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Konsequenz aus VW-Skandal 23.09.2015 23:13:00

VW-Chef Winterkorn tritt zurück - "Keines Fehlverhaltens bewusst"

"Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell", erklärte Winterkorn in einer Pflichtmitteilung. Er habe daher den Aufsichtsrat gebeten, eine Vereinbarung zur Beendigung seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns zu treffen. Der 68-jährige Manager zog damit am Mittwoch die Konsequenzen aus dem Skandal um manipulierte Abgaswerte in den USA.

In seiner Ad-Hoc-Meldung äußert sich Winterkorn wie folgt:

"Ich bin bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist. Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren.

Als Vorstandsvorsitzender übernehme ich die Verantwortung für die bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren und habe daher den Aufsichtsrat gebeten, mit mir eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns zu treffen. Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltes bewusst bin.

Volkswagen braucht einen Neuanfang - auch personell. Mit meinem Rücktritt mache ich den Weg dafür frei.

Mein Antrieb war es immer, dem Unternehmen, vor allem unseren Kunden und Mitarbeitern zu dienen. Volkswagen war, ist und bleibt mein Leben.



Der eingeschlagene Weg der Aufklärung und Transparenz muss weitergehen. Nur so kann wieder Vertrauen entstehen. Ich bin überzeugt, dass der Volkswagen-Konzern und seine Mannschaft diese schwere Krise bewältigen werden."

Der 68-Jährige war durch den Abgas-Skandal in den USA in Bedrängnis gekommen.

Winterkorn-Nachfolge wird nicht vor Freitag entschieden

Der Volkswagen-Aufsichtsrat wird nicht vor Freitag über die Nachfolge Martin Winterkorns entscheiden. Das sagte der Vorsitzende des Gremiums, Berthold Huber, am Mittwoch in Wolfsburg. Das fünfköpfige Präsidium des VW-Aufsichtsrats hatte zuvor nach einem Weg aus der tiefen Vertrauenskrise gesucht. Im Mittelpunkt standen dabei personelle Konsequenzen aus der Affäre um manipulierte Messungen beim Schadstoffausstoß von Dieselmotoren in den USA.

Winterkorn stand infolge des Skandals, der nach Konzernangaben rund elf Millionen Fahrzeuge betrifft, massiv unter Druck. Ursprünglich hatte an diesem Freitag der Vertrag des Managers bis Ende 2018 verlängert werden sollen. Einige Kritiker hatten VW vorgeworfen, durch die Manipulationen den Ruf der gesamten deutschen Exportindustrie aufs Spiel zu setzen.

Am Dienstagabend hatte sich Winterkorn noch für die Manipulationen entschuldigt und eine umfassende Aufklärung angekündigt. Nun wolle er mit seinem Rücktritt den Weg für einen Neustart freimachen. Ein Nachfolger an der Vorstandsspitze soll nicht vor Freitag bekanntgegeben werden.

Interne Untersuchungen laufen "auf Hochtouren

Nach dem Rücktritt von Volkswagen-Chef Martin Winterkorn will der Konzern in den nächsten Tagen einen Nachfolger präsentieren. Vorschläge zur personellen Neubesetzung sollten bis zur Sitzung des Aufsichtsrats am kommenden Freitag vorliegen, teilte das Präsidium des Gremiums im Anschluss an eine Sitzung am Mittwoch mit.

Die Mitglieder des engeren Führungszirkels um Betriebsratschef Bernd Osterloh, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Wolfgang Porsche als Sprecher der Familien Porsche und Piech erklärten zudem, es sei in den nächsten Tagen mit weiteren personellen Konsequenzen zu rechnen. Die internen Untersuchungen liefen auf Hochtouren.

"Alle Beteiligten an diesen Vorgängen, die einen unermesslichen Schaden für Volkswagen angerichtet haben, werden mit aller Konsequenz belangt", hieß es in der Erklärung. Zudem soll ein Sonderausschuss eingerichtet werden, um die weitere Aufklärung voranzutreiben. Der Konzern stellte darüber hinaus Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Damit will der Konzern das durch die Abgasmanipulationen verlorene Vertrauen zurückgewinnen.

VW drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe

In den USA drohen VW wegen des Diesel-Skandals Strafzahlungen von bis zu 18 Milliarden Dollar. Bei internen Untersuchungen war zudem herausgekommen, dass weltweit bis zu elf Millionen Diesel-Fahrzeuge von manipulierten Abgaswerten betroffen sein könnten. Allein für Rückrufe und weitere Schritte, um Vertrauen in die VW-Technik zurückzugewinnen, legt der Konzern rund 6,5 Milliarden Euro zur Seite und kappt seine Gewinnziele für 2015. Seit Bekanntwerden des Abgas-Skandals hat VW zeitweise bis zu 30 Milliarden Euro seines Börsenwerts eingebüßt.

