Riskantes Investment 13.09.2015 03:00:02

Goldene Chance mit Platin

von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Überraschend gut geschlagen hat sich das Edelmetall Platin bei der heftigen Korrektur Ende August. Es verlor zwischenzeitlich maximal sechs Prozent von 1.032 auf 970 Dollar je Feinunze. Inzwischen ist es wieder auf mehr als 1.000 Dollar geklettert.

Das ist erstaunlich, ist es doch mehr Industrie- als Edelmetall. Industrie­metalle standen aber zuletzt wegen der geringeren Nachfrage aus China und der Turbulenzen an den Börsen im Reich der Mitte kräftig unter Druck.

Dass sich das Weißmetall zuletzt so gut gehalten hat, hat Gründe. Zum einen ist der Preis seit einem Jahr um fast 30  Prozent gefallen und scheint nun einen Boden zu bilden. Aber auch die gute Autokonjunktur in Europa stützt. Die Neuzulassungen von Autos in Europa haben sich 2015 besonders in den großen Ländern Deutschland, Spanien und Frankreich kräftig erhöht. Das Haupt­einsatzgebiet von Platin sind Katalysatoren in Dieselfahrzeugen. Diese rollen aber überwiegend über die Straßen Europas. Ungefähr 40 Prozent der globalen Produktion des Weißmetalls werden von der Autoindustrie nachgefragt.

Auch als Schmuck gefragt

Zusätzlich profitiert Platin von seiner Funktion als Edelmetall. Die zweitbedeutendste Branche, in der es verwendet wird, ist die Schmuckindustrie. Dort kommt Platin gegenwärtig zugute, dass sich sein Wert deutlich unter dem des Goldpreises befindet. Viele Schmuckkäufer steigen aus diesem Grund vom gelben auf das weiße Metall um. "Historisch betrachtet war es oft so, dass ein Preisabschlag von Platin gegenüber Gold nur kurzzeitig anhielt. Dann näherte sich der Platin- wieder an den Goldpreis an oder übertraf diesen sogar", sagt Daniel Briesemann, Edel­metall­analyst bei der Commerzbank.

Auch die Investmentnachfrage zog in diesem Jahr wieder an: Bis Ende August gab es 120.000 Feinunzen Zuflüsse in Platin-ETFs.

Die genannten Ursachen sorgen dafür, dass der Branchenverband World Platin Investment Council (WPIC) 2015 ein Angebotsdefizit von 190.000 Unzen prognostiziert. Im kommenden Jahr soll sich dieses noch vergrößern. Denn Südafrika, das rund 70 Prozent des weltweiten Platinangebots fördert, fährt wegen der hohen Produktionskosten seit Jahren seine Investitionen zurück. Grund dafür sind vor allem die hohen Löhne der Minenarbeiter, die sich diese mehrmals durch lange, gewalttätige Streiks in der Vergangenheit erkämpft haben.

Gleichzeitig fiel jedoch der Preis für das Edelmetall kräftig. Das führt dazu, dass die meisten Minengesellschaften am Kap nicht mehr kostendeckend produzieren können. Die reinen Förder­kosten vieler Produzenten liegen bei 900 Dollar je Feinunze Platin und damit nur noch knapp unter dem derzeitigen Marktpreis, sodass Zinsen, Abschreibungen und Investitionen nicht mehr getragen werden können.

Südafrika fördert weniger

Daher rechnet der WPIC 2016 mit einem Rückgang der jährlichen Förderung am Kap um 600.000 Unzen. Ein solcher Rückgang dürfte selbst bei sta­gnierender Nachfrage zu einem starken Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage führen. Briesemann erwartet daher bis Ende 2015 einen Platinpreis von 1.100 Dollar. "Bis Ende 2016 ist sogar ein Preis von 1.300 Dollar realistisch vorausgesetzt, die Weltkonjunktur bricht nicht wegen China ein", sagt der Experte. Kurzfristig könnten auch Hedgefonds Platin nach unten drücken, die sich in dem engen Markt tummeln und schon öfter für heftige Kursturbulenzen gesorgt haben.

Mit dem ETC (ISIN: DE 000 A1E K0H 1) der Deutschen Bank, der devisengesichert und physisch hinterlegt ist, setzen Investoren auf eine zulegende Notierung des Edelmetalls. Wer risikobereiter ist, kann mit dem Knock-out-Zertifikat (ISIN: DE000CN3VWR8) der Commerzbank mit Hebel 2,27 auf einen höheren Preis des Rohstoffs spekulieren. Die Barriere liegt bei 581 Dollar, 42  Prozent unter dem jetzigen Platinpreis. Allerdings sollten Anleger starke Schwankungen aushalten können, da das weiße Metall sehr volatil ist.

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