18.10.2022 16:22:45

MÄRKTE EUROPA/Aufwärts - Chemie von "mildem Abschluss" getrieben

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte bauen die Gewinne am Dienstagnachmittag kräftig aus. Der DAX steigt um 2,1 Prozent auf 12.911, der Euro-Stoxx-50 um 1,8 Prozent auf 3.504 Punkte. Ein Händler spricht von einem doppelten Hebel: Zum einen lasse der starke Gaspreisrückgang auf eine nachlassende Inflation hoffen. Zum anderen habe Pfeiffer Vacuum gezeigt, dass auch bei zyklische Unternehmen positives Überraschungspotenzial bei der Entwicklung im dritten Quartal bestehe. Pfeiffer selbst liegen zweistellig im Plus. Zu den größten Gewinnern sind mit dem Tarifabschluss in der Branche aber ausgewählte deutsche Chemie-Aktien geworden.

BASF steigen um 2,8 Prozent, Covestro um 4 Prozent und Sartorius um 4,1 Prozent. In der zweiten Reihe ziehen K+S um 5,3 Prozent an. Wie es heißt, haben sich die Tarifparteien auf Einmalzahlungen von 1.500 Euro sowie 3,25 Prozent mehr Gehalt sowohl zum 1.1.2023 als auch zum 1.1.2024 geeinigt. "Gemessen am Durchschnittsgehalt in der Chemieindustrie von 65.000 Euro sind das je 5,6 Prozent mehr", so Ruland. "Damit kann man von einem "milden" Abschluss sprechen", so der Analyst. Zudem gebe es in diesem Jahr lediglich die schon im April vereinbarte Einmalzahlung von 1.400 Euro, ergänzt er. "Gemessen an der Lage der Chemie mit einem Einbruch bei den Auftragseingängen ist der Abschluss sinnvoll", so Ruland. Für den Einzelhandel und den Konsum werde die Lage nun nicht einfacher, meint er mit Blick auf die Realeinkommen, die in diesem und vermutlich auch im kommenden Jahr sinken, wie er sagt.

Größter DAX-Gewinner sind Heidelbergcement, die sich nun Heidelberg Materials nennen, mit einem Plus von 4,7 Prozent. Verlierer sind nahezu Fehlanzeige: Lediglich Vonovia bröckeln geringfügig um wenige Cent ab.

Nach den starken Vorlagen hatte zunächst auch der kräftige Rückgang der Gaspreise um weitere 9 Prozent die Stimmung gestützt. Gemessen am TTF-Future liegt der Gaspreis nun nur noch bei 116 Euro je Megawattstunde, damit hat er sich seit den Höchstständen Ende August nahezu gedrittelt. Allerdings ist der Preis immer noch 3 Mal so hoch wie Anfang November des vergangen Jahres.

Positiv bewertet wird auch die Entwicklung in Großbritannien. Die Bank of England will erst einmal keine Liquidität aus den Märkten nehmen. Das ist zunächst gut für die Kurse, gilt aber auch als Rückschlag im Kampf gegen die Inflation.

Und die Inflation bleibt auch an den Märkten "Dreh- und Angelpunkt", wie es bei IG Markets heißt. Erst bei einer nachhaltigen Trendwende bei den Teuerungsraten wäre das Schlimmste für die Aktienmärkte überstanden, so das Haus. Noch könnte es sich bei der Herbstrally um eine so genannte Bärenmarktrally handeln, verursacht also lediglich von Eindeckungen der Leerverkäufe.

Anleihen legen im Verlauf wieder etwas zu. Der Euro notiert kaum verändert bei 0,9850 Dollar. Positiv wäre laut Marktteilnehmern, wenn er die Parität zum Greenback zurückerobern würde.

Auf Branchenebene sind neben Chemie- auch Auto-, Technologie- und Bauaktien gesucht.

Telecom Italia profitieren von Berichten zu möglicher Übernahme

In Mailand geht es für die Aktie von Telecom Italia um gut 7 Prozent nach oben. So wird von den Analysten von Equita auf Berichte in "Il Messaggero" und "IlSole24ore" verwiesen, nach denen CDP am Montag eine außerordentliche Sitzung abhielt, um die Frist für das unverbindliche Angebot bis zum 30. November zu verlängern. Dagegen berichte die "Milano Finanza", dass Private Equity, unter anderem CVC, über ein mögliches Gebot nachdenke. Für die Analysten von Equita sei ein Erfolg des CDP-Gebots das wahrscheinlichste Ergebnis.

Erste Akzente kommen von der Berichtssaison, die auch mit positiven Überraschungen aufwartet. Nach Qantas und IAG legte auch die Lufthansa am Montag im späten Handel überzeugende Quartalszahlen vor. Der Kurs steigt um 1,8 Prozent. Swiss Re wurde dagegen im dritten Quartal von Hurrikan Ian belastet.

Swiss Re im Plus

Die Aktien der Swiss Re notieren trotzdem 1,3 Prozent höher. Der Rückversicherer rechnet wegen der durch den Hurrikan Ian verursachten Schäden für das dritte Quartal mit einem Verlust von 500 Millionen Dollar, die Markterwartung lag bei einem Minus von 216 Millionen. Vermutlich hätten aber einige Anleger sogar mit einer noch höheren Belastung gerechnet, heißt es zur Begründung der Aufschläge in der Aktie. Swiss Re geht nicht mehr davon aus, dass die angestrebte Eigenkapitalrendite 2022 von 10 Prozent erreicht wird. Berenberg rechnet für das Gesamtjahr nun nur noch mit einem Gewinn von 947 Millionen Dollar nach bislang 1,72 Milliarden.

