UPDATE: Börse will Index-Zusammensetzung kurzfristiger ändern

   FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der Kursexplosion der Volkswagen-Aktie zum Wochenbeginn hat die Deutsche Börse am Freitag ihr Reglement für die wichtigsten deutschen Aktienindizes geändert. Ab kommender Woche können demnach Aktien auch außerhalb der regulären Anpassungstermine leichter aus DAX, MDAX oder SDAX genommen werden, teilte der Börsenplatzbetreiber am Freitag in Frankfurt mit.

   Um einen Wert herauszunehmen, muss die im Index berücksichtigte Marktkapitalisierung mehr als 10% betragen und zugleich die annualisierte Volatilität des Kurses der vorangegangenen 30 Handelstage den Wert von 250% überschreiten. Unter der Volatilität versteht die Börse die Schwankungsbreite eines Kurses um seinen Mittelwert.

   Der Vorstand der Deutschen Börse werde zusammen mit dem Arbeitskreis Indizes über eine außerordentliche Herausnahme eines Index-Wertes entscheiden. Aktienindizes. Die Herausnahme erfolge dann am Ende des zweiten Handelstages nach dem Tag der Entscheidung.

   Verhalten wurde die Änderung des Reglements bei den Börsianern aufgenommen. So kritisierten die Experten der Landesbank-Baden-Württemberg, zum Einen werde der Markt über die Zukunft der VW-Aktie im Dax im Dunklen gelassen. Weil die Volatilität gesunken sei, werde aber außer der angekündigten Gewichtskappung auf 10% wohl nichts mit dem Papier des Automobilherstellers passieren.

   Zum anderen könnte durch die fest definierte Volatilitätsschwelle von 250% in bestimmten Phasen eine Aktie zu einem Spekulationsobjekt werden, so die LBBW-Experten. Die Frage sei deshalb, ob durch guten Willen nicht ein Element hinzugefügt worden sei, dessen Wirkung man eigentlich habe herausnehmen wollen. Sinnvoller wäre es gewesen, wenn Futures- und Optionspositionen bei der Streubesitzberechnung zukünftig berücksichtigt würden.

   Ein Frankfurter Aktienhändler kritisierte: "Letztlich heißt das nur, dass die Risikoprämien für mögliche Index-Aufnahme-Kandidaten sinken werden und die für vom Rauswurf bedrohten Titel steigen." Der Markt werde bei Titeln der zweiten Reihe eine überraschende Index-Aufnahme einpreisen, also deren Kurse eher hochkaufen. "Per Saldo macht das die Sache natürlich weniger berechenbar", so der Händler.

   Nach einem Herauswurf kann ein Titel erst wieder aufgenommen werden, wenn sein Handel in ruhigeren Bahnen verläuft, teilte die Börse weiter mit. Die 30-Tages-Volatilität eines Titels müsse zum jeweiligen Stichtag der quartalsweisen Ranglistenerstellung sowie an den voran gegangenen 14 Handelstagen jeweils 150% unterschreite.

   Bei den Aktien von Volkswagen sorgten die Regelergänzungen für weitere Kursbewegungen. "Gerade gehen mehrere große Investmentbanken aggressiv damit raus, dass es keinen DAX-29 geben wird, sondern die VW-Vorzüge sofort nachrücken", sagt ein Händler. Der Spread weitet sich daher weiter auf das rund Sechsfache zum Vortag aus. Die Vorzüge lagen kurz vor Handelsschluss rund 13% im Plus, die Stämme fielen auf plus 2,8% zurück.

   VW-Vorzüge seien im Fall der Fälle ein Nachrück-Kandidat, bestätigte ein Sprecher der Börse im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Zwar hätten die VW-Vorzüge derzeit in der Rangliste keine Position inne, weil die VW-Stammaktien im DAX notiert seien. Dies würde sich aber mit einer Entnahme der VW-Stämme aus dem DAX ändern.

   Unterdessen forderte die Börsensachverständigenkommission von der Bundesregierung eine Änderung der Meldepflichten zur Vermeidung extremer Marktstörungen. Den Gesetzgeber solle "Cash Settled Equity Swaps" und vergleichbare Instrumente in die kapitalmarktrechtlichen Meldepflichten einbeziehen. Die Deutsche Börse solle zudem überprüfen, den Streubesitz unter Berücksichtigung von Finanzinstrumenten enger zu definieren.

Webseite: http://www.deutsche-boerse.com

-Von Rüdiger Schoß, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 117, ruediger.schoss@dowjones.com DJG/rso/reh (END) Dow Jones Newswires

   October 31, 2008 12:48 ET (16:48 GMT)

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