21.09.2020 16:24:45

MÄRKTE EUROPA/DAX verliert 500 Punkte - Reise- und Bankaktien schwach

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Kursabschwung an den europäischen Aktienmärkten beschleunigt sich am Montagnachmittag weiter. Der DAX fällt um 495 Punkte oder 3,8 Prozent auf 12.621 Punkte. Zur Eröffnung in New York hatte er schon 500 Punkte abgegeben. Der Euro-Stoxx-50 bricht um 3,1 Prozent auf 3.181 Punkte ein. Der Abschwung ist sehr marktbreit, Pharma-Aktien sehen mit einem Minus von 1,8 Prozent in ihrem Stoxx-Sektoren-Index noch am besten aus. An der Spitze der Verlierer liegen die Aktien aus der Reisebranche und die Bankaktien. Beide Indizes fallen um etwa 4 bis Prozent.

Auf die Stimmung drückt zum einen die Angst vor weiteren regionalen Lockdowns infolge der zweiten Pandemie-Welle, die immer mehr Länder und Regionen belastet. Am als vergleichsweise sicher geltenden Anleihemarkt ziehen dazu passend die Kurse deutlicher an, die Renditen sinken also. Die Zinskurve wird nun vom Tagesgeld bis hin in den zehnjährigen Bereich immer flacher. Das drückt auf die Stimmung für die Bank-Aktien, weil die Margen im Zinsgeschäft immer weiter fallen. Zugleich wird die Branche von neuen Berichten zur Geldwäsche belastet.

Dokumente aus einem Datenleck des US-Finanzministeriums legen Berichten zufolge eine problematische Rolle von Banken bei der Geldwäschebekämpfung offen. So hätten viele Banken trotz strenger Regeln über Jahre hinweg Geschäfte mit hochriskanten Kunden abgewickelt und Vorgänge mitunter nur zögerlich und mit Verspätung gemeldet. Genannt werden unter anderem Deutsche Bank, JP Morgan und HSBC. Deutsche Bank sacken um 6,7 Prozent ab, Commerzbank um 3,5 Prozent.

Lufthansa muss noch mehr sparen

Unter der zweiten Pandemiewelle leidet besonders der Reise- und Luftfahrtsektor am Aktienmarkt. Die Aktie der British-Airways-Mutter IAG sackt um 11 Prozent ab, Lufthansa und Tui fallen zwischen 7 und 8 Prozent. Die Lufthansa will die Flotte nun um 150 statt um 100 Flugzeuge verkleinern, um den Kapitalabfluss zu bremsen, den Kurs konnte auch das nicht stützen. Airbus verlieren 4 Prozent, MTU 6,6 Prozent und Fraport 5 Prozent.

Der Dollar profitiert von seinem Ruf als Krisenwährung, der Euro fällt deutlich unter die Marke von 1,18 Dollar zurück.

United Internet und 1&1 Drillisch brechen ein

Schwer belastet zeigen sich nach Prognosesenkungen die Aktien von United Internet und 1&1 Drillisch. United Internet brechen um 24 Prozent ein und 1&1 Drillisch um 26 Prozent. Telefonica Deutschland geben im sehr schwachen Gesamtmarkt um 3 Prozent nach. Hintergrund sind Preiserhöhungen ab Juli 2020 wegen der Nutzung der Telefonica-Netzkapazität durch die Tochtergesellschaft 1&1 Drillisch. United Internet rechnet nun für 2020 statt mit einem operativen Ergebnis von 1,266 Milliarden Euro mit nur noch 1,18 Milliarden. Ähnlich sieht es bei 1&1 Drillisch aus. Die Senkungen belasten auch deswegen so stark, weil sie sich über 2020 hinziehen könnten, sollte keine Einigung mit Telefonica erzielt werden.

Auch Grenke geben am Nachmittag wieder nach und fallen um 6 Prozent. Der Leasinganbieter zieht Konsequenzen aus den von dem Short-Seller Viceroy Research vorgebrachten schweren Anschuldigungen und lässt das in der Kritik stehende Franchise-System unabhängig prüfen. Auch eine Integration in den Konzern wird erwogen. Unternehmensgründer Wolfgang Grenke lässt sein Aufsichtsratsmandat unterdessen ruhen, um Interessenskonflikte zu vermeiden.