Aus der Schweiz gab es zudem Zahlen von Roche, beim Pharma-Riesen entwickelten sich die Umsätze im dritten Quartal schwächer als erwartet. Mit 14,74 Milliarden Franken wurde die Schätzung von Morgan Stanley von 15,08 Milliarden nicht erreicht. Signifikanter ist die Tatsache, dass die Konsensschätzung mit 15,59 Milliarden Franken noch höher lag. Den Ausblick hat Roche bestätigt, die Aktie notiert 0,6 Prozent leichter.

Pfeiffer legen zweistellig zu

Pfeiffer Vacuum (+11,5%) liegen dagegen nach einem überzeugendem Geschäftsverlauf im dritten Quartal stark im Plus. Nach einer starken Entwicklung nach neun Monaten hat der Pumpenhersteller die Prognose für das laufende Jahr angehoben. Pfeiffer sieht den Konzernumsatz 2022 nun zwischen 860 bis 880 Millionen Euro. Die EBIT-Marge soll weiter um 14 Prozent liegen. Die Jefferies-Prognose für den Umsatz liegt bei 833 Millionen Euro, was für Revisionsbedarf bei den Marktschätzungen spricht.

Mit einem Plus von 7,0 Prozent stehen auch Nagarro auf der Gewinnerseite. Der IT-Dienstleister hat den Ausblick weiter nach oben genommen. So rechnet Nagarro nun mit einem Umsatz von 830 Millionen Euro statt 800 Millionen. Die Prognose für die bereinigte EBITDA-Marge wurde auf 15 Prozent von 14 Prozent angehoben.

===

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.498,59 +1,7% 56,95 -18,6%

Stoxx-50 3.438,78 +0,6% 20,13 -9,9%

DAX 12.892,35 +1,9% 243,32 -18,8%

MDAX 23.499,57 +2,2% 516,54 -33,1%

TecDAX 2.831,75 +2,4% 66,66 -27,8%

SDAX 10.977,11 +2,0% 216,43 -33,1%

FTSE 6.979,56 +0,9% 59,32 -6,3%

CAC 6.122,31 +1,4% 81,65 -14,4%

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite 2,23 -0,04 +2,41

US-Zehnjahresrendite 3,97 -0,04 +2,46

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 9:29 Uhr Mo, 17:05 % YTD

EUR/USD 0,9857 +0,2% 0,9844 0,9814 -13,3%

EUR/JPY 146,87 +0,2% 146,70 145,99 +12,2%

EUR/CHF 0,9800 -0,1% 0,9788 1,0037 -5,5%

EUR/GBP 0,8704 +0,5% 0,8692 0,8590 +3,6%

USD/JPY 149,01 +0,0% 149,03 148,73 +29,5%

GBP/USD 1,1322 -0,4% 1,1327 1,1419 -16,3%

USD/CNH (Offshore) 7,2134 +0,1% 7,2040 7,1992 +13,5%

Bitcoin

BTC/USD 19.549,71 +0,2% 19.613,89 19.493,99 -57,7%

ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 83,61 85,46 -2,2% -1,85 +18,8%

Brent/ICE 90,02 91,62 -1,7% -1,60 +22,4%

GAS VT-Settlem. +/- EUR

Dutch TTF 116,20 127,98 -9,2% -11,78 +89,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.652,90 1.649,40 +0,2% +3,50 -9,7%

Silber (Spot) 18,81 18,73 +0,5% +0,09 -19,3%

Platin (Spot) 920,50 917,75 +0,3% +2,75 -5,2%

Kupfer-Future 3,40 3,43 -0,9% -0,03 -23,1%

YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags

===

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/err

(END) Dow Jones Newswires

October 18, 2022 10:23 ET (14:23 GMT)

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.

Nachrichten zu K+S AGmehr Nachrichten

Analysen zu K+S AGmehr Analysen

09.12.24 K+S Sell UBS AG
02.12.24 K+S Neutral JP Morgan Chase & Co.
02.12.24 K+S Sell Deutsche Bank AG
22.11.24 K+S Sell UBS AG
15.11.24 K+S Halten DZ BANK
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

BASF AGShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh 10,50 -1,87% BASF AGShs Sponsored American Deposit.Receipt Repr.1 Sh
BASF 43,53 0,03% BASF
Covestro AG 56,90 0,78% Covestro AG
Deutsche Lufthansa AG (spons. ADRs) 6,15 -3,15% Deutsche Lufthansa AG  (spons. ADRs)
Heidelberg Materials 123,55 0,24% Heidelberg Materials
HeidelbergCement AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-5 Sh 24,20 0,00% HeidelbergCement AG Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-5 Sh
K+S AG 10,92 -1,27% K+S AG
Lufthansa AG 6,26 -2,55% Lufthansa AG
Nagarro SE 82,50 -0,72% Nagarro SE
Pfeiffer Vacuum AG 153,00 -0,13% Pfeiffer Vacuum AG
Roche Holding AG (Inhaberaktie) 245,00 -0,08% Roche Holding AG (Inhaberaktie)
Roche Holding AG Sponsored American Deposit Receipt Repr 1/2 NVTGSh 33,75 0,73% Roche Holding AG Sponsored American Deposit Receipt Repr 1/2 NVTGSh
Roche AG (Genussschein) 246,45 0,10% Roche AG (Genussschein)
Sartorius AG St. 177,80 0,45% Sartorius AG St.
Sartorius AG Vz. 219,60 1,15% Sartorius AG Vz.
Swiss Re AG 89,20 0,22% Swiss Re AG
TIM (ex Telecom Italia) 0,27 0,85% TIM (ex Telecom Italia)
Vonovia SE (ex Deutsche Annington) 29,75 -0,10% Vonovia SE (ex Deutsche Annington)

Indizes in diesem Artikel

DAX 20 257,50 0,05%