Winterkorn war 2007 von der VW-Tochter Audi an die Konzernspitze in Wolfsburg gewechselt. Unter seiner Führung ist Europas größter Autobauer in den vergangenen Jahren rasant gewachsen.

VW-Aktie verringert Gewinne

Die VW-Aktien haben am Mittwoch mit abbröckelnden Kursgewinnen auf die Nachricht vom Rücktritt des Konzernchefs Martin Winterkorn reagiert. Sie legten zuletzt noch um 5,52 Prozent auf 111,85 Euro zu, während sie zuvor noch um mehr als 8 Prozent gestiegen waren. Der Schritt Winterkorns ist laut Experte Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel "zwar verständlich, trägt aber nicht zur Aufklärung und hilft damit auch nicht weiter".

Volkswagen erstattet Anzeige

Volkswagen (Volkswagen vz) wird wegen des Abgas-Skandals Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig stellen. Das Präsidium des Aufsichtsrates gab nach einer Krisensitzung am Mittwoch entsprechende Pläne bekannt. Wörtlich heißt es in einer Erklärung des Gremiums: "Es steht nach Ansicht des Präsidiums fest, dass es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, die auch strafrechtlich relevant sein können." Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft würden vom Konzern in aller Form unterstützt. Am Wochenende waren manipulierte Abgastests in den USA bekanntgeworden.

Druck auf Winterkorn wurde zu groß

Am Ende wurde der Druck für Winterkorn offenbar zu groß. Zu viel war seit Ende vergangener Woche passiert, als die US-Behörden EPA und CARB mitgeteilt hatten, dass Volkswagen die Abgaswerte in Diesel-Fahrzeugen in den USA manipuliert habe. Von einer möglichen Strafzahlung von mehr als 18 Milliarden US-Dollar war in dem Zusammenhang die Rede. Bis zu 11 Millionen Autos könnten über die fehlerhafte Software verfügen. VW stellt extra rund 6,5 Milliarden Euro zurück, um Rechts- und andere Kosten abzudecken, die mit dem Skandal zusammenhängen.

Der Rücktritt des Konzernchefs war allgemein erwartet worden und lässt den Aktienkurs von VW weitgehend kalt. "Es hat eher verwundert, dass Winterkorn zunächst auf Durchhalten gesetzt hat", sagte ein Händler. Das enorme Ausmaß der Manipulationen habe es dem Konzernchef als letztlich Verantwortlichen unmöglich gemacht, sich im Amt zu halten.

Winterkorn entschuldigte sich zwar am Sonntag öffentlich. "Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben", wurde der VW-Chef in einer Mitteilung zitiert. Doch das konnte die Situation nicht mehr retten.

Anfang der Woche überschlugen sich die Ereignisse geradezu. VW stoppte zunächst den Verkauf bestimmter Diesel-Modelle in den USA. Doch ob der unabsehbaren Folgen des Skandals stürzte die Aktie zwei Tage in Folge um mehr als 20 Prozent ab. Behörden weltweit forderten Aufklärung und kündigten eigene Untersuchungen an. Politiker zeigten sich enttäuscht und forderten Klarheit. Der Skandal zog immer weitere Kreise.

Am Dienstagmittag folgte die Gewinnwarnung. Rund 6,5 Milliarden Euro stellt der Konzern im dritten Quartal ergebniswirksam zurück, um die finanziellen Folgen der Manipulation aufzufangen. Mehr noch, mittlerweile sprach VW selbst von bis zu 11 Millionen betroffenen Fahrzeugen mit der betroffenen Software. Bis dahin war lediglich von knapp einer halben Million betroffener Pkw in den USA die Rede.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig kündigte am Mittwoch an, die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen für die Abgas-Manipulationen von Dieselfahrzeugen verantwortliche Mitarbeiter der Volkswagen AG zu prüfen. Dies geschehe auch aufgrund der Tatsache, dass mehrere Strafanzeigen von Bürgern bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig eingegangen seien.

Nun tritt der 68-Jährige ab. Er stand seit Januar 2007 an der Spitze des Weltkonzerns. Am Freitag hätte der VW-Aufsichtsrat formal über die Verlängerung seines Vertrags bis Ende 2018 abgestimmt.

Redaktion finanzen.net mit Material von(Reuters),(dpa)und (Dow Jones Newswires)

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