03.08.2009 15:09:00
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UPDATE: WSJ: Bespitzelungsaffäre bei Dt. Bank droht sich auszuweiten
(NEU: Details)
Von David Crawford und Matthew Karnitschnig THE WALL STREET JOURNAL BERLIN (Dow Jones)--Die Bespitzelungsaffäre um die Deutsche Bank AG droht sich auszuweiten. So zitiert das "Wall Street Journal" (WSJ/Montagausgabe) den von der Bank beauftragten Detektiv Bernd Bühner damit, dass die Anstrengungen der Bank zur Bespitzelung deutlich umfangreicher waren als zuletzt zugegeben. Die Deutsche Bank hat Bühners Aussagen derweil zurückgewiesen.Bühner sagte, dass die Bank dem Detektiv eine Liste von 20 Namen zu untersuchender Personen präsentiert habe. Die Liste sei als Teil der Operation Bohndorf erdacht worden, die auf den kritischen Aktionär Michael Bohndorf abzielte. Die Liste sei bei einem Treffen übergeben worden, an dem auch Angestellte der Rechtsabteilung des Frankfurter Geldhauses teilgenommen hätten. Bühner habe allerdings keine Untersuchungen zu den betreffenden Personen unternommen.
Auf der anderen Seite steht die Aussage eines Sprechers der Bank, die bislang die Existenz von vier Fällen "fragwürdiger Nachforschungs- bzw Überwachungsaktivitäten" eingeräumt hatte. Dem Sprecher zufolge hat es zwar eine Liste gegeben, die mit der Person Michael Bohndorfs in Verbindung gebracht werden bzw. Informationen über dessen Motive bereit halten könnten. Allerdings habe keine Untersuchung über die auf der Liste vermerkten Personen selbst angestrengt werden sollen, so der Sprecher weiter.
In einer früheren Mitteilung der Bank hieß es zudem, die Untersuchungen seien von der internen Sicherheitsabteilung angeordnet worden. Die Rechtsabteilung der Bank sei nicht in den Fall involviert gewesen.
Dagegen bestätigte eine weitere mit der Sache vertraute Person Bühners Anmerkung, dass Mitarbeiter der Rechtsabteilung zumindest bei einigen Treffen mit dem Detektiv dabei gewesen seien. Zudem habe die interne Untersuchung bei der Deutschen Bank nicht ergeben können, wer die mutmaßliche Liste zusammengestellt habe, sagte die Person weiter. Unabhängig von der Beweislast werfen die Vorwürfe des Privatdetektivs neue Fragen über die Tragweite der Bespitzelungsaffäre bzw. das von der Bank reklamierte Unwissen des Top-Managements auf. So hieß es noch in einer Mitteilung der Bank vom 22. Juli, dass die Vorfälle isoliert zu betrachten seien, zudem habe es keine systematische Verfehlung gegeben.
Erst in der vergangenen Woche sind die Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Bank nach Sichtung des Berichts der Anwaltssozietät Cleary Gottlieb Steen & Hamiltonzu der Erkenntnis gelangt, dass weder die Aufsichtsräte noch die Vorstände von den "zweifelhaften Methoden" in der Spitzelaffäre gewusst hätten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Börsig konnte infolgedessen im Amt bleiben.
Trotz des "Freispruchs für Börsig" gerät die Deutsche Bank durch Enthüllungen dieser Art vor allem bei Aufsichtsbehörden und Großkunden in Großbritannien und den USA in Erklärungsnöte. Dies ist insofern erwähnenswert, da das größte deutsche Finanzinstitut einen Großteil seiner Erlöse im Ausland erzielt.
Ans Licht kam die Affäre im Mai. Seinerzeit sprach die Deutsche Bank von "fragwürdigen Nachforschungs- oder Überwachungsaktivitäten", die sie über interne Sicherheitsbedienstete oder externe Detektive angestrengt habe.
In diesem Rahmen hat die Bank unter anderem Detektiv Bühner damit beauftragt, Nachforschungen über Angestellte, Aktionäre oder Kritiker anzustellen. Bühner fiel dabei nach eigenen Angaben eine Schlüsselrolle zu. Hintergrund der Untersuchung des Aktionärs Bohndorfs war dessen vermeintlicher Kontakt zum Medienunternehmer Leo Kirch.
Kirch geht seit Jahren mit Schadenersatzklagen gegen die Deutsche Bank vor, weil er den früheren Vorstandssprecher der Bank, Rolf-E. Breuer, für den Zusammenbruch seiner Mediengruppe verantwortlich macht. Die Nachforschungen haben laut der Deutschen Bank allerdings erbracht, dass Bohndorf allein agiert. Seine Motivlage konnte nicht eindeutig geklärt werden.
Die Untersuchungen im Fall Kirch gingen allerdings sehr viel weiter, wie das "WSJ" unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person weiter schreibt. Wie aus dem Bericht der Anwaltssozietät Cleary hervorgeht, in den das "WSJ" Einsicht hatte, wurde auch die Münchener Anwaltskanzlei Bub, Gauweiler & Partner, bespitzelt. Bei dieser handele es sich um die Leo Kirch vertretende Anwaltskanzlei.
Gemäß den Aufzeichnungen von Cleary, welche die Deutsche Bank selbst noch nicht veröffentlicht hat, sollte im Auftrag der Deutschen Bank eine Praktikantin "als Maulwurf" bei Bub, Gauweiler & Partner eingeschleust werden. Die Kanzlei habe der vermeintlichen Praktikantin zwar eine Stelle angeboten, doch sei dieser Plan von den Anwälten der Deutschen Bank kurz vor Praktikumsantritt verhindert worden, wie das Blatt unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen schreibt.
Ein Sprecher der Deutschen Bank bestätigte derweil, dass der Frankfurter DAX-Konzern die geplante Operation gestoppt habe, als diese bekannt geworden sei. Die Rechtsabteilung der Bank habe allerdings nicht im Voraus Kenntnis über das geplante Vorgehen gehabt.
Kirch-Anwalt Peter Gauweiler reagierte darauf umgehend: "Ich erwarte, dass die entsprechenden Behörden, darunter der Staatsanwalt und die Bankenaufsicht, eine volle Untersuchung anstrengen", zitiert das "WSJ" den Anwalt und CSU-Politiker.
Der frühere Bundeswehr-Major Bühner unterhält langjährige Geschäftsbeziehungen zur Deutschen Bank. Im Jahr 1997 engagierte das Geldhaus Bühners früheren Arbeitgeber, die Londoner Sicherheitsfirma Control Risks Group. In den folgenden Jahren hatte Bühner bis einschließlich 2003 an der Spitze der Deutschland-Sparte der Control Risks Group gestanden, ehe er als selbständiger Auftragnehmer weiterhin für das Insitut tätig war.
Ab dem Jahr 2006 solle Bühner dann auch für verdeckte Ermittlungen eingesetzt worden sein, schreibt das "WSJ" unter Berufung auf der Cleary-Untersuchung nahestehende Personen.
Webseiten: www.wsj.com www.db.com
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August 03, 2009 08:36 ET (12:36 GMT)
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