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06.11.2016 21:24:47

UPDATE3/Staatsanwaltschaft nimmt VW-AR-Chef Pötsch ins Visier

   --VW: Ermittlungsverfahren wegen Marktmanipulation auf Pötsch ausgeweitet

   --VW sieht weiter keinen Verstoß gegen Publizitätspflicht

   --Familien Porsche und Piëch stehen hinter Pötsch

   --US-Umweltbehörde soll bei einem Audi mit V6-Motor weitere illegale Softwarefunktion entdeckt haben

   (NEU: Familien Porsche und Piëch sowie Niedersachsen zu Pötsch)

   Von Markus Klausen

   FRANKFURT (Dow Jones)--Bei Volkswagen weitet sich das Ermittlungsverfahren wegen möglicher Marktmanipulation auf einen weiteren Topmanager aus. Hans Dieter Pötsch, derzeit Aufsichtsratschef des DAX-Konzerns, steht nun genauso wie Ex-Vostandschef Martin Winterkorn und Markenvorstand Herbert Diess im Fokus der Staatsanwaltschaft Braunschweig.

   Pötsch war jahrelang Finanzvorstand von Volkswagen (VW). Das Verfahren bezieht sich entsprechend auf diese Zeit, in der er maßgeblich mit für die Kommunikation mit den Anlegern zuständig war.

   Die Volkswagen AG erklärte am Sonntag, dass der Vorstand seine kapitalmarktrechtliche Publizitätspflicht in der Vergangenheit ordnungsgemäß erfüllt habe. VW und Pötsch wollen die Staatsanwaltschaft bei ihren Untersuchungen unterstützen. Dabei geht es um die Frage, ob VW die Investoren und Märkte im Zusammenhang mit dem Dieselskandal zu spät über drohende finanzielle Konsequenzen informiert haben könnte.

   Warum die Staatsanwaltschaft erst jetzt das Verfahren gegen Pötsch eingeleitet hat, ist unklar. Am Sonntag war bei der Staatsanwaltschaft niemand zu erreichen.

Pötsch bekommt Rückendeckung von Famlien Porsche und Piëch Rückendeckung bekam der Aufsichtsratschef trotz der Ermittlungen von den Familien Porsche und Piëch. "Die Familie Porsche und Piëch stehen uneingeschränkt hinter Herrn Pötsch. Wir teilen weiterhin die Rechtsauffassung von Volkswagen, dass alle kapitalmarktrechtlichen Kommunikationspflichten im Zusammenhang mit der Dieselthematik eingehalten worden sind", erklärte Wolfgang Porsche über einen Sprecher.

   Aus Niedersachsen hieß es, dass für Herrn Pötsch die Unschuldsvermutung gelte. Der endgültige Abschluss der Ermittlungen bleibe abzuwarten, vorschnelle Schlussfolgerungen würden sich verbieten.

   Das Bundesland hält insgesamt 20 Prozent der Stimmrechte. 50,2 Prozent hält die Holding der Volkswagen-Gründerfamilien Porsche und Piëch.

Hat VW zu spät über Ermittlungen informiert? Die Staatsanwaltschaft hatte im Juni ein Verfahren gegen den früheren Volkswagen-Chef Winterkorn und Markenchef Diess wegen des Verdachts auf Marktmanipulation eröffnet. Es bestünden "tatsächliche Anhaltspunkte" dafür, dass die Unternehmensverantwortlichen im Skandal um manipulierte Abgaswerte gegen die Pflicht zu einer rechtzeitigen Ad-Hoc-Mitteilung verstoßen haben könnten, hieß es im Sommer.

   Volkswagens Ad-Hoc-Mitteilung über den Abgasskandal datiert auf den 22. September 2015. Die Ermittlungen der US-Umweltbehörde EPA hatten schon wesentlich früher begonnen.

   Nach Bekanntwerden des Skandals um manipulierte Abgaswerte von Dieselautos war der Wert der Volkswagen-Aktien im vergangenen Jahr eingebrochen. Investoren befürchten neben den Milliardenzahlungen in den USA Schadensersatzzahlungen an Autokäufer in Milliarden-Euro-Höhe. Hinzu kommen könnten wegen des möglichen Verstoßes gegen die Ad-Hoc-Pflicht Ansprüche der Anleger selbst.

Weitere illegale Softwarefunktion bei Audi-Motor? Unterdessen gerät offenbar die VW-Tochter Audi in der Abgas-Affäre weiter unter Druck. Die kalifornische Umweltbehörde CARB habe eine weitere illegale Softwarefunktion bei einem Audi mit V6-Motor entdeckt, berichtet die Bild am Sonntag. Die Softwarefunktion soll auch für die Manipulation von CO2-Werten für Diesel und Benziner in Europa im Einsatz sein.

   Audi-Modelle mit einem bestimmten Automatik-Getriebe können dem Zeitungsbericht zufolge mittels einer sogenannten Lenkwinkel-Erkennung unterscheiden, ob sie auf einem Rollenprüfstand seien oder auf der Straße fahren. Werde das Lenkrad wie auf dem Prüfstand nach dem Start nicht bewegt, aktiviere sich ein Schaltprogramm für das Getriebe, das besonders wenig CO2 produziere. Betroffen von dem Lenkrad-Trick seien leistungsstarke Audi-Modelle, die über das Stufenautomatik-Getriebe mit der internen Bezeichnung AL 551 verfügen.

   Wie die Bild am Sonntag weiter berichtet, habe Audi den Einsatz der Schummel-Software in den Getrieben im Mai 2016 gestoppt, kurz bevor die US-Umweltbehorde CARB die Manipulation in einem alteren Modell entdeckt habe. Audi habe bereits personelle Konsequenzen gezogen und mehrere verantwortliche Techniker suspendiert.

   Ein Audi-Sprecher wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen. "Wir dürfen dazu nichts sagen wegen der laufenden Gespräche mit den Behörden in der USA", sagte er der Nachrichtengentur AFP.

   (Mitarbeit: Ilka Kopplin, mit Material von AFP)

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/kla

   (END) Dow Jones Newswires

   November 06, 2016 14:54 ET (19:54 GMT)- - 02 54 PM EST 11-06-16

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