28.02.2022 13:01:42
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MÄRKTE EUROPA/Börsen bauen Verluste leicht aus
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen die Verluste am Montagmittag leicht aus, bislang ist aber immerhin ein Crash ausgeblieben. Die Verschärfung der Lage um die Ukraine und die harten Sanktionen gegen Russland stellen einen Gift-Cocktail für die Börsen dar. Sie dürften zahlreiche westliche Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen, vor allem den Bankensektor. Dieser bricht um 6 Prozent ein. Gewinner sind Rüstungsaktien mit teils nie gesehen Kursaufschlägen. Der DAX fällt um 2,4 Prozent auf 14.220 Punkte, der Euro-Stoxx-50 reduziert sich um 3,1 Prozent auf 3.848 Punkte. Gesucht sind "Sichere Häfen" wie die Rentenmärkte.
Banken-Sektor bricht ein wegen Sanktionen
Der Westen hat nun russische Banken aufgrund der andauernden Angriffe auf die Ukraine vom Swift-Zahlungssystem ausgeschlossen. Die Verbündeten beschlossen zudem, die Möglichkeiten der russischen Zentralbank weiter einzuschränken, mit internationalen Finanzgeschäften den Kurs des Rubel zu stützen. Die europäischen Tochtergesellschaften der russischen Sberbank werden "wahrscheinlich" zahlungsunfähig, erklärte die Europäische Zentralbank (EZB). Aufgrund der internationalen Verbindungen der Bankgeschäfte belastet dies auch den Banken-Sektor in Europa. Unter anderem fallen Deutsche Bank und Commerzbank um bis zu 9 Prozent.
Der Automobilsektor ist mit 5,5 Prozent fast so schwach wie der Bankensektor. Stellantis fallen um 6,3 Prozent, BMW 4,9 und VW um 5,5 Prozent. Renault mit ihrem hohen Russland-Exposure brechen um 11 Prozent ein. Die Aktien des Reifenherstellers Nokian Tyres erleben einen Crash mit minus 22 Prozent. Für die Finnen ist Russland einer der größten Absatzmärkte.
BP fallen in London um 6,5 Prozent. Der Ölriese will seine 20-Prozent-Beteiligung an der russischen Rosneft verkaufen. Dies könne durch die Kombination aus Verkaufszwang und Kurseinbruch des Rubel zu einem Milliardenverlust werden.
Hausse im Rüstungssektor
Wie erwartet sind weltweit die Aktien der Rüstungsunternehmen die Hauptgewinner des russischen Angriffs. Experten sprechen bereits von einer "Zeitenwende" bei der Einschätzung der Verteidigungserfordernisse. Vor allem die Bundeswehr könne ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen und habe einen massiven Investitionsbedarf. Wichtige Truppenteile wie die Flugabwehr seien im Heer gar nicht mehr vorhanden und Deutschland der Nato-Forderung von 2 Prozent des BIP für die Verteidigung seit Jahren nicht nachgekommen. Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte daher an, der Bundeshaushalt 2022 werde einmalig mit einem Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ausgestattet.
Bei Rheinmetall geht es 26 Prozent höher. Zur Eröffnung hatte das Plus sogar hier knapp 50 Prozent betragen. Hensoldt springen um 57 Prozent. Selbst Aktien von Unternehmen mit hohen Marktkapitalisierungen wie BAE Systems aus Großbritannien und Leonardo aus Italien springen deutlich nach oben. Den Radar-Spezialisten Hensoldt treibt zudem ein Auftrag vom US-Militär. Hensoldt hat eine Erfindung aus Tschechien so weit entwickelt, dass selbst Stealth-Flugzeuge durch Mobilfunk-Abstrahlungen aufgespürt werden können.
Für die Aktie von Heidelberg Pharma geht es um 49 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen eine strategische Partnerschaft mit Huadong bekannt gegeben hat. Huadong beteiligt sich auch an einer Bezugsrechtsemission und übernimmt Anteile in Höhe von insgesamt 105 Millionen Euro, das chinesische Pharmaunternehmen wird damit zweitgrößter Aktionär.
Der Rubel steht stark unter Druck. Der Preis für die Feinunze Gold steigt derweil wieder über die Marke von 1.900 Dollar, liegt aber unter dem Hoch der Vorwoche. Auch wenn Gold als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten gilt, könnten Verkäufe von Russlands Goldreserven für Druck sorgen. Auch die Preise für die Ölsorten WTI und Brent ziehen stark an, wobei Brent wieder über der Marke von 100 Dollar notiert. Der Handel an der russischen Börse ist derweil zunächst eingestellt worden.
Russland versetzt Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft
Dazu hat Russland mit einer erhöhten Alarmbereitschaft seiner Streitkräfte reagiert, was vor allem wegen der Nuklearwaffen Sorgenfalten hervorruft. Und selbst Störungen der Energieversorgung aus Russland könnten nicht ausgeschlossen werden, heißt es von Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege bei der Deutschen Bank. Ein weiterer Anstieg der Energiepreise würde aber nicht nur die Inflation anschieben, sondern auch die Konjunktur belasten.
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Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 3.848,07 -3,1% -122,62 -10,5%
Stoxx-50 3.595,26 -1,8% -65,98 -5,9%
DAX 14.219,92 -2,4% -347,31 -10,5%
MDAX 31.574,24 -0,7% -226,07 -10,1%
TecDAX 3.204,46 +0,4% 13,56 -18,3%
SDAX 14.287,30 -0,4% -63,52 -13,0%
FTSE 7.403,34 -1,1% -86,12 +1,4%
CAC 6.538,04 -3,2% -214,39 -8,6%
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite 0,20 -0,03 +0,38
US-Zehnjahresrendite 1,92 -0,05 +0,41
DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:38 Uhr Fr, 17:04 Uhr % YTD
EUR/USD 1,1199 +0,4% 1,1190 1,1243 -1,5%
EUR/JPY 129,38 +0,4% 129,26 129,95 -1,1%
EUR/CHF 1,0320 -0,2% 1,0360 1,0435 -0,5%
EUR/GBP 0,8360 +0,0% 0,8367 0,8385 -0,5%
USD/JPY 115,53 -0,0% 115,55 115,60 +0,4%
GBP/USD 1,3396 +0,4% 1,3374 1,3408 -1,0%
USD/CNH (Offshore) 6,3139 -0,2% 6,3124 6,3144 -0,6%
Bitcoin
BTC/USD 38.352,64 +1,4% 38.297,65 39.527,91 -17,0%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex 96,04 91,59 +4,9% 4,45 +29,0%
Brent/ICE 102,50 97,93 +4,7% 4,57 +32,2%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.905,97 1.889,20 +0,9% +16,77 +4,2%
Silber (Spot) 24,38 24,28 +0,4% +0,10 +4,6%
Platin (Spot) 1.064,70 1.055,05 +0,9% +9,65 +9,7%
Kupfer-Future 4,50 4,47 +0,7% +0,03 +0,9%
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
DJG/mpt/cln
(END) Dow Jones Newswires
February 28, 2022 07:01 ET (12:01 GMT)
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