26.09.2016 12:31:46
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UPDATE2: Börse feiert Lanxess für geplante Chemtura-Übernahme
--Neues Segment "Performance Additives"
--Lanxess-CEO befürchtet keinen Bieterwettbewerb
--Lanxess-CFO: "Signifikanter Schritt auf dem Weg zur neuen LANXESS
(NEU: Aussagen Lanxess-CEO und CFO während der Telefonkonferenz, Ratingagentur Moody's)
Von Christine Benders-Rüger
KÖLN (Dow Jones)--Der Spezialchemie-Konzern Lanxess ist auf Expansionskurs und wagt den großen Wurf. Mit der Übernahme des US-Unternehmens Chemtura, einer der großen global tätigen Anbieter von hochwertigen Flammschutz- und Schmierstoff-Additiven, baut Lanxess nicht nur sein eigenes Additiv-Portfolio kräftig aus. Sollte die Übernahme gelingen, wird Lanxess in diesem Markt neben den Wettbewerbern ICL und Albemarle auch zu einem der größten Akteure weltweit.
Die Analysten von Baader sprechen von einem "großartigen Deal" für Lanxess. Der Kauf sei eine "perfekte Ergänzung" mit hohem Synergiepotenzial. Einen Bieterwettbewerb um Chemtura kann Lanxess-CEO Matthias Zachert zwar nicht vollkommen ausschließen, doch er gibt sich zuversichtlich. Die Werthebung und Synergiepotenziale, die Lanxess bietet, könnten andere nicht offerieren, so der Lanxess-Chef. Beide Konzerne hätten komplementäre Portfolien. An der Börse wird der Zukauf gefeiert, der Aktienkurs klettert um mehr 9 Prozent auf 53,06 Euro.
Lanxess war die offensive Kraft Während einer Telefonkonferenz sagte Zachert weiter, Lanxess sei auf den US-Konzern mit dem Ansinnen einer Übernahme zugegangen. Die Gespräche hätten Ende Dezember/Anfang Januar 2016 begonnen und Zachert bezeichnete die Verhandlungen als "hart und lang". Besonders in den vergangenen vier bis fünf Monaten habe man intensiv verhandelt, erklärte Zachert und bezeichnete die erreichte Einigung als "fairen Deal für beide Seiten".
Die Chemtura-Aktionäre sollen 33,50 US-Dollar je Aktie in bar erhalten. Das entspricht einer Prämie von 18,9 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Der Transaktion liegt ein Unternehmenswert von rund 2,4 Milliarden Euro zugrunde. Finanzvorstand Michael Pontzen erklärte, der Unternehmenswert setze sich aus dem Eigenkapitalwert von Chemtura von ungefähr 1,9 Milliarden Euro, der Nettofinanzverschuldung und Pensionsrückstellungen von 500 Millionen Euro zusammen.
Die Transaktion will der MDAX-Konzern im Wesentlichen über Unternehmens- und Hybridanleihen sowie aus bestehenden liquiden Mitteln finanzieren. Deswegen fällt ein geplanter Aktienrückkauf auch erstmal aus. Pontzen sagte weiter, es sei eine Hybridanleihe von 500 bis 750 Millionen Euro und eine Unternehmensanleihe von 1 bis 1,25 Milliarden Euro geplant. "Der klare Fokus liegt auf der Beibehaltung des Investmentgrade Ratings", fügte der CFO hinzu.
Da scheint Lanxess wohl auch gute Karten zu haben. Die Ratingagentur Moody's Investors Service hat am Vormittag nach der Ankündigung das Emittentenrating der Kölner mit "Baa3" bekräftigt. Der Ausblick sei stabil, so Moody's. Die Übernahme werde zwar die Gesamtverschuldung erhöhen, doch die erwarteten Kennziffern lägen im Rahmen mit dem gegenwärtigen Baa3-Rating.
