Trotz neuer Rekorde |
17.04.2021 22:16:00
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Merkmale treffen nicht zu: Deutsche Bank sieht keine Anzeichen für eine Blasenbildung am Markt
• Merkmale für Blasenbildung treffen aktuell nicht zu
• Dennoch einige Risiken für Aktienmarkt
Vergleicht man die aktuelle Situation an den Aktienmärkten mit der vor einem Jahr, könnten die Unterschiede kaum größer sein: Während im vergangenen Frühjahr die Börsen weltweit aufgrund der Corona-Pandemie einbrachen, erklimmen zahlreiche Indizes wie DAX, Dow Jones oder S&P 500 aktuell neue Allzeithochs - obwohl die Corona-Krise noch längst nicht vorbei ist und sich viele Länder mit einer dritten Welle der Pandemie konfrontiert sehen. Immer wieder äußern einige Experten daher die Sorge, dass sich der Aktienmarkt in einer Blase befinde, die bald platzen müsse. Doch "Sorgen vor einer Aktienmarktblase scheinen aktuell unbegründet", heißt es in einem Marktkommentar der Deutschen Bank, der Anfang April veröffentlicht wurde. Denn einige wesentliche Merkmale, die eine Blasenbildung signalisieren, seien momentan nicht gegeben, so die Experten von Deutschlands größter Bank.
Deutsche Bank: Diese Merkmale einer Aktienblase treffen nicht zu
Trotz der starken Kurszuwächse "rechnet die Deutsche Bank in absehbarer Zeit [...] nicht mit einer Überhitzung an den Aktienmärkten", schreibt die Deutsche Bank in ihrem Marktkommentar - und nennt dafür auch gleich mehrere Gründe. Denn es seien vor allem drei Merkmale momentan nicht erfüllt, die typischerweise im Rahmen einer Blasenbildung auftreten würden. So gebe es laut dem Finanzinstitut momentan beispielsweise keine "besorgniserregende Überschuldung". Diese sei aber ein "zentrales Merkmal vieler vorangegangenen Finanzmarktblasen" gewesen. Zwar sei die Bruttoverschuldung privater Haushalte und Unternehmen in den USA in der jüngsten Vergangenheit angestiegen, gleichzeitig hätten aber auch die Ersparnisse zugelegt und die Finanzierungskosten - angesichts der lockeren Geldpolitik der Notenbanken - tendenziell abgenommen. "In Relation zum Eigenkapital weisen damit weder US-Haushalte noch Unternehmen eine historisch betrachtet besonders hohe Verschuldung auf", so die Deutsche Bank. Ähnlich äußerte sich vor Kurzem auch die US-Investmentbank Goldman Sachs. Auch sie sagte, dass eine erhöhte Verschuldung im privaten Sektor oder ein starker Einbruch von Rücklagen typische Anzeichen für eine Blase seien, die aktuell jedoch nicht auftreten würden. Auch die US-Bank geht daher davon aus, "dass wir weit von einer Blase oder einem Bärenmarkt entfernt sind".
Als weiteres Merkmal einer Aktienblase nennt das deutsche Finanzhaus einen übermäßigen Kapitalzufluss in die Aktienmärkte. Diesen sehen die Experten aktuell nicht, auch wenn in den letzten Monaten deutlich mehr Geld in Aktien investiert worden sei. Laut Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) waren im vergangenen Jahr in Deutschland 12,4 Millionen Menschen am Aktienmarkt aktiv. Das waren laut DAI rund 2,7 Millionen mehr als noch 2019 und insgesamt beinahe so viele "wie zuletzt um die Jahrtausendwende". Auch in den USA stieg die Zahl der Privatanleger im vergangenen Jahr an. Wie "CNBC" berichtet, ergab eine Umfrage des Finanzunternehmens Charles Schwab, dass 15 Prozent der aktuell in den USA aktiven Privatanleger erst seit 2020 an der Börse engagiert sind. Doch der deutliche Anstieg bei der Zahl der Aktionäre hat an den Aktienmärkten offenbar nicht zu einem übermäßigen Kapitalzufluss geführt. "Die kumulierten Nettozuflüsse privater US-Anleger in Aktien seit der globalen Finanzkrise beispielsweise liegen nach wie vor im negativen Bereich", schreibt die Deutsche Bank und weist darauf hin, dass die aktuellen Zuflüsse von einem sehr niedrigen Niveau aus getätigt worden seien.
Das dritte Merkmal, das im Normalfall im Zusammenhang mit einer Überhitzung der Aktienmärkte auftritt, sind laut der Deutschen Bank extreme Bewertungen. "Zwar sind die Bewertungen der Aktienmärkte auch in den vergangenen Monaten auf hohe Niveaus gestiegen - und Aktien damit zum Teil bereits teuer -, die Dimensionen der Bewertungsausweitungen sind aber deutlich geringer als um die Jahrtausendwende", heißt es im Marktbericht des Finanzinstituts. Damals hätten unrealistische Erwartungen bezüglich der zukünftigen Ertragsentwicklung zu sehr hohen Bewertungen bei Techaktien geführt. Heute seien jedoch - anders als um die Jahrtausendwende - die "zuletzt starken Kursgewinne etwa bei Techaktien maßgeblich durch deutliche Umsatz- und Gewinnzuwächse der entsprechenden Unternehmen getragen" worden, so die Experten. Die Markterwartungen und Unternehmensbewertungen scheinen also momentan nicht so unrealistisch zu sein wie zu Zeiten der Dotcom-Blase.
Warnung vor möglichen Kursschwankungen
"Nach Ansicht der Deutschen Bank spricht derzeit also vieles gegen eine Blasenbildung an den Aktienmärkten - mit phasenweise auch größeren Kursschwankungen ist wegen der hohen Bewertungen einzelner Sektoren auf absehbare Zeit aber zu rechnen", fasst der Marktbericht die aktuelle Lageeinschätzung der Bank zusammen. Allerdings betonen die Deutsche-Bank-Experten auch, dass es momentan durchaus Risiken für den Aktienmarkt gäbe. Genannt werden in diesem Zusammenhang eine Verschärfung der Coronavirus-Pandemie, die Spannungen zwischen den USA und China und die Gefahr durch einen plötzlichen starken Zinsanstieg. Vor allem letzterer könne Wirtschaft und öffentliche Hand belasten und zu einer Korrektur am Aktienmarkt führen. Die Deutsche Bank rechnet jedoch erst 2023 mit einer Zinsanhebung durch die US-Notenbank, gibt aber zu bedenken, dass diese bereits vorher ihr Anleihekaufprogramm beenden könne. Bis es zu einem geldpolitischen Wandel kommt, könne sich der positive Aktienmarkttrend jedoch fortsetzen, so das Geldhaus.
Doch auch im Falle einer deutlicheren Korrektur haben die Experten der Deutschen Bank noch einen Hoffnungsschimmer für Anleger ausgemacht. Denn Untersuchungen hätten gezeigt, dass "in den vergangenen 100 Jahren nach einer Kursverdoppelung in einer nachfolgenden Konsolidierung die Gewinne nur mit einer eher geringen Wahrscheinlichkeit wieder vollständig abgegeben wurden", heißt es im Marktbericht.
Redaktion finanzen.at
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