18.04.2015 22:55:49
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UPDATE/Deutsche-Bank-Vorstand bevorzugt Postbank-Verkauf - Kreise
--Postbank wird als beste Lösung favorisiert
--Vorbehalte gegen Abtrennung des gesamten Privatkundengeschäfts
--Investmentbanking soll schrumpfen
(NEU: Hintergrund, Zeitplan, Investmentbanking)
Von Eyk Henning
FRANKFURT (Dow Jones)--Die neue Strategie der Deutschen Bank nimmt offenbar langsam Gestalt an. Der Vorstand bevorzuge einen Verkauf der Postbank und wolle das Investmentbanking um rund 200 Milliarden Euro schrumpfen, sagten mit den Vorgängen vertraute Personen.
Der diskutierte Plan sieht vor, einen Mehrheitsanteil der Postbank über die kommenden Jahre an die Börse zu bringen. Die Co-Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen würden somit die unter der Ägide von Josef Ackermann seit 2008 in mehreren Schritten durchgeführte Akquisition der Postbank für 6 Milliarden Euro rückgängig machen. Die Deutsche Bank hat es nicht vermocht, ausreichend Synergien aus der Integration der Postbank zu heben. Neue Vorschriften, ultraniedrige Zinsen und der harte Wettbewerb im Filialbankgeschäft haben die Profitabilität der Deutschen Bank zusätzlich geschwächt.
Eine weitere Option, die derzeit diskutiert wird, sieht die Abtrennung des gesamten Privatkundengschäfts vor. Eine Mehrheit im Vorstand der Bank schrecke aber vor einem solchen radikalen Schritt zurück, da die ursprünglichen Geschäftsbereiche Finanzierungsprobleme bekommen könnten, sagten die informierten Personen. Eine endgültige Entscheidung werde der Vorstand kommende Woche treffen, bevor der Aufsichtsrat am 24. April zusammenkommt, so die Personen weiter.
Eine Abtrennung der Postbank würde den Abschied von rund 14.800 Mitarbeitern vom Konzern bedeuten. Inklusive der Postbank beschäftigt die Deutsche Bank rund 48.000 Mitarbeiter in ihrem Retail-Geschäft, insgesamt hat sie rund 100.000 Mitarbeiter. Die Bank will ihre eigenen Filialen und ihr Beratungsgeschäft für kleine und mittelgroße Unternehmen behalten, womit sie im vergangenen Jahr einen Vorsteuergewinn von 652 Millionen Euro erzielt hat. Die Postbank kam auf 400 Millionen Euro, der Konzern insgesamt auf 3,1 Milliarden Euro.
Mit dem Verkauf der Postbank bräche der Deutschen Bank ein stabiler Mittelzufluss weg, sie könnte aber ihre Profitabilität aber erhöhen und die Kapitalvorschriften leichter erfüllen. Seit Bekanntwerden eines möglichen Postbank-Verkaufs Mitte Dezember hat die Aktie der Deutschen Bank um 32 Prozent aufgeholt.
Seitdem Fitschen und Jain Mitte 2012 das Ruder übernommen haben, hängt Deutschlands größte Bank sowohl bei der Profitabilität als auch beim Aktienkurs hinter ihren Rivalen zurück. Das verärgert die Investoren, die den Druck auf die Führung verstärkt haben.
Mehrere Großaktionäre haben sich hinter vorgehaltener Hand für einen Verkauf der Postbank oder gleich des gesamten Filialgeschäfts ausgesprochen, weil dadurch die Profitabilität gesteigert und ausreichend Kapital aufgebaut würde. Dem schlossen sich viele Analysten an. So schrieb Kian Abouhossein von JP Morgan Cazenove jüngst, dass ein Börsengang oder ein Verkauf der Postbank oder eine Trennung vom gesamten Privatkundengeschäft einen positiven Effekt auf den Aktienkurs hätten, da die Kapitalrendite in diesen Bereichen zuletzt recht niedrig gewesen sei.
Die nun favorisierte Option bedeutet, dass die Deutsche Bank ihr im Konzern verbleibendes Filialnetz von 700 Zweigstellen wird ausdünnen müssen. Zudem soll die digitale Aufstellung verbessert werden. Die HVB, die zur italienischen UniCredit SpA gehört, schließt in einem ähnlichen Schritt rund die Hälfte ihrer 600 Filialen, während sie ihre Online-Dienste ausbaut und die Vorzeige-Filialen stärkt.
Ein Verkauf der Postbank bedeutet aber nicht, dass das Investmentbanking der Deutschen Bank ungeschoren davon kommt. Vermögenswerte im Volumen von rund 200 Millionen Euro müssten abgestoßen werden, sagten informierte Personen. Außerdem werde das Institut unter anderem sein Brokerage-Geschäft mit Hedgefonds und das Repogeschäft mit anderen Banken kürzen, so die Personen.
Die andere Möglichkeit, die Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts, würde ebenfalls die Profitabilität der Deutschen Bank erhöhen und ein mögliches zukünftiges Trennbankengesetz vorwegnehmen. Analysten hatten davon gesprochen dass ein solcher Schritt die Deutsche Bank zu einer Art europäischen Goldman Sachs werden ließe, da dadurch eine große Investmentbank mit relativ kleiner Asset- und Vermögensverwaltung entstünde.
Während den Informanten zufolge einige Vorstandsmitglieder ein solches Modell eingangs bevorzugt haben, sind sie nun der Ansicht, dass es die Finanzierung der restlichen Bankaktivitäten schwächen würde. Ratingagenturen und Regulierungsbehörden ermutigen Banken dazu, sich mit Kundeneinlagen und Instrumenten wie Anleihen zu finanzieren. Der Verkauf des gesamten Privatkundengeschäft wurde die Einlagen der Deutschen Bank um mehr als 300 Milliarden Euro oder ein Drittel reduzieren.
Co-Chef Jain hat in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach signalisiert, dass die Deutsche Bank eine starke Investmentbank bleiben wird. Es sagte, dass europäische Firmen Banken dieser Art verstärkt benötigten. Europa solle sich nicht allein auf US-Banken verlassen müssen, wenn es darum gehe, Unternehmen Zugang zum Anleihemarkt zu verschaffen.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
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April 18, 2015 14:56 ET (18:56 GMT)
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