Banken-Beben 19.03.2023 16:43:00

Nach Krise um SVB Financial Group, Signature Bank & Co: So könnte die Fed im Rahmen der kommenden Zinssitzung reagieren

Nach Krise um SVB Financial Group, Signature Bank & Co: So könnte die Fed im Rahmen der kommenden Zinssitzung reagieren

• Bankenkollaps sorgt für Unruhen am Markt
• Fed ergreift Maßnahmen
• Steigen die Zinsen trotzdem?


Krise bei Silvergate Capital, SVB Financial Group und Signature Bank

Nachdem vergangene Woche zuerst die in Schieflage geratene Kryptobank Silvergate Capital ihre freiwillige Abwicklung bekanntgab, berichtete auch die auf Startup-Finanzierungen spezialisierte SVB Financial Group von einem drohenden Verlust in Milliardenhöhe. Der Versuch, über das Anbieten neuer Aktien, Kapital in die Kassen zu spülen, scheiterte. Das Finanzhaus wurde schließlich unter staatliche Kontrolle gestellt. Alle versicherten Einlagen der Bank wurden in eine neue Zweckgesellschaft überführt, wie die US-Regierung verkündete. Auch die Signature Bank fiel dem Banken-Beben am Wochenende zum Opfer und wurde geschlossen.

US-Notenbank reagiert auf Angst vor neuer Bankenkrise

Am Markt geht die Furcht vor einer neuen Bankenkrise um, erinnern die Ereignisse um die Geldhäuser doch an die Anfänge der Weltfinanzkrise zwischen 2007 und 2008, als die zuvor als "too big to fail" geltende Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden musste. So standen die Kurse von Bankaktien in den letzten Tagen zeitweise deutlich unter Druck - egal ob Finanzunternehmen aus den USA oder Europa. In Zusammenarbeit mit dem US-Finanzministerium und der Einlagensicherung FDIC arbeitet die US-Notenbank Fed nun daran, die angespannte Stimmung zu beruhigen. In einer gemeinsamen Stellungnahme erklärten die Behörden, dass das US-Bankensystem nach wie vor widerstandsfähig sei und auf soliden Füßen stehe. Um die US-Wirtschaft zu schützen, müssten nun jedoch Maßnahmen ergriffen werden. "Der Steuerzahler wird keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müssen", hieß es in der Stellungnahme. Vorrangig gehe es aber um den Schutz der Einleger, nicht um die Rettung der betroffenen Banken, wie eine hochrangige Mitarbeiterin des Finanzministeriums betonte.

Folgen für Zinssitzung?

Doch welche Folgen hat der Banken-Crash für die Sitzung der Währungshüter in der kommenden Woche? Im Februar erhöhte die US-Notenbank die Zinsen noch um 0,25 Prozentpunkte auf die Spanne zwischen 4,5 und 4,75 Prozent. Unklar ist, inwiefern die jüngsten Ereignisse die Entscheidung im März beeinflussen werden. Galt zuvor noch die Annahme, dass das Federal Open Market Committee (FOMC) den Leitzins erneut um 0,50 Prozentpunkte anheben wird, dürften die Karten nun neu gemischt worden sein. Strategen der Großbank Goldman Sachs teilten in einer Kundennotiz, die der Nachrichtenagentur "Reuters" vorliegt, mit, dass man mit einem Abweichen von der bisherigen Zinspolitik rechne. "Angesichts des Drucks im Bankensystem erwarten wir nicht mehr, dass das FOMC auf seiner nächsten Sitzung am 22. März eine Zinserhöhung vornehmen wird", zitiert die Agentur die Analysten. Im Anschluss dürften die Notenbanker ihre Strategie aber wieder aufnehmen, wenn es nach den Goldman-Experten geht: "Wir haben unsere Erwartung, dass das FOMC die Zinsen im Mai, Juni und Juli um 25 Basispunkte anheben wird unverändert gelassen und erwarten nun einen Endsatz von 5,25 bis 5,5 Prozent, obwohl wir erhebliche Unsicherheiten bezüglich des Weges sehen."

Hält die Fed trotzdem an Zinserhöhungen fest?

Gleichzeitig häufen sich aber auch Expertenstimmen, die nicht damit rechnen, dass die Fed ihre Zinspolitik anpasst. "Reicht das aus, um als die Art von Durchbruch zu gelten, die die Fed zum Umschwenken veranlassen würde? Der Markt sieht das insgesamt nicht so", zeigte sich LPL Financial-Chefstrategin Quincy Krosby gegenüber "CNBC" überzeugt. So geht die Expertin davon aus, dass die Währungshüter zumindest darüber diskutieren werden, ob eine erneute Zinserhöhung momentan angebracht sei. "Die Frage ist, ob sie sich vielleicht Sorgen machen, dass das die Angst schürt", fuhr sie fort. "Sie sollten dem Markt [vor der Sitzung] mitteilen, dass sie eine Pause einlegen oder die weiter bekämpfen werden. Das steht alles zur Diskussion."

"Innehalten" würde Zweifel an Entschlossenheit der Fed streuen

Auch Citigroup-Experte Andrew Hollenhorst prognostizierte, dass die Fed von einem "Innehalten" absehen werde. "Unserer Ansicht nach ist es unwahrscheinlich, dass die Fed-Vertreter auf der Sitzung in der nächsten Woche eine Pause bei den Zinserhöhungen einlegen", erklärte der Stratege in einer Kundenmitteilung, die CNBC vorliegt. "Dies würde die Märkte und die Öffentlichkeit zu der Annahme verleiten, dass die Entschlossenheit der Fed, die Inflation zu bekämpfen, nur bis zu dem Zeitpunkt besteht, an dem es an den Finanzmärkten oder in der Realwirtschaft zu Unruhen kommt."

Nachdem Fed-Chef Jerome Powell die steigenden Inflationsraten anfangs noch als "vorübergehend" abtat, musste sich die Notenbank schließlich eingestehen, die Zinswende zu lange herausgezögert zu haben. Daher dürfte die Fed, Hollenhorst zufolge, weiterhin auf die Zielspanne von 5,5 bis 5,75 Prozent hinarbeiten, um die Inflation auf ihr 2-Prozent-Ziel zu senken.

Wall Street erwartet schmalere Zinserhöhung

Damit teilen Krosby und Hollenhorst die an der Wall Street vorherrschende Meinung. Einer Umfrage der CME Group zufolge hat sich seit dem SVB-Debakel aber trotzdem eine Erwartungsverschiebung eingestellt. Wurde in der vergangenen Woche mehrheitlich noch eine Erhöhung um 0,50 Prozentpunkte erwartet, rechnen die Händler nun zu 85 Prozent damit, dass ein kleinerer Zinsschritt um nur 0,25 Prozentpunkte ansteht.

Redaktion finanzen.at

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