10.01.2007 14:24:00

Genforschung hilft Agrarkonzernen bei klassischer Züchtung

Von Richard Breum und Heide Oberhauser-Aslan

   Dow Jones Newswires

   DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die europäischen Agrokonzerne profitieren von den Methoden der Gentechnik auf dem 30-Mrd-USD-Markt für Saatgut mittlerweile auch hierzulande. Zwar zahlt sich die klassische grüne Gentechnik auf dem Heimatmarkt nicht aus: Die überwiegende Mehrheit der Verbraucher lehnt gentechnisch veränderte Pflanzen für die Ernährung ab. Doch die Methoden der Genforschung helfen auch bei der klassischen Zucht. Umsatzzahlen nennen die Unternehmen nicht; sie gelten als Geschäftsgeheimnis. Klar ist aber: Für alle wird die Methode wichtiger.

   Denn die klassische Pflanzenzucht geschieht mit der Analyse von Erbgut, also einer Methode der Gentechnik, mittlerweile schneller und gezielter als bei der herkömmlichen Züchtung. "Wir erwarten, dass die Bedeutung dieser Technologie weiter zunimmt und setzen sie verstärkt in Forschung und Entwicklung ein", sagt zu Beispiel Michiel van Lookeren Campagne, Forschungsleiter des Geschäftsbereichs BioScience der Pflanzenschutzsparte von Bayer.

   Die Methode selbst ist zwar nicht neu - sie wird durch die Fortschritte bei der Genforschung aber immer interessanter. Zur Auswahl der Pflanzen, die miteinander gekreuzt werden, wird das Erbgut beim so genannten Smart Breeding genau analysiert. Anders als bei der Grünen Gentechnik werden den Pflanzen dann aber keine fremden Gene in das Erbgut eingebaut, sondern die ausgewählten Pflanzen werden klassisch gekreuzt. So wird nur die natürliche genetische Vielfalt genutzt.

   Dadurch werden nun auch Wildpflanzen interessant, die bisher wegen ihres geringes Ertrages in der Züchtung keine Rolle spielten, weil in ihren Genen möglicherweise wertvolle Eigenschaften stecken. Bei Mais zum Beispiel gibt es mehrere 10.000 alte Landrassen und Wildsorten. So bildeten sich trockenen Böden Rassen aus, mit mit halb so viel Regen auskommen wie die in Deutschland. Nicht nur bei Mais, auch bei Weizen, Reis oder Kartoffeln werden lediglich 1% bis 5% des genetischen Materials genutzt, heißt es in der Pressemitteilung des Saatgutkonzerns KWS.

   Die Technologie hat für die Züchter eine Reihe von Vorteilen gegenüber der klassischen Züchtung, aber auch gegenüber der Grünen Gentechnik. Mit so genannten Markern können die Forscher zum einen schnell erkennen, ob gewünschte Gene in einer Pflanze enthalten sind. Dieser Genmarkertest funktioniert zudem schon bei Keimlingen, die Pflanzen müssen also nicht erst auf Versuchsfeldern reifen.

   Ein weiterer Vorteil ist, dass die neuen Pflanzen auch von Kritikern der Gentechnik akzeptiert werden. So sagt Christopher Then von der Umweltschutzorganisation Greenpeace: "Smart Breeding ist wesentlich effizienter als die Übertragung einzelner Gene." Die Technologie sei auf der Höhe der Zeit und habe die Gentechnik hinsichtlich des Innovationspotenzials überrundet. "Die Zulassungshürden sind weit geringer bei Produkten, die aus der konventionellen Züchtung und dem `Smart Breeding` hervorgehen, als bei gentechnisch veränderten", heißt es bei dem Saatgutkonzern Syngenta.

   Zu den mit der neuen Technologie entwickelten Produkte von Bayer zählen zum Beispiel das Gemüsesaatgutgeschäft der holländischen Tochter Nurhem und Sorten für Raps und Reis. Die modernen Saatgutlinien von Bayer liefern viele Beispiele für den Einsatz von Smart Breeding, "vor allem im Zusammenhang mit Genen, die eine höhere Widerstandfähigkeit gegen Pflanzenkrankheiten bewirken," erklärte eine Sprecherin.

   Umsatzzahlen für die neuen Produkte nennt der Konzern nicht - und gibt auch keine Prognose, wie sie sich entwickeln werden. Auch die anderen großen Saatgutkonzerne in Europa wie KWS, BASF und Sygenta nennen keine Zahlen. "Es sind brisante Geschäftsgeheimisse", sagt ein Analyst. Syngenta verwendet die Technologie zum Beispiel bei den Züchtungsprogrammen für Gemüse, Mais und Sojabohnen. "Da die Wissenschaft immer mehr Gene entschlüsselt, läßt sich Smart Breeding auch in Zukunft verstärkt einsetzen", erwartet KWS-Sprecherin Claudia Bölter.

   Ob Smart Breeding die Grüne Gentechnik einmal ganz ablösen wird, ist umstritten. Die Unternehmen glauben das nicht, denn kann man auf diese Weise keine Gene von Organismen verwenden, die sich nicht kreuzen lassen. Artübergreifende Veränderungen sind also nicht möglich. "Deshalb kann nicht das ganze Potenzial der Pflanzenbiotechnologie ausgeschöpft werden", erklärt zum Beispiel Bayer, und bei BASF heißt es: "Die Gentechnik kann damit nicht ersetzt werden."

   Der so genannte Bt-Mais zum Beispiel zum Beispiel enthält ein Bakterien-Gen, mit dessen Hilfe Schädlinge abgewehrt werden können. Er hätte mit Smart Breeding nicht gezüchtet werden können. Auch Petra Jorasch, Referentin beim Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter, urteit deshalb: "Smart Breeding ist ein viel versprechender Ansatz, aber es sind zwei sich ergänzende Technologien."

   Webseiten: http://www.basf.de

   http://www.bayer.de

   http://www.syngenta.de

   http://www.kws.de

   -Von Richard Breum und Heide-Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires,

   +49 (0) 211 - 13872 15, chemicals.de@dowjones.com

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