30.09.2015 16:00:00

VW-Dieselskandal - TU-Experten zufolge würde Nachrüstung Spritbedarf erhöhen

Aus Sicht von Technik-Uni-Experten aus Wien und Graz ließe sich das Abgas-Problem bei den Dieselmotoren des VW-Konzerns recht einfach durch eine neue Software beheben. Daran glaubt jedenfalls Univ. Prof. Bernhard Geringer, Vorstand des Instituts für Fahrzeugantriebe der TU Wien. Jedoch könnte sich die Fahrbarkeit in Richtung "zäheres Ansprechverhalten" entwickeln und der Verbrauch leicht steigen.

Auch Univ.Prof. Stefan Hausberger vom Institut für Verbrennungskraftmaschinen der TU Graz geht von einem Anstieg des Spritverbrauchs aus, wenn auch nur geringfügig. "Falls man jetzt motorseitig intensiver eingreifen müsste mit der Software, kann sich der reale Verbrauch ändern. Das wäre aber nach meinem Verständnis eine sehr geringe Änderung, also ein paar wenige Prozent, die man wahrscheinlich im realen Fahren gar nicht bemerkt", meinte Hausberger am Mittwoch, ebenfalls im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF-Radio.

Laut Geringer wäre allerdings auch "durchaus denkbar, dass man alleine mit Software nicht ausreichend hinkommt" bei der vom Volkswagen-Konzern angekündigten Nachbesserung der betroffenen Diesel-Fahrzeuge. "Das heißt, da müsste man eventuell auch Hardware umbauen. Das kann natürlich schon sein", meinte er und verwies etwa aufs Einspritzsystem.

Der Leiter der Rechtsabteilung des Verein für Konsumenteninformation (VKI), Peter Kolba, sieht für Entschädigungs-Klagen gegen VW mehrere Ansatzpunkte. Einerseits hätten sich viele Leute aus Umweltgründen für einen teureren Diesel entschieden. "Also da hat man, wenn der jetzt gar nicht umweltfreundlich ist, einen Schaden erlitten", so Kolba im Radio. Zudem sei mit einem geringeren Wiederverkaufspreis zu rechnen als noch vor drei Wochen: "Die Juristen sagen 'merkantiler Minderwert', auch das ist ein Schaden, auch den kann ich ersetzt verlangen."

Und schließlich entstehe ein Schadenersatzanspruch durch den Mehraufwand, den die Rückrufaktion mit sich bringe, also dass man etwa ein Mietauto brauche. Der VKI ist schon mit US-Anwaltskanzleien in Kontakt, seit Freitag hätten sich bereits 2.600 heimische VW-Besitzer gemeldet, die sich irregeleitet fühlen, hatte Kolba der APA schon am Dienstag gesagt. Man wolle versuchen, die Konsumenten europaweit zu sammeln "und dann in einer größeren Gruppe gegenüber diesem riesigen Konzern auftreten".

Von den weltweit insgesamt 11 Millionen Autos der verschiedenen Volkswagen-Konzernmarken, deren Abgasmessungen manipuliert wurden, sind auch 363.400 Autos in Österreich betroffen, hatte der österreichische Generalimporteur, die Porsche Holding mit Sitz in Salzburg, am Dienstagabend mitgeteilt.

sp/snu

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