Sachwerte sind Trumpf |
10.09.2019 22:40:00
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Krisen, Proteste, Rezessionsängste: So sollten sich defensive Investoren jetzt verhalten
• Bitcoin gewinnt an Bedeutung
• Defensive Aktien sind Trumpf
In den vergangenen Wochen und Monaten scheinen die globalen Krisenherde, welche sich auf der politischen sowie auf der wirtschaftlichen Ebene herausgebildet haben, immer mehr an Fahrt gewonnen zu haben. Längst beschäftigen sich die internationalen Investoren nicht mehr nur mit Angelegenheiten wie dem Handelskrieg zwischen den USA und China oder dem Brexit, sondern auch mit Themen wie den Protesten in Hongkong, der argentinischen Wirtschaftskrise, dem Kaschmir-Konflikt, dem iranischen Atomabkommen und natürlich einer weltweit drohenden Rezession.
Rezessions-Ängste? Nicht in den USA
Trotz dieser Vielzahl an extremen Unsicherheitsfaktoren laufen die internationalen Börsen bisher noch relativ gut. So steht der deutsche Leinindex DAX mit aktuell rund 12.125 Punkten lediglich etwas mehr als zehn Prozent unter seinem Allzeithoch. Darüber hinaus pendelt auch der EURO STOXX 50, mit einem aktuellen Punktestand von 3.478, nur rund sechs Prozent unter seinem Allzeithoch. Noch geringere Abstände zu den vergangenen All-Time-Highs weisen dabei die US-amerikanischen Indizes auf. Mit 26.572 Punkten notiert der Dow Jones gegenwärtig nur rund drei Prozent unter seinem Allzeithoch, welches erst am 17. Juli 2019 bei 27.398 Punkten markiert wurde. In ähnlich guter Verfassung sind dabei auch der NASDAQ Composite sowie der S&P 500. Denn die beiden US-Indizes notieren gegenwärtig lediglich knapp fünf und rund zwei Prozent unter ihren Allzeithochs.
Deutsche Konjunktur im Rückwärtsgang
Führt man sich diese relativ starken Aktienkursentwicklungen, welche vor allem den US-Markt betreffen, vor Augen, sollten sich die vorherrschenden Rezessions-Ängste eigentlich in Luft auflösen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Die Sorgen um die Weltkonjunktur werden von Tag zu Tag größer und sind nun auch schon in Deutschland angekommen. Denn mit einem Bruttoinlandsprodukt, welches im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zurückgegangen ist, befindet sich sogar die deutsche Konjunktur schon im Rückwärtsgang.
ifo-Index auf Mehrjahrestief
Des Weiteren verheißt auch der ifo-Index, welcher vierteljährlich in 116 Ländern ermittelt wird, nichts Gutes. Das vielbeachtete Konjunkturbarometer stürzte im August auf den niedrigsten Wert seit November 2012. "Die Verschärfung des Handelskonflikts belastet die Weltkonjunktur beträchtlich", so der ifo-Präsident Clemens Fuest in Bezug auf den enormen Rückgang. Sorgen über einen Konjunkturabschwung machen sich dabei auch die Experten des Bankhaus Metzler. "Die nächste Rezession dürften viele aus eigener Kraft kaum überleben können", so heißt es aus Frankfurt. Ähnlich pessimistisch ist auch Neil Wilson, der Chefanalyst der Londoner Online-Trading-Plattform Markets.com, und meint: "Wir sind nur einen Trump-Tweet weg vom nächsten Börsenabschwung".
BUND-Future klettert auf Allzeithoch
Während die Aktienmärkte ein derartiges Szenario noch scheinbar völlig ausblenden, spielen die internationalen Rentenmärkte schon jetzt verrückt. Dabei zeigen nicht nur die Rekordkurse des EURO-Bund-Future, dass Investoren massenhaft in die als sehr sicher geltende Bundesanleihe fliehen und sich so vor einer Rezession bewahren möchten, sondern auch die inverse Zinskurve in den USA spricht für sich. Denn sobald die langlaufenden US-Bonds eine geringere Rendite abwerfen als die kurzfristigen, fürchten sich die Investoren vor einem unmittelbaren Konjunkturabschwung. Liegen die kurzfristigen Zinsen über den langfristigen, signalisiert dies somit fast immer eine bevorstehende Rezession.
