Wasserstoff-Shorts aufgebaut |
25.09.2023 22:47:00
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Hedgefonds-Chef Barry Norris: Investition in Wasserstoff-Aktien ist "Zeitverschwendung"
• Viele Unternehmen weiter in den roten Zahlen
• Hedgefonds-Chef: Wetten auf Wasserstoff "reine Zeitverschwendung"
Plug Power, NEL, Ballard Power & Co. dürften den meisten Anlegern heutzutage ein Begriff sein. Vor allem im Jahr 2020 und bis ins Jahr 2021 hinein rückten Wasserstoff-Unternehmen in den Fokus von Marktteilnehmern, und die Aktien vieler Unternehmen konnten deutliche Gewinne verbuchen. Doch inzwischen scheint der große Hype vorüber zu sein. Seit Anfang 2021 ging es für viele Wasserstoff-Aktien stetig abwärts, während Anleger darauf warteten, dass die Unternehmen profitabel werden.
Wasserstoff-Unternehmen weiter in den roten Zahlen
NEL konnte zwar den Umsatz im zweiten Quartal 2023 deutlich auf 475 Millionen Norwegische Kronen steigern, weitete jedoch auch den Verlust je Aktie auf 0,20 Norwegische Kronen aus. Die NEL-Aktie verlor in Oslo in diesem Jahr bereits rund 28 Prozent an Wert und kostete zuletzt noch 9,95 Norwegische Kronen (Stand: 22.09.2023).
Auch Plug Power konnte seinen Umsatz im zweiten Jahresviertel auf 260,2 Millionen US-Dollar steigern, weitete seinen Verlust je Aktie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jedoch auf 0,40 US-Dollar aus. Die Plug Power-Aktie fiel in diesem Jahr an der NASDAQ bereits um rund 39,94 Prozent zurück und notierte zuletzt noch bei 7,43 US-Dollar (Stand: 22.09.2023).
Derweil konnte Ballard Power seinen Verlust im zweiten Quartal zwar auf 0,1 US-Dollar reduzieren, verharrte somit aber dennoch in den roten Zahlen und konnte mit 15,3 Millionen US-Dollar nicht so viel umsetzen wie im Vorjahresquartal. Die Ballard Power-Aktie büßte in diesem Jahr an der NASDAQ etwa 23,8 Prozent auf zuletzt 3,66 US-Dollar ein (Stand: 22.09.2023).
Hedgefonds-Chef betrachtet Wasserstoff-Investments als "reine Zeitverschwendung"
Kein Wunder, dass Barry Norris, Gründer und CEO des britischen Hedgefonds Argonaut Capital Partners, nicht glaubt, dass Anleger mit einem Investment in Wasserstoff in absehbarer Zukunft Geld verdienen können. "Es ist leider reine Zeitverschwendung", so Norris laut Bloomberg in einem Interview. Er erklärte, er sei "skeptisch, ob die Geschäftsmodelle vieler dieser Unternehmen funktionieren werden", weshalb er "ein paar Wasserstoff-Shorts" aufgebaut habe. Für welche Unternehmen er Short-Positionen aufgebaut hat, verriet er jedoch nicht.
Laut Norris entstünden "enorme Kapitalkosten" beim Wasserstoff, nämlich beim Bau des Elektrolyseurs. "Um diese Kapitalkosten zu amortisieren, muss die Kapazitätsauslastung sehr hoch sein. Man braucht also eine stabile, konstante Stromquelle, die im Elektrolyseur Wasserstoff produziert", zitiert Bloomberg den Hedgefonds-Gründer. Die einzige Form der Wasserstofferzeugung, die "hinsichtlich der Kosten einigermaßen konkurrenzfähig ist", sei laut Norris "diejenige, die entweder durch fossile Brennstoffe, Wasserkraft oder Kernenergie erzeugt wird". Dagegen sei die "Kapazitätsauslastung strukturell viel geringer […] als die, die mit Grundlaststrom erzeugt wird", wenn man "Wasserstoff mit wetterabhängigem Strom produzieren" lasse.
Auch Ian Simm, Vorstandsvorsitzender von Impax Asset Management, zeigte sich hinsichtlich der kurzfristigen Aussichten von Wasserstoff vorsichtig. Seiner Meinung nach sei der Klimagesetzentwurf der Biden-Regierung ein "potenzieller Game Changer" für Wasserstoff. Dennoch bestehe nach wie vor "erhebliche Unsicherheit" darüber, wie die Subventionen in der Praxis funktionieren würden. Daher gehe man bei Impax davon aus, dass Wasserstoffaktien auch nach dem Ausverkauf immer noch überbewertet sind. "In letzter Zeit gab es Zeiten, zu denen die Bewertungen von Aktien im Zusammenhang mit grünem Wasserstoff einen effizienten und schnellen politischen Übergang zur Unterstützung von grünem Wasserstoff einpreisten", gibt Bloomberg Simm wieder. "Das war wahrscheinlich zu optimistisch."
Wie sind die langfristigen Aussichten?
Auf längere Sicht sieht Simm jedoch Potenzial für Wasserstoff: "Wir sind sehr optimistisch, was Wasserstoff mit einem Zeithorizont von zehn bis 15 Jahren angeht, weil es eine der wichtigsten Möglichkeiten ist, industrielle Wärme zu dekarbonisieren", zitiert ihn Bloomberg. "Aber kurzfristig ist es wirklich schwer, eine schnelle Ausweitung der Nachfrage in einem Ausmaß zu erkennen, in das wir investieren würden." Als "Haupthindernis" betrachte er "die begrenzte Sichtbarkeit skalierbarer und klarer Geschäftsmodelle", was daran liege, dass sich die meisten börsennotierten Wasserstoffunternehmen auf Elektrolyseure konzentrierten, die durch "Bedenken hinsichtlich der Kommerzialisierung" blockiert würden. Der Inflation Reduction Act (IRA) habe "zu einem kurzen Anstieg der Wasserstoffnamen" geführt, was sich nun aber umgekehrt habe. Mittlerweile würden die meisten Wasserstoff-Aktien laut Simm "wesentlich unter dem Niveau vor dem IRA" liegen.
Hedgefonds-Gründer Barry Norris glaubt dagegen, dass Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien, wie Wind- und Solarenergie, betrieben wird, "niemals kostenwettbewerbsfähig sein" werde. "Wenn Sie diese großen Investitionsausgaben für den Bau der Elektrolyseure haben und diese mit Wind- und Solarenergie betrieben werden, werden Sie feststellen, dass die Kapazitätsauslastung der Kapazitätsauslastung von Wind- und Solarenergie entspricht, die bestenfalls 30 bis 40 Prozent beträgt", gibt Bloomberg Norris wieder, der sich fragte, was der Wasserstoff nütze, wenn die Elektrolyseure nicht mit Wind- und Solarenergie betrieben werden.
BNEF-Analyst Adithya Bhashyam sieht hingegen eine Chance darin, dass "man Wind- und Solarenergie kombinieren" und damit "eine höhere Auslastung erreichen" könne, wodurch der Wasserstoff billiger werde. "Netzstrom macht die Wasserstoffproduktion nicht unbedingt wirtschaftlich, da eine hohe Auslastung auch ein höheres Risiko für höhere Strompreise bedeutet. Langfristig glauben wir, dass der Anschluss an Wind- oder Solarenergie günstiger sein wird, da die Investitionskosten für den Elektrolyseur sinken und die Auslastung nicht mehr so wichtig ist", so Bhashyam.
Redaktion finanzen.at
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