• Zoll- und Einwanderungspolitik unter Donald Trump könnte Situation weiter verschlimmern
• PIMCO zieht sich aus längerfristigen US-Staatsanleihen zurück
Der globale Vermögensverwalter PIMCO hat seine Allokation in US-Staatsanleihen mit längerer Laufzeit deutlich verringert. Grund dafür sind zunehmende Bedenken um eine zukünftige Verschlechterung des US-Haushaltsdefizits unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump. Wie Marc Seidner, Chefanlagestratege für nicht-traditionelle Strategien, und Portfoliomanager Pramol Dhawan in einem Beitrag auf der PIMCO-Webseite schreiben, sei man angesichts der "Zweifel an der Tragfähigkeit der US-Schulden und möglicher Inflationstreiber wie Zöllen und den Auswirkungen von Einwanderungsbeschränkungen auf die Erwerbsbevölkerung [...] zögerlicher geworden, [den USA] langfristig Geld zu leihen".
Umschichtung bei US-Staatsanleihen: Steigendes Defizit bei Anlageentscheidung immer wichtiger
Wie die PIMCO-Experten weiter schreiben, haben sie "die Allokation in längerfristige [US-]Anleihen reduziert, die wir vergleichsweise weniger attraktiv finden" und würden stattdessen "kurze und mittlere Laufzeiten [bevorzugen], bei denen Anleger attraktive Renditen erzielen können, ohne ein höheres Zinsrisiko einzugehen". Sollten mehr Anleger über einen längeren Zeitraum auch diese Strategie übernehmen, sei dies laut den Experten ein Anlegerverhalten, das die Rolle eines Anleihenwächters - im Englischen "Bond Vigilantes" - einnehmen könne. Gemeint sind damit Investoren, die gegen eine als inflationär angesehene Fiskalpolitik oder übermäßige Staatsausgaben protestieren, indem sie Anleihen verkaufen und dadurch die Renditen nach oben treiben, die sich umgekehrt zu den Anleihepreisen bewegen.
Daneben erwähnen die beiden Experten mehrfach, wie wichtig und besorgniserregend für sie das steigende US-Staatsdefizit bei ihren Anlageentscheidungen geworden ist. "Obwohl wir die Allokationen regelmäßig entlang der Renditekurve anpassen, um den sich entwickelnden Ansichten hinsichtlich Duration und relativem Wert Rechnung zu tragen, spielt die steigende Staatsverschuldung bei diesen Entscheidungen mittlerweile eine größere Rolle", heißt es. Auch die Federal Reserve habe im November in ihrem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht die Tragfähigkeit der US-Schulden als größte Sorge der Umfrageteilnehmer genannt, betonen sie.
PIMCO-Experten: Bei Staatsanleihen andere Länder gegenüber USA bevorzugen
Statt in langfristige US-Bonds zu investieren, richte PIMCO seinen Fokus nun verstärkt auf kurz- bis mittelfristige Anleihen von Unternehmen und Staaten hoher Qualität - und letztere sind laut den Experten vor allem außerhalb der USA zu finden. Man bevorzuge momentan Anleihenengagements in Europa, wo die Haushaltslage weniger angespannt sei als in den USA, so die Experten der Allianz-Tochter. "Nicht-US-Anleihen können auch dazu beitragen, das Aktienengagement in den Portfolios abzusichern. Wenn man die Fiskalpolitik vergleicht, halten wir es für sinnvoll, strukturell im US-Staatssektor gegenüber dem Privatsektor Short-Positionen einzunehmen, während in Europa im Allgemeinen das Gegenteil der Fall ist", schreiben Seidner und Dhawan.
Bei Aktien sei es hingegen sinnvoll, weiter auf den US-Markt zu setzen, denn auch, wenn sich die USA in einem "unbekannten Defizitgebiet" befänden, könnten sie dennoch wachsen. "Der US-Gesellschaftsvertrag - ein durch hohe Defizite finanziertes Wachstum - hat einen Produktivitäts- und Technologieboom ausgelöst, von dem US-Unternehmen und Aktieninvestoren profitieren", so die Experten. In Europa sei hingegen "die Wachstumsdynamik ins Stocken geraten und die fiskalischen Reaktionen nach wie vor eingeschränkt". Somit biete der US-Aktienmarkt weiterhin Wachstumschancen, die anderswo kaum zu finden seien - auch wenn die "Schulden- und Defizitniveaus selbst in der heutigen starken Wirtschaft hoch sind und wahrscheinlich weiter steigen werden".
PIMCO mit dunklen Vorausahnungen für die Zukunft
Wie lange die Tragfähigkeit der US-Schulden noch gegeben ist, kann momentan niemand sagen. Die beiden PIMCO-Experten warnen jedoch davor, dass dies nicht ewig der Fall sein dürfte - auch wenn die USA eine Art globale Sonderrolle innenhätten: "Die USA befinden sich weiterhin in einer einzigartigen Position, da der Dollar die globale Reservewährung und Staatsanleihen das globale Reservevermögen sind. Aber wenn Sie zu viel leihen, stellen die Kreditgeber irgendwann Ihre Fähigkeit in Frage, alles zurückzuzahlen. Man muss kein [Anleihen-]Wächter sein, um das zu erkennen."
Redaktion finanzen.at
Weitere Links: