Verschärfter Wettbewerb |
21.11.2024 07:58:00
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Trump 2.0: Welche Folgen erwarten Europas Banken?
• US-Banken dürften profitieren
• Abstand zwischen europäischen Banken und US-Finanzhäusern wächst
Die bevorstehende Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus sorgt nicht nur in den USA teilweise für Nervosität, sondern auch in Europa. Vor allem Banken und Finanzdienstleister beobachten die Entwicklungen aufmerksam, denn die erneute Amtszeit des ehemaligen und auch künftigen US-Präsidenten dürfte weitreichende Folgen für die Branche haben. Geopolitische Spannungen, ein verschärfter Wettbewerb und potenzielle Marktveränderungen könnten die europäischen Bankenlandschaft erheblich beeinflussen.
Europas Banken unter Druck
Schon seit der globalen Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 sieht es für Europas Banken nicht gerade rosig aus - sie leiden unter schlechter Rentabilität sowie schwachen Volkswirtschaften, erinnert Reuters. Für US-amerikanische Banken hingegen geht es seitdem klar nach oben, insbesondere im Investmentbanking - sie haben sowohl an Wert als auch an Marktanteil zugelegt, so der World Finance Council. Besonders kleinere und mittelgroße Banken in den USA profitierten von weniger strengen Kapitalanforderungen und einer vereinfachten Compliance. Gleichzeitig gewann der US-Finanzsektor an Dynamik, was den Wettbewerb mit europäischen Banken weiter verschärfte. "Die Kluft ist frappierend: Während sich der Aktienwert amerikanischer Banken seit 2010 verdreifacht hat, sind die Aktien europäischer Banken im gleichen Zeitraum um etwa 10 Prozent gefallen. Die Europäische Zentralbank (EZB) schätzt, dass die durchschnittliche Eigenkapitalrendite der Banken der Eurozone bei etwa 5 Prozent liegt, verglichen mit etwa 10 Prozent bei US-Banken. Diese Diskrepanz ist größtenteils auf regulatorische Unterschiede, höhere Gebühreneinnahmen in den USA und anhaltende Probleme mit notleidenden Krediten in Europa zurückzuführen", heißt es beim World Finance Council.
Unter Trump 2.0 könnte sich diese Lücke künftig noch vergrößern, befürchten Experten. "Die Erwartung ist einfach: Deregulierung und Steuersenkungen in den USA stehen im Gegensatz zu Europas strenger Aufsicht und Niedrigzins-Trotz", zitiert Reuters David Materazzi, CEO der in Italien ansässigen automatisierten Handelsplattform Galileo FX. Und weiter: "Wenn die US-Banken die erwartete politische Unterstützung erhalten, könnten sie ihre Kreditvolumina steigern und ihr Kapital auf eine Weise optimieren, die die europäischen Banken derzeit einfach nicht erreichen können". Denn während Trumps zweiter Amtszeit wird eine Lockerung der Dodd-Frank-Gesetzgebung erwartet, die nach der Finanzkrise im Jahr 2010 zur Stärkung der Bankenaufsicht eingeführt worden war. "Wenn Teile des Dodd-Frank-Gesetzes zurückgenommen werden, könnten US-Banken erhebliche Vorteile daraus ziehen, darunter mehr Flexibilität bei der Kreditvergabe und die Möglichkeit, Fusionen und Übernahmen freier durchzuführen", schreibt der World Finance Council.
Auch die jüngsten Entwicklungen an der Börse sprechen für sich: Während etwa die Aktien von US-Banken wie JPMorgan, Goldman Sachs oder Morgan Stanley seit der US-Präsidentschaftswahl am 5. November um bis zu 16 Prozent gestiegen sind, verbucht der Stoxx Europe 600 Banks Index einen kleinen Abschlag von etwa 0,4 Prozent (Stand: Schlusskurse vom 19. November 2024).
Deregulierung erwartet
"Es hieß schon im Vorfeld, dass eine Welle der Deregulierung in den USA bevorstünde", merkten Karin Keller-Sutter, Finanzministerin in der Schweiz, und ihre britische Amtskollegin Rachel Reeves gegenüber Reuters an. Erneute Deregulierungsmaßnahmen in den USA könnten die europäische Bankenbranche weiter schwächen, denn eine solche Lockerung der Regeln könnte US-Banken einen Kostenvorteil verschaffen, was es ihnen ermöglicht, aggressiver auf dem globalen Markt zu agieren. Für europäische Banken, die weiterhin strengeren regulatorischen Anforderungen unterliegen, würde dies den Wettbewerbsdruck erhöhen. Darüber hinaus könnten lockerere Vorgaben in den USA internationale Investoren dazu verleiten, mehr Kapital in den US-Markt umzuschichten. Für europäische Banken könnte dies bedeuten, dass sie weniger Liquidität für eigene Geschäfte zur Verfügung haben. Dadurch könnte Europa als Finanzplatz in der Folge weiter in den Hintergrund rücken.
Risiken, aber auch Chancen
Filippo Maria Alloatti, Head of Financials Credits bei Federated Hermes, erwartet Reuters zufolge, dass US-Banken unter Trump durchaus die Hauptnutznießer sein dürften. Zugleich könnten aber auch internationale Banken mit beträchtlichen US-Geschäften wie Barclays, Deutsche Bank oder UBS "positive Auswirkungen" erfahren, so der Experte.
Während der Druck auf europäische Banken unter Trump 2.0 also durchaus wachsen könnte, sehen Experten zugleich aber auch Chancen. So könnten sich die Banken in Europa etwa durch Innovationen, nachhaltige Finanzierungen und strategische Kooperationen behaupten. Eine stärkere Automatisierung und Digitalisierung interner Prozesse etwa könnten helfen, die Kosten zu senken und dadurch wettbewerbsfähiger zu werden. Auch mögliche Fusionen und Übernahmen könnten hilfreich sein.
Redaktion finanzen.at
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