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13.04.2013 17:07:33

Juristin: Aktionäre sollten Hauptversammlung nicht schwänzen

    MÜNCHEN (dpa-AFX) - Vielen Vorstandschefs in Deutschland steht in den nächsten Wochen wieder ein unangenehmer Termin bevor: Die jährliche Hauptversammlung. Stundenlang müssen sie die Fragen der Aktionäre beantworten und meist jede Menge Kritik einstecken. Daimler-Chef Dieter Zetsche und Siemens-Chef (Siemens) Peter Löscher haben die Hauptversammlung schon hinter sich, etliche andere Konzerne laden ihre Aktionäre für die nächsten Wochen ein. Diese Chancen sollten die knapp neun Millionen Anleger nutzen, meint die bayerische Landeschefin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Daniela Bergdolt. Die Juristin gehört zu den bekanntesten Hauptversammlungs-Rednerinnen und nimmt kein Blatt vor den Mund.

    - Was hat der Kleinaktionär davon, wenn er zu Hauptversammlungen geht?

    Bergdolt: "Dem Aktionär gehört ein Ziegelstein an dem Unternehmen - also sollte er sich die Zeit für die Hauptversammlung nehmen. Es geht schließlich um sein Unternehmen, sein Geld oder sogar seine Altersvorsorge. Die Hauptversammlung ist für die Aktionäre meist die einzige Chance, den Vorstandschef einmal persönlich zu erleben. Welche Vision hat er vom Unternehmen? Wie verhält er sich auf dem Podium? Wie reagiert er auf Kritik oder Druck der Aktionäre? Wie gut weiß er über die Zahlen des Unternehmens Bescheid? Das sind wichtige Informationen, um mir einen Eindruck von dem Vorstand zu machen. Wenn er auf der Hauptversammlung den Eindruck macht, dass er seine Aktionäre nicht ernst nimmt oder Fragen nicht auch selbst beantworten kann, dann ist das in der Regel kein gutes Zeichen für das Unternehmen insgesamt."

    - Aber ein echtes Mitspracherecht haben Kleinaktionäre bei den Konzernen doch ohnehin nicht?

    Bergdolt: "In den Abstimmungen meist nicht - hier dominieren in aller Regel meist Großaktionäre oder die großen Kapitalgesellschaften mit ihren Stimmrechten. Aber es geht bei den Hauptversammlungen auch nicht nur darum. Vielmehr hat jeder Aktionär hier das Recht, Fragen an den Vorstand zu stellen, die auch beantwortet werden müssen. Dadurch können auch Kleinaktionäre Themen zur Sprache bringen, die dann vielleicht in die Berichterstattung über die Hauptversammlung eingehen. Dafür lohnt es sich auch, mal einen Tag von der Arbeit freizunehmen. Wenn für den Fußballclub Zeit da ist, sollte das auch mal für eine Hauptversammlung möglich sein."

    - Sie selbst sprechen in den nächsten Wochen unter anderem bei BMW, Allianz, Adidas (adidas) und Linde. Was sind für Sie die großen Themen in diesem Jahr?

    Bergdolt: "Die Manager-Bezüge bleiben ganz weit oben auf der Agenda. Ich kann nur an die Manager appellieren, die Zeichen der Zeit nicht zu verkennen und ein Mindestmaß an Bescheidenheit an den Tag zu legen. Wichtig ist mir außerdem eine Aussage zur künftigen Entwicklung des Geschäfts. Die Vorstände haben eine Planung, die sollten sie ihren Aktionären auch offenlegen. Meine Ansage an die Vorstandschefs: Gebt mir eine klare Prognose!"/dwi/DP/zb

    --- Gespräch: Daniela Wiegmann, dpa ---

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