Die Nummer 3 will mehr 22.03.2014 08:00:01

Daimler-Finanzchef: "Wir sind auf dem Gaspedal"

von Thomas Schmidtutz, Euro am Sonntag

Verfolgungsjagd im Premiumsegment: Laut Finanzchef Bodo Uebber will Mercedes-Benz schneller wachsen als der Markt, BMW und Audi die Rücklichter zeigen - und 2020 wieder der globale Markt­führer sein.

€uro am Sonntag: Herr Uebber, Mercedes-Benz ist in den vergangenen Jahren im Premiumsegment hinter BMW und Audi auf Rang 3 gerutscht. Seit gut einem Jahr läuft die bislang größte Modelloffensive in der Daimler-Geschichte. Marktforscher rechnen damit, dass Sie Audi 2014 beim Absatz überholen werden. Haben Sie den Blinker schon gesetzt?
Bodo Uebber: Wir sind jedenfalls auf dem Gaspedal. Mercedes-Benz ist die am stärksten wachsende Premiummarke. Wenn man überholen will, muss man irgendwann damit beginnen, stärker zu wachsen als andere, und dann auch zum Überholmanöver ansetzen. Unser Ziel ist jedenfalls klar: Wir wollen bis 2020 weltweit die Nummer 1 im Premiumsegment sein. Daran arbeiten wir.

Die Nummer 2 wäre ja auch schon mal ganz schön. Die Experten vom Center of Automotive Management trauen Ihnen zu, 2014 an Audi vorbeizuziehen. Ist Audi 2014 fällig?
Diese Analyse hört sich ja schon mal gut an (lacht). Weltweit dürfte der Gesamtmarkt 2014 um vier bis fünf Prozent zulegen. Wir wollen erneut schneller wachsen als der Markt. Wo wir am Ende landen werden, hängt von vielen Faktoren ab, auf die wir zum Teil keinen Einfluss haben: ­Einige Märkte sind volatil.

Im Vorjahr hat es bei Mercedes-Benz gerade für eine operative Marge von 6,5 Prozent gereicht ­- ­allerdings mit steil steigender Tendenz. Im vierten Quartal haben Sie 8,0 Prozent geschafft. Ist diese Größenordnung für 2014 drin?
Wir geben grundsätzlich nur eine Prognose auf Jahresbasis ab. Da liegt die Messlatte beim Vorjahreswert von 6,5 Prozent. Diesen Wert wollen wir 2014 deutlich verbessern. Aber es gibt Faktoren wie Produktanläufe und den Produktmix, saisonale Einflüsse sowie Währungen. Daher kann man von einzelnen Quartalen nicht auf das Gesamtjahr schließen.

China ist einer der wichtigsten Märkte weltweit. Mercedes-Benz hat dort im Vorjahr 20 Prozent des Absatzes eingefahren. Audi macht dort aber bereits ein Drittel des Verkaufs. Welchen Anteil wird China mittelfristig am Mercedes-Benz-Absatz haben?
Im weltweiten Vergleich wächst der chinesische Markt überproportional. Daran wollen wir partizipieren. Daher wird zwangsläufig auch der Anteil Chinas am Gesamtabsatz von Mercedes-Benz Cars in den kommenden Jahren deutlich steigen.

Aber die Fragezeichen werden größer. Die Anzahl der faulen Kredite in China hat inzwischen ein gigantisches Ausmaß erreicht. Bei vielen Volkswirten wächst die Sorge, dass es ein zweites Lehman geben könnte. Wie besorgt sind Sie?
Chinas Wirtschaft wächst derzeit mit 7,5 Prozent pro Jahr. Dass hier Risiken entstehen, die beherrscht werden müssen, liegt in der Natur der Sache. Aber die chinesische Regierung begleitet die Entwicklung der Wirtschaft seit vielen, vielen Jahren souverän. Und man darf nicht vergessen: China hat so viele Kapital­reserven wie kein anderes Land weltweit. Damit hat die Regierung sehr weitgehende Möglichkeiten, um mögliche Krisen aufzufangen.

Falls es aber doch zur Pleite eines großen Finanzdienstleisters kommen sollte: Welche Auswirkungen hätte das auf Ihr Geschäft?
Wir haben Eigenkapital vor Ort, ­unsere Refinanzierung basiert auf Bankdarlehen und ist gut abgesichert. Und was die Ausfallraten bei Finanzierungen anbelangt, liegen wir in China unter dem weltweiten Konzerndurchschnitt. Das sollte beherrschbar sein. Im Übrigen öffnet sich der Kapitalmarkt in China: Wir haben am Freitag als erstes ausländisches Unternehmen einen Bond begeben. Damit finanzieren wir unser starkes Wachstum in China - von Pkw über Vans bis Trucks - und diversifizieren zugleich unsere Finanzierungsquellen.

Was versprechen Sie sich davon?
Wir haben mit dem Bankenmarkt und den Regulierungsbehörden lange, intensive Diskussionen geführt und sind gemeinsam daran ­interessiert, den Kapitalmarkt in China weiterzuentwickeln. Die Anleihe im Volumen von 500 Millionen Renminbi ist nur der erste Schritt: Weitere Emissionen werden folgen, wir haben großes Interesse im Rahmen der Platzierung verspürt.

Volkswagen hat mit den Familien Piëch/Porsche starke Ankerinvestoren, BMW mit der Quandt-Familie. Daimler hat das nicht. Wie wehmütig schaut der Finanzvorstand nach Wolfsburg und München?
Ankerinvestoren sollten aus der historisch-strategischen Welt kommen. In unserem Fall wären das die Unternehmensgründer Gottlieb Daimler und Carl Benz. Aber schauen Sie: Seit knapp 40 Jahren ist die Investmentgesellschaft von Kuwait bei uns investiert. Unsere Aktionärsstruktur ist global: Wir haben viele Investoren mit Beteiligungen von zwei bis fünf Prozent, die uns schon lange begleiten. Mit dieser Struktur sind wir sehr zufrieden.

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