechend positiv lautete der Tenor des jährlichen Briefes des CEO Alexander C. Karp an die Aktionäre. "Unsere Expansion und unser Wachstum sowohl als Unternehmen als auch als Organisation waren noch nie so groß", stellt der Manager fest. "Unsere Ergebnisse spiegeln sowohl die Stärke unserer Software als auch die steigende Nachfrage wider, die wir in allen Branchen und Sektoren nach Plattformen für künstliche Intelligenz [...] sehen". Nach fast zwanzig Jahren der intensiven Investitionstätigkeiten habe sich Palantir als "grundlegend neues Softwareunternehmen positioniert" und besitze hervorragende Wachstumsaussichten.
Ist die Palantir-Aktie teuer?
Trotz der überzeugenden Fundamentaldaten wächst die Skepsis der Experten und Aktionäre angesichts des starkes Laufs der Palantir-Aktie. Der Hauptgrund dafür ist die wachsende Besorgnis über eine mögliche Blase bei KI-Aktien. Eine zunehmende Anzahl an Experten sieht Blasenbildungstendenzen rund um die Aktien der KI-Gewinner wie allen voran die Papiere von NVIDIA, aber auch von AMD, Dell, Super Micro Computer oder eben Palantir.
Um der Frage nachzugehen, ob es hinsichtlich einer möglichen Überbewertung der Palantir-Aktie tatsächlich Grund zur Sorge gibt, ist zunächst ein interner Branchenvergleich hilfreich. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von wachstumsorientierten Tech-Unternehmen ist stets besonders hoch, da Anleger eine Prämie für die erwarteten Gewinnsteigerungen in Zukunft zahlen müssen. So liegt das derzeitige KGV von Palantir mit 73 zwar deutlich höher als der Durchschnittswerte aller S&P 500-Unternehmen, das laut "multipl.com" bei knapp 28 liegt. Allerdings liegen die KGVs anderer KI-Profiteure noch deutlich höher; "The Motley Fool" zufolge übersteigt dieser Wert unter anderem bei Snowflake (181), Cloudflare (173) oder CrowdStrike (83) jenen von Palantir.
Eine weitere wichtige Vergleichsgröße stellt der erwartete Umsatz dar. "The Motley Fool" ermittelte hierfür die Forwarded Price/Sales(PS)-Ratio, das heißt das im kommenden Jahr erwartete Verhältnis vom Aktienpreis zum Umsatz des Unternehmens. Diese Kennziffer beläuft sich bei Palantir 19,9, womit das künftige Kurs-Umsatz-Verhältnis unter jenem von Cloudflare (20,58), aber über jenem von CrowdStrike (19,09) und von Snowflake (16,94) liegt. Palantir kann zumindest im Vergleich zu anderen Aktien im wachsenden KI-Sektor somit nicht als übermäßig teuer beschrieben werden.
Umsatzwachstum von Palantir ist stark - aber nicht stark genug?
Allerdings zeigt ein Blick auf das jährliche Umsatzwachstum aber auch, das der Cathie Wood-Liebling Palantir nicht der Growth Champion unter den KI-Aktien ist. Die Erträge von Palantir dürften 2024 um etwa 20 Prozent steigen, wie das Management meint. Dies ist selbstverständlich ein sehr solider Wert. Nichtsdestotrotz kann Palantir hier nicht mit anderen Werten aus seiner Branche mithalten. CrowdStrike dürfte seinen Umsatz 2024 um gut 35 Prozent steigern und auch Cloudflare sowie Snowflake (jeweils 32 Prozent) werden wohl ein deutlich höheres Ertragswachstum als Palantir verzeichnen.
Die Aktie des nicht unumstrittenen Cybersecurity-Unternehmens aus Denver ist somit keinesfalls ein Schnäppchen. Hierin unterscheidet sie sich jedoch keineswegs von den anderen Big Playern im wachstumsstarken KI-Business. Jedoch könnte das vergleichsweise bescheidene Umsatzwachstum den Aktionären mittel- bis langfristig zu einem Dorn im Auge werden. Allerdings darf in diesem Rahmen nicht unerwähnt bleiben, dass Palantir im Gegenteil zu den allermeisten anderen KI-Aktien dieses Jahr noch kein Rekordhoch erreichte. Dieses datiert weiterhin aus dem Januar 2021, als das Palantir-Papier kurzzeitig die Marke von 35 US-Dollar übersprang. Zu diesem Zeitpunkt hatte Palantir aber noch längst nicht die Gewinnzone erreicht und schrieb noch tiefrote Zahlen.
Redaktion finanzen.at
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Cloudflare | 107,46 | -0,04% | |
CrowdStrike | 348,10 | -0,54% | |
Palantir | 77,24 | 2,17% | |
Snowflake | 155,54 | -1,56% |