EZB-Geldpolitik im Fokus 25.01.2015 15:54:31

Italiens Notenbankchef für Gemeinschaftshaftung bei QE

Außerdem bedauerte er, dass die Euro-Staaten bei der sogenannten Quantitativen Lockerung (QE) nicht mehr Verantwortung übernehmen. Die EZB will bis mindestens September nächsten Jahres für insgesamt rund 1,1 Billionen Euro Anleihen zurückkaufen, der größte Teil davon Staatsanleihen. Visco machte zudem deutlich, dass das QE-Programm grundsätzlich unbegrenzt ist.

   Ähnlich hatte sich bereits EZB-Direktor Benoit Coeure geäußert. In einem Interview mit Bloomberg TV hatte Coeure gesagt: "Wenn wir das, was wir erreichen wollten und erreichen sollten, weil es dem Mandat der EZB entspricht und weil das in den Verträgen steht - nämlich die Inflation mittelfristig zurück in den Bereich von knapp 2 Prozent zu bringen - wenn wir das nicht erreicht haben, dann müssen wir mehr tun und wir müssen es länger tun." Coeure fügte hinzu: "Dieses Programm ist nicht begrenzt."

   Visco sagte zudem, er hätte sich gewünscht, dass die Euro-Staaten im Rahmen des QE-Programms mehr Risiken im Sinne einer gemeinschaftlichen Verlustdeckung übernommen hätten. Dies war aber offenbar mit Deutschland nicht zu machen. Der Neuen Osnabrücker Zeitung hatte EZB-Direktor und QE-Befürworter Yves Mersch gesagt, dass keine volle Verlustteilung vereinbart worden sei, um Risiken und unerwünschte Nebenwirkungen zu verhindern.

   "Es gibt also keine Gemeinschaftshaftung wie sie bei Eurobonds vorliegen würde", erklärte der EZB-Direktor. "Den deutschen Bedenken ist weitgehend Rechnung getragen worden, auch wenn man es vielleicht nur im Kleingedruckten sieht."

   Unterdessen reißt die Kritik an dem Anleihekaufprogramm der EZB nicht ab. "Was die Europäische Zentralbank tut, schadet der Altersvorsorge", sagte Maximilian Zimmerer, Vorstandsmitglied des Versicherungskonzerns Allianz, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. "Langfristiges Sparen lohnt kaum noch, und damit entsteht eine große Gefahr für künftige Rentner."

   Bei dem aktuell sehr niedrigen Zinsniveau sei das Anleihekaufprogramm nahezu wirkungslos, es sei denn, das Ziel sei eine weitere Abschwächung des Euro, fügte Zimmerer hinzu. Die Maßnahmen der EZB führten zu einem niedrigeren Angebot an Anleihen, was wiederum zu noch weiter sinkenden Zinsen führe. "Wo ist da der Sparanreiz?", fragte Zimmerer. "Diese Entwicklung kann nicht nachhaltig sein."

   Gemeinsames Ziel in Europa müsse es sein, die hohen Staatsschulden zu verringern. Gerade Privatanleger hätten nur wenig Möglichkeiten, sich gegen die Nullzinspolitik der EZB zu wehren.

   DJG/DJN/brb

   Dow Jones Newswires

Von David Enrich

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