Rolls-Royce weiter schwach - Zeitpunkt der Kapitalerhöhung überrascht

Mit Spekulationen über eine schon baldige Kapitalerhöhung geht es für Rolls Royce kräftig um 9,8 Prozent nach unten. Berenberg zeigt sich erstaunt über den Zeitpunkt angesichts des aktuellen Kapitalpolsters von rund 8 Milliarden Pfund. Eine Kapitalerhöhung dürfte stark verwässernd wirken, allerdings dürfte die Stärkung der Bilanz grundsätzlich positiv für das Papier wirken. In der Vorwoche hatte die Aktie mit der Nachricht, wonach Rolls-Royce weiter eine Reihe von Finanzierungsmöglichkeiten zur Stärkung der Bilanz prüft, bereits deutlich nachgegeben.

Auf der Seite der wenigen Gewinner ziehen Tesco um 2,1 Prozent an. Die Aktien der britischen Handelsgruppe profitieren vom boomenden Online-Geschäft. "Die Online-Bestellungen haben sich zuletzt verdoppelt", so ein Händler.

Erstmals in neuer Zusammensetzung werden die Indizes Euro-Stoxx- und Stoxx-50 gehandelt. Neu im Euro-Stoxx-50 sind Adyen, Kone, Pernod Ricard, Prosus und Vonovia. Herausgefallen sind BBVA, Fresenius, Orange, Societe Generale und Telefonica. Neu im Stoxx-50 sind Adyen, für die Santander herausgenommen wurden. Adyen, die im am Freitag noch um über 5 Prozent zugelegt hatten, können sich auch in dem schwachen Gesamtmarkt am Montag mit einem Minus von 1,4 Prozent noch vergleichsweise gut halten. In der Schweiz rückt die Aktie der Partners Group in den SMI auf, herausgefallen ist Adecco. Änderungen gibt es auch im MDAX und im SDAX sowie im Stoxx-600.

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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.170,20 -3,46 -113,49 -15,35

Stoxx-50 2.895,86 -2,78 -82,73 -14,90

DAX 12.617,60 -3,80 -498,65 -4,77

MDAX 26.532,66 -3,56 -980,25 -6,29

TecDAX 2.987,80 -4,18 -130,22 -0,90

SDAX 12.002,61 -3,70 -460,66 -4,07

FTSE 5.810,56 -3,27 -196,49 -20,36

CAC 4.805,23 -3,47 -172,95 -19,62

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,53 -0,05 -0,77

US-Zehnjahresrendite 0,65 -0,05 -2,03

DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:30 Fr, 17:26 % YTD

EUR/USD 1,1752 -0,78% 1,1859 1,1863 +4,8%

EUR/JPY 122,93 -0,72% 123,73 123,83 +0,8%

EUR/CHF 1,0761 -0,21% 1,0794 1,0786 -0,9%

EUR/GBP 0,9169 +0,10% 0,9160 0,9158 +8,3%

USD/JPY 104,57 +0,01% 104,34 104,39 -3,9%

GBP/USD 1,2819 -0,86% 1,2950 1,2954 -3,3%

USD/CNH (Offshore) 6,7999 +0,47% 6,7580 6,7692 -2,4%

Bitcoin

BTC/USD 10.582,01 -2,64% 10.945,01 10.889,96 +46,8%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 39,54 41,11 -3,8% -1,57 -31,0%

Brent/ICE 41,83 43,15 -3,1% -1,32 -32,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.910,52 1.950,56 -2,1% -40,04 +25,9%

Silber (Spot) 25,46 26,77 -4,9% -1,31 +42,7%

Platin (Spot) 895,68 934,10 -4,1% -38,43 -7,2%

Kupfer-Future 3,07 3,11 -1,5% -0,05 +8,6%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/err

(END) Dow Jones Newswires

September 21, 2020 10:25 ET (14:25 GMT)

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Aktien in diesem Artikel

1&1 AG (ex 1&1 Drillisch) 12,02 0,50% 1&1 AG (ex 1&1 Drillisch)
Adecco SA 52,56 1,70% Adecco SA
Adyen B.V. Parts Sociales 1 324,00 3,12% Adyen B.V. Parts Sociales
Airbus SE (ex EADS) 137,14 -0,71% Airbus SE (ex EADS)
Airbus Group NV Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-4 Sh 33,80 -1,17% Airbus Group NV Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-4 Sh
Banco Bilbao (BBVA) S.A. (Spons. ADRs) 9,00 -1,10% Banco Bilbao (BBVA) S.A. (Spons. ADRs)
Banco Santander Central Hispano, SAShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh 4,40 -0,45% Banco Santander Central Hispano, SAShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh
BBVA SA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) 9,31 1,22% BBVA SA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria)
Commerzbank 14,44 -0,45% Commerzbank
Commerzbank AG (spons. ADRs) 14,10 -1,40% Commerzbank AG (spons. ADRs)
Deutsche Bank AG 15,62 -0,45% Deutsche Bank AG
Deutsche Lufthansa AG (spons. ADRs) 6,00 -1,64% Deutsche Lufthansa AG  (spons. ADRs)
Fraport AG 52,40 5,09% Fraport AG
Fresenius SE & Co. KGaA (St.) 33,14 -0,48% Fresenius SE & Co. KGaA (St.)
Fresenius SE & Co.KGaA (spons. ADRs) 8,15 -1,21% Fresenius SE & Co.KGaA (spons. ADRs)
GRENKE AG 16,44 1,99% GRENKE AG
HSBC Holdings plc 8,82 -0,22% HSBC Holdings plc
HSBC Holdings plc (Spons. ADRs) 43,60 -1,80% HSBC Holdings plc (Spons. ADRs)
International Consolidated Airlines S.A. 3,02 -1,08% International Consolidated Airlines S.A.
International Consolidated Airlines Group S.A. (spons. ADRs) 6,36 2,91% International Consolidated Airlines Group S.A. (spons. ADRs)
JPMorgan Chase & Co. 238,35 0,06% JPMorgan Chase & Co.
Kone Oyj 48,09 -0,66% Kone Oyj
Lufthansa AG 6,18 2,15% Lufthansa AG
MTU Aero Engines AG 309,00 -0,35% MTU Aero Engines AG
MTU Aero Engines AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-2 Sh 152,00 -1,30% MTU Aero Engines AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-2 Sh
Orange S.A. (ex France Télécom) 10,09 0,00% Orange S.A. (ex France Télécom)
ORANGE (spons. ADRs) 9,90 0,51% ORANGE (spons. ADRs)
Partners Group AG 686,60 1,12% Partners Group AG
Pernod Ricard S.A. 107,35 -0,83% Pernod Ricard S.A.
Prosus N.V. 38,06 0,44% Prosus N.V.
Rolls-Royce Plc 6,34 -2,34% Rolls-Royce Plc
Rolls-Royce Holdings Plc (spons. ADRs) 6,45 0,78% Rolls-Royce Holdings Plc (spons. ADRs)
Santander S.A. (Banco Santander Central Hispano) 4,45 -1,36% Santander S.A. (Banco Santander Central Hispano)
Societe Generale (spons. ADRs) 5,00 -0,99% Societe Generale  (spons. ADRs)
Société Générale (Societe Generale) 25,40 -0,51% Société Générale (Societe Generale)
Telefonica S.A. 4,31 -0,35% Telefonica S.A.
Telefonica S.A. (spons. ADRs) 4,24 0,95% Telefonica S.A. (spons. ADRs)
Telefonica Deutschland AG (O2) 2,09 0,48% Telefonica Deutschland AG (O2)
United Internet AG 15,85 1,60% United Internet AG
Vonovia SE (ex Deutsche Annington) 30,32 -0,26% Vonovia SE (ex Deutsche Annington)

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