12.02.2009 10:09:00
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HINTERGRUND: Daimler macht sich wetterfest und holt Sanierer Bernhard an Bord
Fest steht aber bisher nur: Ab April übernimmt der frühere Weggefährte vom jetzigen Daimler-Chef Dieter Zetsche die Leitung der Transporter-Sparte. Nach Ansicht eines Branchenexperten hat sich Zetsche aber mehr dabei gedacht. Hätte er nur einen guten Mann an der Spitze der Transporter-Sparte haben wollen, dann hätte es sicher auch geschmeidigere Kandidaten gegeben. Bernhard gilt als wenig zimperlich im Umgang mit Arbeitnehmervertretern und hat sich sowohl während seiner zehn Jahre bei den Stuttgartern als auch bei seinem Kurzauftritt bei Volkswagen unter den Betriebsräten nicht gerade Freunde gemacht. "Wir gehen davon aus, dass er etwas dazu gelernt hat", hieß es am gestrigen Abend vom Daimler-Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm.
EXPERTE: GROSSER SANIERUNGSBEDARF BEI PKW-SPARTE
Nach Meinung des Branchenexperten, der namentlich nicht genannt werden wollte, liegt es nahe, dass sich Zetsche mit Bernhard insgeheim einen Sanierungsunterstützer ins Haus hole. Der Experte könnte sich bei dem eingespielten Team Bernhard/Zetsche eine ähnliche Rollenverteilung vorstellen, wie einst bei Chrysler: Zetsche als Mann für die Politik und Strategie und Bernhard als Mann fürs Grobe. "Bernhard hat mehrfach bewiesen, dass er das kann." Während ihrer gemeinsamen Zeit bei der damaligen Daimler-Tochter Chrysler entließen die beiden Manager 26.000 Mitarbeiter, schlossen mehrere Werke und trimmten den heute wieder ums Überleben kämpfenden US-Herstellers zumindest vorübergehend auf Profitabilität. Zetsche sagte am Dienstag zur Ernennung von Bernhard: "Ich schätze seine Kenntnisse und Erfahrungen seit unserer gemeinsamen Zeit in den USA und bin froh, dass wir unsere hervorragende Zusammenarbeit fortsetzen können."
Dass sich der als ehrgeizig geltende Bernhard langfristig nicht mit einer Rolle in der zweiten Reihe zufrieden geben wird, liegt auf der Hand. Zudem präsentiert sich die Transporter-Sparte derzeit als eine der stabilsten im Konzern. Dort wird Bernhards Sanierungstalent also am wenigsten gebraucht. Dagegen ist es nach Meinung von Analyst Daniel Schwarz von der Commerzbank wohl kein Geheimnis, dass die Pkw-Sparte aufgrund des deutlich verschlechterten Umfelds einen Restrukturierer brauche.
BERNHARD VERLIESS DAIMLER 2004 IM STREIT
Während die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwoch) Bernhard schon als möglichen Nachfolger des Nutzfahrzeug-Vorstands Andreas Renschler ins Spiel bringt, sieht Schwarz ihn eher als künftigen Chef von Mercedes-Benz Cars. Schließlich führe Zetsche diesen Bereich und den Konzern derzeit in Personalunion und sollte beide Aufgaben ursprünglich nur übergangsweise wahrnehmen. "Zwar wird Zetsche den Posten als Mercedes-Chef nicht unmittelbar abgeben, aber langfristig könnte ich mir das am ehesten vorstellen. Zudem war Bernhard ja schon einmal als Mercedes-Chef vorgesehen", so Schwarz. Bernhard verließ den Konzern 2004, kurz bevor er Mercedes-Chef werden sollte, nach einem Streit über die künftige Konzernstrategie mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp.
An den Spekulationen zu den möglichen weiteren Perspektiven von Bernhard im Daimler-Konzern wollte sich ein weiterer Bankanalyst, der namentlich nicht genannt werden wollte, nicht beteiligen. Es sei nicht zu vernachlässigen, dass es in der Vergangenheit zwischen Bernhard und der Belegschaft zu Spannungen gekommen sei, sagte der Experte. Da müsse man erst abwarten, ob diese Gräben überwunden werden könnten. Schon das heutige Daimler-Management sei wohl in der Lage, im partnerschaftlichen Umgang mit den Arbeitnehmern Maßnahmen umzusetzen, um die Zukunft des Konzerns sicher zu stellen. Dazu werde Bernhard nicht unbedingt gebraucht. Weitere Restrukturierungen stünden zunächst am ehesten in der Pkw-Sparte an, räumte der Analyst ein, aber für die sei der Neuzugang zumindest zunächst nicht zuständig.
DIPLOMATIE IST JETZT NICHT DAS WICHTIGSTE
Nach Meinung eines Börsianers zeigt die Personalie, wie groß die Not für weitere Restrukturierungen bei Daimler sei. Es könnten noch eine Menge Probleme kommen, meinte auch der Branchenexperte. Analyst Schwarz rechnet damit, dass Daimler bei der Bilanzvorlage nächste Woche auch seine gesenkte Jahresprognose nicht erreicht. Seiner Einschätzung nach dürfte das aber kein Schock mehr für den Markt sein. Insgesamt stehe Daimler durch seine starke Bilanz wesentlich besser da als die Wettbewerber. Trotzdem ist er davon überzeugt, dass Sanierer in der derzeitigen Krise "ganz klar gefragt" sind. "Diplomatie ist derzeit nicht das wichtigste, was ein Manager jetzt braucht."/dct/zb --- Von Dorothee Tschampa, dpa-AFX ---
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