06.11.2020 19:30:38

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Hoffentlich bald ausgetrumpt / Kommentar zur Reaktion der Anleger auf

die US-Wahl von Werner Rüppel

Frankfurt (ots) - Stand Freitagabend scheint die Wahl zum US-Präsidenten

entschieden. Der Demokrat Joe Biden liegt klar vorne und hat zudem in mehreren

US-Staaten, in denen der Ausgang noch nicht feststeht, die Führung übernommen.

Die Aktienmärkte haben bereits reagiert und in den vergangenen Tagen deutlich

zugelegt. Denn ein klares Ergebnis der Wahl, auch wenn es ein paar Tage dauern

mag, nimmt Unsicherheit. "Vor der Wahl ist Ruhe, danach beginnt der Honeymoon",

sagt Manfred Hübner von Sentix in seiner Analyse des US-Präsidentschaftszyklus.

Ist die Wahl nämlich entschieden, steigen die Aktienkurse.

Insbesondere dass es keine "blaue Welle" gegeben hat und es den Demokraten wohl

nicht gelungen ist, auch die Mehrheit in beiden Häusern zu erobern, ist für die

US-Aktienmärkte günstig. "Die Konstellation eines demokratischen US-Präsidenten,

welcher nicht durchregieren kann, war historisch besonders gut für Aktien",

betont Stratege Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Denn

immer wenn die Demokraten eine Politik betreiben mussten, die auch von den

Republikanern mitgetragen werden konnte, haben US-Dividendentitel in der

Vergangenheit weitaus besser abgeschnitten als bei einem demokratischen

Durchmarsch.

"Ein republikanisch dominierter Senat wird die Politik einer neuen

Biden-Regierung erheblich einschränken", meint auch Mark Dowding,

Chefanlagestratege bei Bluebay Asset Management. "Steuererhöhungen, eine

übermäßige Regulierung in den Bereichen Energie, Finanzdienstleistungen und

Gesundheitswesen sowie die Aufspaltung von Big-Tech-Unternehmen werden aufgrund

des Ausbleibens einer blauen Welle unwahrscheinlicher." Dies werde US-Aktien und

vor allem die Nasdaq stützen. Bleibt die blaue Welle nun aus, dürfte es laut Rob

Samson von Nikko Asset Management keine Reflationierung nebst höheren

Anleiherenditen und eine Rotation von Wachstum zu Value geben. Denn dies "würde

einen Stillstand für die geplanten umfangreichen fiskalischen Aufgaben

bedeuten." Folglich würde zumindest auf kurze Sicht "Growth" besser laufen als

"Value", und die Renditen der US-Treasuries dürften sich auf niedrigem Niveau

stabilisieren. Zudem geht Samson davon aus, dass China eindeutig von einer

Biden-Regierung profitieren würde.

Auch die Erwartungen zum Dollar haben zuletzt gedreht. Die Deutsche Bank geht

jetzt nicht mehr von einer Abschwächung der US-Valuta gegenüber dem Euro aus und

weist auf eine aktuell hohe Unsicherheit hin.

Denn neben dem geschilderten positiven Szenario für Aktienanleger gibt es noch

ein ernstzunehmendes Risikoszenario. So mag die Wahl zwar entschieden sein, doch

hat der Populist Donald Trump noch nicht aufgegeben und versucht anscheinend

alles, um an der Macht zu bleiben. Trump spricht von Wahlbetrug und legt Klagen

ein. "Die Öffentlichkeit wird hiermit einmal mehr Zeuge eines Trumpschen

Pippi-Langstrumpf-Moments: 'Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt",

meint Streich. Doch drohe mit der Anfechtung eine Hängepartie, ähnlich wie im

Jahr 2000, "als der demokratische Kandidat Al Gore zunächst das Wahlergebnis in

Florida anfocht und später noch in vier weiteren Wahlkreisen Handauszählungen

forderte." Damals gab der S&P 500 bis zum endgültigen dritten Schiedsspruch des

Supreme Courts am 12. Dezember zwischenzeitlich um bis zu 8% nach.

Vor Gericht dürfte Trump angesichts fehlender Argumente zwar kaum Chancen haben.

Doch belastet Unsicherheit eben die Märkte. Zudem könnte es zu

Gewalteskalationen in einzelnen Städten kommen, falls Trump das Wahlergebnis

nicht anerkennt. "Trump ist ein Dealmanager, er wird jetzt so lange lästig sein,

bis er daraus persönlich Kapital schlagen kann und unbehelligt seinen Platz

räumt", meint Volker Schilling von Greiff Capital Management. Hier beginne die

Jahresendrally an den US-Börsen.

(Börsen-Zeitung, 07.11.2020)

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Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4756060

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