Geändert am: 07.06.2017 22:21:30

MÄRKTE USA/Leichte Gewinne - Comey belastet Trump

Im Späthandel kam es zu einer Überraschung: der vorbereitete Text des früheren FBI-Direktors James Comey für seine Anhörung vor einem Senatsausschuss am Donnerstag wurde bereits publiziert. Comey äußert darin deutlich, dass US-Präsident Donald Trump ihn von Ermittlungen gegen den zurückgetretenen Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn abhalten wollte. Trump habe "Loyalität" eingefordert.

   Damit könnte sich die Krise rund um die Russland-Verbindungen der Trump-Administration zwar verschärfen. Doch die Märkte reagierten eher mit milder Erleichterung. Aktien legten leicht zu, während die sicheren Häfen Gold und Anleihen nachgaben. Die Enthüllungen blieben wohl hinter den schlimmsten Befürchtungen zurück, hieß es am Markt. Die Anschuldigungen gingen nicht so weit, dass sie Trump ernsthaft gefährdeten, sagte Anleihenspezialistin Mary Ann Hurley von D.A. Davidson & Co.

   Der Dow Jones Industrial gewann 0,2 Prozent auf 21.174 Punkte, der S&P 500 stieg um 0,2 Prozent, der NASDAQ Composite rückte um 0,4 Prozent vor. Der Umsatz stieg auf 884 (Dienstag: 833) Millionen Aktien. Dabei kamen auf 1.427 (1.358) Kursgewinner 1.539 (1.629) -verlierer, während 134 (123) Titel unverändert schlossen.

   Über die längste Zeit des Tages sah es so aus, als gehe es nur ums Abwarten auf den "Super-Donnerstag", an dem auch die EZB zusammentritt und das britische Unterhaus gewählt wird. Doch auch bei der Comey-Anhörung kann es am Donnerstag noch spannend werden, denn viele Fragen blieben ungeklärt. Wenig Auswirkung hatten neue Daten zu Verbraucherkrediten, die allerdings den April betrafen und damit nicht mehr ganz taufrisch waren. Demzufolge verzeichneten diese Kredite im genannten Monat den niedrigsten Anstieg seit August 2011.

Ölpreis sackt massiv ab

Am Ölmarkt setzten neue US-Lagerbestandsdaten den Preis massiv unter Druck. Die Rohöllagerbestände sind überraschend um rund 3,3 Millionen Barrel gegenüber der Vorwoche gestiegen. Von Dow Jones Newswires befragte Analysten hatten stattdessen einen Rückgang um 3,5 Millionen erwartet, und bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute war mit 4,6 Millionen Barrel eine kräftige Abnahme registriert worden. Dazu nahmen noch die Benzinbestände um 3,32 Millionen Barrel zu. Analysten hatten ein Minus von 0,2 Millionen Barrel erwartet. US-Leichtöl der Sorte WTI sackte um 5,1 Prozent ab auf 45,72 Dollar je Fass. Wegen technischer Probleme erfolgte das Settlement deutlich später als üblich. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 3,8 Prozent auf 48,23 Dollar. Zudem ging weiterhin die Sorge um, dass die Spannungen der Opec-Mitglieder Katar und Saudi-Arabien eine gemeinsame Linie innerhalb des Erdölkartells erheblich erschweren dürfte.

   Am Devisenmarkt kam es zu einem wilden Auf und Ab im Euro-Dollar-Paar. Im Vorfeld der EZB-Sitzung kursierten verschiedene Szenarien. So hieß es von manchen Teilnehmern, die Währungshüter könnten sich mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung stärker falkenhaft äußern. Doch zugleich hieß es laut einer Agenturmeldung, die EZB werde ihre ihre Inflationsprognosen über den gesamten Horizont senken. Aber auch von Dollar-Seite kann mit Auswirkungen gerechnet werden. Anleger hegen die Befürchtung, dass die Untersuchung der Russland-Affäre die Fähigkeit der US-Administration zu wachstumssteigernden Maßnahmen beeinträchtigen könnte. Der Euro notierte bei 1,1269 nach einem Tagestief von 1,1204 Dollar und einem Tageshoch bei 1,1283 Dollar.

   Bei Gold und Anleihen kam es nach den Gewinnen am Vortag zu kleineren Gegenbewegungen. Zudem wurde Gold vor allem vom volatilen Dollar bewegt. Im späten Geschäft gab Gold mit den Aussagen Comeys nach. Die Feinunze verlor 0,6 prozent auf 1.287 Dollar. Das Edelmetall war am Vortag mit der Krise im Nahen Osten um Katar auf Jahreshoch geklettert, als Anleger vermeintliche sichere Anlegerhäfen angesteuert hatten.

   Die am Vortag gesuchten US-Staatsanleihen kamen zurück, die Rendite zehnjähriger US-Titel kletterte im Gegenzug um 3 Basispunkte auf 2,17 Prozent. Am Vortag war die Rendite noch auf den tiefsten Stand seit November 2016 gesunken.

AMD bauen Vortagsgewinne aus

Navistar International verloren 1,6 Prozent, nachdem sich vorbörslich sehr viel kräftigere Abgaben angedeutet hatten. Der Hersteller von Nutzfahrzeugen verbuchte einen höher als befürchtet ausgefallenen Verlust im zweiten Quartal. Die Tesla-Aktie legte um 1,9 Prozent zu. Das für den Massenmarkt konzipierte Model 3 ist noch nicht auf dem Markt, da denkt Tesla-Chef Elon Musk schon über ein neues Werk für die künftige SUV-Variante Model Y nach. Musk hofft, dieses Modell 2019 auf den Markt bringen zu können. Womöglich werde die Nachfrage nach dem Model Y sogar die des Models 3 übersteigen, glaubt er.

   Mit Abgaben von 4,2 Prozent reagierte die Aktie von United Natural Foods auf die Bekanntgabe von Quartalszahlen. Zwar legte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent zu, blieb damit allerdings unter der Analystenschätzung. Beim bereinigten Gewinn je Aktie wurde die Schätzung des Marktes leicht übertroffen.

   Die Aktie von Advanced Micro Devices (AMD) rückte um weitere 2,9 Prozent vor, nachdem sie bereits am Vortag um knapp 7 Prozent nach oben gesprungen waren. Hier stützen weiter Berichte, dass es bei den Grafikpozessoren des Halbleiter-Konzerns zu einem Engpass gekommen sei. Zudem hatte Apple auf ihrer Entwicklerkonferenz mitgeteilt, die GPU-Technologie von AMD für den neuen iMacPro einsetzen zu wollen.

DJG/DJN/raz

  

   NEW YORK (Dow Jones)

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