Konjunkturängste |
25.12.2018 12:42:45
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Wall Street bricht angesichts der politischen Unsicherheiten erneut ein
Mnuchin hatte am Wochenende Gespräche mit den Chefs der sechs größten US-Banken in den USA geführt. Dazu gehören Goldman Sachs, JPMorgan, Wells Fargo, Morgan Stanley, Citi und Bank of America. Diese hätten "bestätigt, dass sie über genügend Liquidität für die Kreditvergabe an Verbraucher, Geschäftsbanken und andere Marktoperationen verfügen", so eine auf Twitter veröffentlichte Erklärung des Finanzministeriums. "Die Märkte funktionierten weiter einwandfrei", hieß es.
"Wir sind schon einmal in Situationen gewesen, in denen es für den Finanzminister absolut normal ist, den Privatsektor zu erreichen", sagte Markt-Strategin Quincy Krosby von Prudential Financial. "Belastet hat allerdings die Aussage, dass die Regierung sehr besorgt ist", so die Teilnehmerin weiter.
Der Dow-Jones-Index rutschte um weitere 2,9 Prozent bzw 653 Punkte auf 21.792 Punkte ab, nachdem er in der vergangenen Woche bereits um 1.700 Punkte eingebrochen war. Der Index verzeichnete damit das größte Tagesminus vor den Weihnachtsfeiertagen seit 1911. Der S&P-500 fiel um 2,7 Prozent auf 2.351 Punkte. Er war in der Vorwoche um sieben Prozent eingebrochen, das stärkste Wochenminus seit 2011. Der Nasdaq-Composite fiel um 2,2 Prozent auf 6.193 Punkten. Der Umsatz lag im Zuge der verkürzten Sitzung bei 655 Millionen Aktien, nachdem er am Freitag aufgrund des Verfalltags auf 3.244 Millionen Aktien nach oben geschossen war. Auf 630 (676) Kursgewinner kamen 2.354 (2.349) -verlierer, unverändert schlossen 71 (53) Titel.
Politische Entwicklungen verunsichern Investoren
Für Verunsicherung sorgten vor allem die politischen Entwicklungen in den USA. So wird sich der US-Regierungsstillstand über Weihnachten hinaus verlängern - möglicherweise sogar bis ins neue Jahr. Zudem habe US-Präsident Donald Trump laut Medienberichten unlängst erwogen, Fed-Chef Jerome Powell zu entlassen. Der Präsident sei demnach erbost darüber gewesen, dass die Fed den Leitzins am vergangenen Mittwoch zum vierten Mal in diesem Jahr leicht angehoben hatte. Am Montag legte Trump noch einmal nach und bezeichnete die Fed als "einziges Problem" der Wirtschaft.
Ein Sprecher der US-Notenbank wollte sich zu dem Sachverhalt nicht äußern. Rechtsexperten sind sich uneins, ob der US-Präsident eine Entlassung des Fed-Chefs anordnen kann. Diese wiesen allerdings darauf hin, dass ein solcher Schritt chaotische Folgen haben könnte, würde damit das Vertrauen der Finanzmärkte in die Unabhängigkeit der US-Notenbank untergraben.
Positive Nachrichten wurden dagegen am Markt kaum wahrgenommen. So will China mit Beginn des Jahres 2019 weitere Zölle auf Export- und Importprodukte senken. Dies sei Teil der Zusage von Präsident Xi Jinping, den Markt des Landes weiter zu öffnen, teilte das Finanzministerium mit. Demnach würden die Zölle auf mehr als 700 importierte Waren gesenkt, um Chinas Einfuhren aus dem Ausland zu erhöhen. Zudem sei die Reduzierung von Exportzöllen auf 94 Produkte geplant.
Alle Sektoren im S&P-500 mit negativen Vorzeichen
Die Investoren verkauften auf breiter Front, Verluste verzeichneten alle Sektoren im S&P-500. Dabei wurden die Technologieaktien genauso abgestoßen wie die als eher defensiv geltenden Versorgerwerte. Vor allem die Bankenwerte zeigten sich unter erhöhtem Abgabedruck, der Sektor verlor 2,1 Prozent. Für die Papiere von Goldman Sachs ging es um 2,3 Prozent nach unten, JP Morgan Chase verloren 2,2 Prozent und Wells Fargo fielen um 3,4 Prozent.
Gold und Anleihen gesucht - Dollar fällt zurück
Von den Turbulenzen am Aktienmarkt profitierten Gold und Anleihen, die als vermeintlich "sichere Häfen" bei den Investoren gesucht waren. Teilnehmer verwiesen vor allem auf die Sorge vor einer Ablösung von US-Notenbankpräsident Powell, auch wenn unklar sei, ob Trump dazu die Befugnisse habe. "Wenn Trump versucht, Powell abzusetzen, könnte dies die Finanzmärkte in ein tiefes Chaos stürzen, das die aktuellen Turbulenzen zahm erscheinen lässt", sagte Finanzmarktökonomin Kathy Bostjancic von Oxford Economics. Für die Rendite zehnjähriger Titel ging es um 5,2 Basispunkte auf 2,74 Prozent nach unten - den tiefsten Stand seit mehr als acht Monaten.
Der Goldpreis stieg zum US-Settlement um 1,1 Prozent auf 1.272 Dollar und damit das höchste Niveau seit Anfang Juli.
Der Dollar fiel mit den Nachrichten aus der US-Politik ebenfalls. Im Gegenzug kletterte der Euro wieder über die Marke von 1,14 Dollar, nach 1,1370 Dollar im späten US-Handel am Freitag. Auch der Yen war als Fluchtwährung gesucht und legte gegenüber dem Greenback deutlich zu. Der Dollar fiel hier laut Factset auf den tiefsten Stand seit Ende August.
Die Ölpreise brachen regelrecht ein. Zum US-Settlement fiel der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI um 6,7 Prozent auf 42,53 Dollar und damit auf das niedrigste Niveau seit rund zwei Jahren. Für Brent ging es um 6,2 Prozent auf 50,47 Dollar abwärts. Zur Begründung verwiesen Marktteilnehmer auf die Sorgen vor Überkapazitäten und eine Abkühlung der globalen Konjunktur. Damit befinden sich Brent und WTI nun im sogenannten Bärenmarkt - sie haben seit dem letzten Hoch mehr als 20 Prozent eingebüßt. "Wir haben ein so ausgeprägtes Risk-Off-Verhalten bei den Investoren, dass die Ölpreise hier mit nach unten gezogen werden", sagte Matt Smith von ClipperData.
Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)
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