Neues Segment "Performance Additives" Die Übernahme von Chemtura soll sich bereits im ersten Geschäftsjahr positiv auf das Ergebnis je Aktie von Lanxess auswirken. Die erwarteten Synergie-Effekte aus der Transaktion bezifferte Lanxess auf rund 100 Millionen Euro, sie sollen voraussichtlich bis zum Jahr 2020 realisiert werden. Auf die Frage, inwiefern in den Synergien ein Stellenabbau berücksichtigt sei, äußerte CEO Zachert Zuversicht. Lanxess und Chemtura hätten komplementäre Portfolien und so sehe er keine Bedenken bei den deutschen Standorten.
Zu den Einzelheiten der Übernahme hieß es weiter, die beiden Additiv-Bereiche von Chemtura bildeten die wesentlichen Säulen des Unternehmens. Nach Abschluss der Transaktion sollen diese zusammen mit dem Lanxess-Geschäftsbereich Rhein Chemie Additives (ADD) das neue Segment "Performance Additives" bilden. Hier soll dann eine starke Säule im Konzern entstehen mit einem Umsatz von 2 Milliarden Euro.
ADD bietet bereits eine breite Palette an Spezialadditiven und Serviceprodukten für die Kunststoff-, Kautschuk-, Schmierstoff- und Farbenproduktion und beschäftigt weltweit rund 1.600 Mitarbeiter an über 20 Standorten. Der Umsatz liegt bei 850 Millionen Euro.
Die erste Säule des Additivgeschäfts von Chemtura umfasst Schmierstoffadditive und synthetische Schmierstoffe für industrielle Anwendungen, zum Beispiel in der Stromerzeugung und der Luftfahrt. Lanxess rechnet für den industriellen Schmierstoffadditiv-Markt mittelfristig mit jährlichen Wachstumsraten von drei bis vier Prozent, vor allem getrieben durch stetig steigende Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Umweltverträglichkeit von Schmierstoffen.
Die zweite Säule bei Chemtura umfasst im Wesentlichen das Geschäft mit brombasierten Flammschutzadditiven, Brom und weiteren Brom-Derivaten. Brombasierte Flammschutzadditive werden wegen ihrer hohen Wirksamkeit vor allem in der Bauindustrie zur Gebäudedämmung sowie in der Elektronikindustrie eingesetzt. Chemtura ist ein großer Anbieter von Brom sowie brombasierten Produkten und ist durch seine Rückwärtsintegration bestens aufgestellt. Durch die Akquisition werde Lanxess zu einem der großen Anbieter von Hochleistungs-Flammschutzadditiven weltweit, so der Konzern. Für den Bereich der Flammschutzadditive erwartet Lanxess mittelfristige Wachstumsraten von drei bis vier Prozent pro Jahr.
Lanxess bekommt durch Chemtura neue Geschäftsfelder hinzu Chemturas Geschäftsbereich Urethane ist laut Lanxess ein großer Anbieter von Heißgieß-Prepolymeren und von speziellen, wässrigen Urethan-Dispersionen sowie Polyester-Polyolen. Dabei handelt es sich um Komponenten für spezielle Polyurethane, die vor allem in der Bau-, Bergbau-, Öl-/Gas-, Sport- und Elektronikindustrie zum Einsatz kommen. Beispielsweise werden Rollen für Förderbänder oder Inline-Skates aus diesen Polyurethanen gefertigt. Das Geschäft mit Urethanen will Lanxess in das Segment High Performance Materials integrieren, in dem das Geschäft mit Hochleistungs-Kunststoffen verankert ist.
Auch bei den Organometallen soll Chemtura den Angaben zufolge zu den großen Unternehmen weltweit zählen. Organometalle sind chemische Verbindungen, die unter anderem als Katalysatoren in der Polymer-Produktion oder zur Synthese von Feinchemikalien und Pharmazeutika verwendet werden. Dieses Geschäft soll künftig im Lanxess-Geschäftsbereich Advanced Industrial Intermediates geführt werden.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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September 26, 2016 06:01 ET (10:01 GMT)
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