Gold und Silber im Aufwärtstrend
Dass die Angst vor einer globalen Rezession immer größer wird, kann neben dem Kursverlauf des Euro-BUND-Future auch am Goldpreis abgelesen werden. Mit einem Kurs von 1.541 US-Dollar je Feinunze notiert das begehrte Edelmetall gegenwärtig rund 30 Prozent über dem Vorjahresniveau und auf Eurobasis befindet sich der Preis pro 31,10 Gramm sogar fast auf seinem Allzeithoch.
Noch herausragender ist dabei die Entwicklung vom "kleinen Bruder" von Gold. Denn auf Eurobasis konnte der Silberpreis in den zurückliegenden 52-Wochen über 45 Prozent an Wert zulegen. Dieser Trend verwundert im gegenwärtigen Marktumfeld jedoch kaum, da gerade diese beiden Edelmetalle als äußerst wertbeständig und sicher gelten.
Bitcoin gewinnt an Bedeutung
Neben Gold und Silber konnte in den zurückliegenden Monaten jedoch auch der Bitcoin von den globalen Rezessions-Ängsten profitieren. Während die beliebte Digitalwährung zu Beginn des Jahres noch bei rund 3.500 US-Dollar pendelte, notiert sie nun wieder bei über 10.000 US-Dollar je Coin und generierte somit in den vergangenen acht Monaten eine Performance von fast 200 Prozent. Diese sehr dynamische Entwicklung zeigt eindeutig, dass der Bitcoin trotz jeglicher Skepsis kontinuierlich an Bedeutung gewinnt und sich allmählich als eigenständige Asset-Klasse etabliert hat.
An defensiven Aktien führt kein Weg vorbei
Zwar bieten Edelmetalle wie Gold und Silber, möglicherweise auch der Bitcoin, einen hervorragenden Schutz vor einer möglichen Rezession oder einer Geldentwertung, dennoch stellen sie allesamt eine sehr unproduktive Verwendung des Kapitals dar. Denn Edelmetalle und Digitalwährungen erzielen, bis auf mögliche Kursgewinne, keinerlei laufende Erträge. Infolgedessen kommt der merkantile Investor auch in unsicheren Börsenphasen nicht um ein vernünftiges Aktien-Engagement herum.
Sehr sicherheitsorientierte Anleger sollten dabei bevorzugt auf global agierende Blue-Chip-Unternehmen zurückgreifen, welche auch in einer möglichen Rezession noch beachtliche Umsätze erzielen. Diese Konzerne sind häufig in der Pharma- und Lebensmittelbranche, sowie in der Konsumgüterindustrie vertreten. Die Tatsache, dass jeder Mensch auch in schwierigen Zeiten täglich essen, trinken und eventuell auch seine Zähne putzen muss, führt dazu, dass Konzerne wie zum Beispiel Unilever, Nestlé, Coca-Cola, Procter & Gamble und Colgate-Palmolive sogar in einer Rezession noch sehr profitabel sind.
Sachwerte sind der beste Krisenschutz
Auch wenn die großen US-Aktienindizes aktuell noch sehr dicht unter ihren Allzeithochs pendeln, ist dies kein Garant dafür, dass das auf lange Sicht so bleiben wird. Dementsprechend sind Anleger sicherlich gut beraten, wenn sie nun peu á peu damit beginnen, ihren Cash-Bestand zu erhöhen, um im Krisenfall über genügend Liquidität zu verfügen. Allerdings gehören zu einem vernünftigen Krisenschutz nicht nur Geldwerte wie Bundesanleihen, Buchgeld und Bargeld, sondern auch solide Sachwerte wie Edelmetalle, Immobilen und defensive Unternehmensbeteiligungen.
Denn die Finanzgeschichte beweist eindeutig, dass Sachwerte, im Gegensatz zu Geldwerten, langfristig schon immer einen besseren Ertrag erbracht haben und in der Regel den Vermögenserhalt garantieren. Resultierend aus diesem empirischen Fakt, sollten sich Anleger, die ihr Geld schon jetzt in hervorragend aufgestellten Unternehmen invertiert haben, weder große Gedanken über politische Krisen noch über eine mögliche Rezession machen.
Pierre Bonnet / finanzen.at
Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.
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