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22.05.2014 20:40:32

Siemens geht bei Alstom bald in die Offensive - Kreise

   Von Jan Hromadko

   FRANKFURT--Im Kampf um das Energiegeschäft von Alstom verdichten sich die Anzeichen, dass Siemens demnächst in die Offensive geht. Der Münchener Konzern befürworte zunehmend ein formelles Gebot für das Energiegeschäft der Franzosen, sagten informierte Personen. Bis eine Offerte auf den Tisch gelegt wird, dürfte es aber noch ein wenig dauern.

   Siemens hat Ende April ein vorläufiges Gebot für den Großteil von Alstom abgegeben und damit auf die Offerte von General Electric im Wert von 17 Milliarden US-Dollar reagiert. Seitdem haben Analysten und Siemens nahestehende Personen hinterfragt, ob Joe Kaeser ernsthaft gewillt ist, die Franzosen zu übernehmen - oder ob der Siemens-Chef dem US-Rivalen lediglich Steine in den Weg legen will.

   Der Dax-Konzern sei in den vergangenen Tagen zunehmend entschlossener zur Abgabe eines Gebots geworden, sagten die Informanten. Sollte Siemens letztlich bieten, dürfte die Offerte nicht vor nächster Woche abgegeben werden, fügten zwei Personen hinzu.

   Das Management von Alstom will am 2. Juni über das Angebot von General Electric beraten, welches es im Grunde bereits akzeptiert hat. Allerdings könnte der Termin auf Druck von Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg auch verschoben werden, um Siemens mehr Zeit bei der Offerte zu geben, sagten mit den Verhandlungen vertraute Personen.

   Siemens will dem ursprünglichen Gebot zufolge bis zu 11 Milliarden Euro in bar und einen Assettausch anbieten, bei dem das schwächelnde Zuggeschäft an Alstom übergeht. Die Franzosen bauen den Hochgeschwindigkeitszug TGV.

   Ein formelles Gebot aus München würde zwar den Kampf um das Energiegeschäft von Alstom anheizen. Allerdings dürfte sich das Rennen um Alstom weiter in die Länge ziehen. Montebourg hatte das Gebot von GE öffentlich abgelehnt und Siemens eingeladen, eine Offerte abzugeben. Am Dienstag hatte der Minister dann gesagt, dass er beide Unternehmen dazu aufgefordert hat, ihre Angebote zu verbessern.

   Bereits vergangene Woche hatte Montebourg gewarnt, dass die Regierung möglicherweise mehr Zeit benötigt, um zu prüfen, wie sich ein Verkauf an GE auf Themen der nationalen Souveränität auswirken würde.

   Die französische Regierung hat sich als Königsmacher in dem Übernahmekampf positioniert, an dem sie nicht einmal direkt beteiligt ist. Nachdem Montebourg Ende April zunächst eingeschritten war, um einen überhasteten Verkauf an GE zu verhindern, wurde seine Macht kürzlich deutlich gestärkt. Die französische Regierung erließ ein Dekret, das ihr mehr Mitspracherechte bei Übernahmen gibt. Sie verfügt jetzt de facto über ein Vetorecht bei Übernahmen in Branchen, die als strategisch wichtig für das Land angesehen werden, darunter auch Energie und Transport.

   Siemens sei bereit, die Offerte aufzubessern, sagten die mit den Gesprächen vertrauten Personen. Dabei könnten die Münchener teilweise ihr Geschäft mit Signalanlagen in den Assettausch mit einbringen. Siemens hat bei verschiedenen Anlässen in den vergangenen Wochen betont, dass man einen Anteil von bis zu 19 Prozent am Bahngeschäft behalten wolle, das an Alstom abgegeben würde.

   Siemens-Chef-Kaeser untermauerte am Donnerstag die Entschlossenheit des Konzerns. "Wenn irgendein Wettbewerber gedacht hat, wir wären gerade so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir nicht jederzeit und überall handlungsfähig sind, dann war das ein ziemlicher Irrtum", sagte Kaeser in der Siemens-Mitarbeiterzeitschrift.

   Während Siemens derzeit grundlegend umgebaut wird und dabei Tausende Stellen gestrichen werden, bleibe der Konzern "sehr handlungsfähig - strategisch und finanziell."

   Der kürzliche Deal zum Kauf des Großteils des Energiegeschäftes von Rolls-Royce "hat gezeigt, dass wir eine klare Vorstellung haben, die wir entschlossen umsetzen", sagte Kaeser. Mit dem Deal dürfte Siemens im lukrativen Öl- und Gasgeschäft eine bessere Position erhalten, insbesondere in der Schiefergasrevolution in Nordamerika.

   Allerdings reagiert die Belegschaft auf die erhebliche Aktivität bei Übernahmen und der Restrukturierung verstimmt. "Wir fordern den Erhalt unserer Arbeitsplätze an allen Siemens-Standorten in Deutschland, egal ob dort Züge oder Dampfturbinen produziert werden", sagte Knut Giesler, IG-Metall-Bezirksleiter in Nordrhein-Westfalen.

   Mitarbeit: Eyk Henning, Inti Landauro und Archibald Preuschat

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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