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Neuer Intel-Chef geht Probleme offenbar an: Umbau von Führungsebene, KI und Fertigung voraus?

Neuer Intel-Chef geht Probleme offenbar an: Umbau von Führungsebene, KI und Fertigung voraus?

• Neuer Intel-CEO Lip-Bu Tan plant tiefgreifende Veränderungen
• Fertigung, KI und Management
• Umbau könnte Jahre dauern

Die Nachricht, dass Branchenveteran Lip-Bu Tan die Führung von Intel übernehmen soll, wurde sowohl von Branchenbeobachtern als auch Investoren gefeiert. Nach einer schwachen Kursentwicklung der Intel-Aktie in den vergangenen Jahren hatte die Hoffnung auf Besserung unter dem neuen CEO den Anteilsschein zuletzt wieder deutlich angeschoben.

UBS-Analyst Timothy lobte die exzellenten Verbindungen des neuen Chefs nach China sowie Taiwan und traut ihm Wertschöpfung im Sinne der Aktionäre zu. Tan dürfte sich zudem darum bemühen, Investitionen von der US-Regierung sowie den möglichen Schlüsselkunden NVIDIA, Apple, QUALCOMM und anderen zu ergattern. Der Manager könnte Produktentwicklung und Fertigung des Konzerns schlussendlich voneinander trennen.
Auch Stacy Rasgon von Bernstein Research zeigte sich optimistisch, schließlich habe Tan diesen Job nicht annehmen müssen. Dass er sich selbst - nach vermeintlichen Unstimmigkeiten mit dem damaligen CEO Pat Gelsinger aber selbstbestimmt - im letzten Jahr aus dem Verwaltungsrat von Intel zurückgezogen habe, zeige, dass er nicht tatenlos zusehen werde, wie die Dinge auseinanderfallen. Rasgon resümierte: "In Anbetracht seines früheren Ausscheidens aus dem Verwaltungsrat gehen wir davon aus, dass Tan einen Freibrief hat, alles zu tun, was seiner Meinung nach getan werden muss. Warum sonst hätte er das Amt übernommen?"

Intel-CEO geht die Probleme offenbar direkt an

Und Lip-Bu Tan scheint den Erwartungen gerecht zu werden, denn Quellen zufolge hat er direkt zum Amtsantritt bereits konkrete Pläne für einen Umbau des angeschlagenen Chipherstellers vorgelegt, der vor nicht allzu langer Zeit noch eine dominierende Rolle auf dem Halbleitermarkt eingenommen hatte.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Quellen schreibt, hat Tan insbesondere die Chip-Fertigungsmethoden von Intel sowie den KI-Bereich für einen Umbau vorgesehen. Er erwäge in diesen Bereichen "wesentliche Änderungen", so zwei mit den Überlegungen von Tan vertraute Personen. Damit unternehme er einen umfassenden Versuch, den angeschlagenen Technologieriesen wiederzubeleben.

So umfasse der neue Kurs eine Modernisierung der Produktionsanlagen, die ursprünglich Chips nur für Intel produziert hatten, inzwischen aber auf die Produktion von Halbleitern für externe Kunden wie NVIDIA umgestellt worden seien, schreibt die Nachrichtenagentur. Diese Anpassungen hätten für Tan Priorität.

Intel Foundry goes KI

Ohne allzu konkret zu werden, berichten die Quellen gegenüber Reuters auch von einer geplanten Umstrukturierung des KI-Ansatzes. Tatsächlich dürfte in diesem Bereich Nachholbedarf herrschen, denn die Tatsache, dass Intel den KI-Hype verpasst hat, gilt als einer der Gründe dafür, dass Intel im Rennen mit anderen Chipherstellern deutlich an Boden verloren und seine marktbeherrschende Stellung eingebüßt hat.

Für Intel Foundry, wo der Chiphersteller Chips für Unternehmen wie Microsoft und Amazon herstellt, will Tan in großem Stil neue Kunden gewinnen. Intels Auftragsfertigung könne erfolgreich sein, wenn Tan mindestens zwei Großkunden für die Produktion großer Chipmengen gewinne, erklärten Branchenanalysten und Intel-Führungskräfte gegenüber Reuters.

Zudem nimmt der neue Chef dem Vernehmen nach die Produktion von Chips für KI-Server wieder auf und hat darüber hinaus Pläne für über Server hinausgehende Bereiche wie Software, Robotik und KI-Grundlagenmodelle. "Lip-Bu wird nach seinem Amtsantritt viel Zeit darauf verwenden, den Kunden, Partnern und Mitarbeitern zuzuhören und eng mit unserem Führungsteam zusammenzuarbeiten, um das Unternehmen für zukünftigen Erfolg zu positionieren", so ein Intel-Sprecher Reuters zufolge in einer vorbereiteten Erklärung.

Management-Ebene muss wohl zittern

Weitere Anpassungen, die unter Tan wohl auf Intel zukommen werden, betreffen die Management-Ebene. Bereits nach seiner Ernennung zum CEO habe dieser Quellen zufolge Mitarbeitern mitgeteilt, dass das Unternehmen "schwierige Entscheidungen" treffen müsse. Für Halbleiterexperte Dylan Patel sei in diesem Bereich offenbar der Vorgänger-CEO Gelsinger das Problem gewesen, er habe eine "zu nette Art" gehabt. "Er wollte nicht so viele Mitarbeiter des mittleren Managements entlassen, wie es nötig gewesen wäre", wird der Experte von Reuters zitiert.

Und auch auf die übrige Intel-Belegschaft könnten schwierige Zeiten zukommen: Nach einem Jobabbau um 15.000 auf fast 109.000 Stellen dürfte die Belegschaft neu ins Visier von Tan rücken.

Anpassungen kurzfristig wohl nicht erfolgversprechend

Die Pläne des neuen Intel-Chefs werden aber einige Zeit benötigen, bis sich Erfolge zeigen. Insbesondere dass Ziel, NVIDIA in Sachen KI-Chips wieder näherzukommen und - wie der KI-Riese - einen jährlichen Veröffentlichungsplan für KI-Chips einzuführen, werde laut drei Branchenquellen und einer mit Intels Fortschritten vertrauten Person bis mindestens 2027 dauern - erst dann werde Intel eine überzeugende neue Architektur für einen ersten KI-Chip entwickelt haben, heißt es bei Reuters weiter.

Redaktion finanzen.at

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