27.09.2015 16:49:41
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ROUNDUP: VW bessert Diesel nach - Suche nach Verantwortlichen in Abgasaffäre
WOLFSBURG (dpa-AFX) - Volkswagen (Volkswagen vz) wird die vom Abgas-Skandal betroffenen Dieselautos aus dem Konzern auf eigene Kosten nachbessern. Das Unternehmen habe sich einen Zeithorizont von wenigen Wochen gesetzt, in dem die Maßnahmen vorgestellt werden sollen, sagte ein VW (Volkswagen vz)-Sprecher in Wolfsburg. Aus dem Bundesverkehrsministerium hieß es am Sonntag, das Kraftfahrtbundesamt habe VW aufgefordert, bis zum 7. Oktober einen verbindlichen Zeitplan vorzulegen, bis wann die Fahrzeuge auch ohne Manipulationssoftware die Abgas-Verordnung einhalten können. Auch aus dem Ausland kommt Druck: In der Schweiz und Belgien wird der Verkauf der fraglichen Autos mit dem Motor EA 189 gestoppt, Italien kündigte eigene Abgasmessungen an.
Unterdessen versucht Volkswagen zu klären, wer im Konzern wann vom Einsatz der betrügerischen Software gewusst hat. Es mehren sich die Indizien, dass Verantwortliche bereits seit Jahren Kenntnis davon hatten. "Wir ermitteln auf Hochtouren und werden die Ergebnisse, sobald wir sie haben, bekanntgeben", sagte VW-Sprecher Peter Thul.
VW-SPRECHER: KOMMEN FÜR NACHBESSERUNG AUF
Die gute Nachricht für verunsicherte Besitzer der betroffenen Dieselautos: VW wird für die Nachbesserung aufkommen. "Es sind gewaltige Kosten, aber es ist völlig selbstverständlich, dass die Kunden nicht auf den Kosten sitzengelassen werden", betonte ein Sprecher. Das Vorgehen werde für die einzelnen Märkte mit den jeweiligen Behörden abgestimmt. "Das kann eine Rückrufaktion sein, aber auch eine Serviceaktion."
Betroffen sind nach VW-Angaben weltweit elf Millionen Fahrzeuge verschiedener Konzernmarken, davon 2,8 Millionen in Deutschland. Wichtig sei, schnellstmöglich die Kunden zu informieren. Ob dies direkt oder via Händler geschehe, werde derzeit abgestimmt.
WARUM HABEN WARNUNGEN NICHT GEWIRKT?
Verantwortliche bei Volkswagen haben offenbar schon vor mehreren Jahren Kenntnis vom Einsatz der rechtswidrigen Software gehabt. Das legt ein Bericht der internen Revision bei Volkswagen nahe, über den Zeitungen am Sonntag berichteten. So habe schon 2011 ein Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass die Software einen Rechtsverstoß darstellen könnte, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".
Der Prüfbericht sei dem Aufsichtsrat bei seiner Sitzung am Freitag vorgelegt worden. Er gebe aber keine befriedigenden Antworten, warum die Warnung in den Hierarchien versandet sei. Sollte Managern nachgewiesen werden, dass sie in den Skandal direkt verwickelt sind, steht der Vorwurf des Betrugs im Raum. Sie müssten mit strafrechtlichen Konsequenzen und Schadenersatzforderungen rechnen. Der bisherige VW-Chef Martin Winterkorn war am Mittwoch zurückgetreten, zum Nachfolger wurde Matthias Müller bestimmt.
PRESSE: BOSCH WARNTE VOLKSWAGEN
Volkswagen wollte den Bericht am Sonntag nicht kommentieren. "Wir ermitteln auf Hochtouren und werden die Ergebnisse, sobald wir sie haben, bekanntgeben", sagte Sprecher Peter Thul.
Die "Bild am Sonntag" berichtete, die interne Revision sei auf ein brisantes Dokument gestoßen. Der Zulieferer Bosch habe schon 2007 in einem Schreiben an den VW-Konzern vor einer illegalen Verwendung seiner Technik zur Abgasnachbehandlung gewarnt. Bosch habe die Software an VW geliefert, die allerdings nur für Testzwecke und nicht für den normalen Fahrbetrieb vorgesehen gewesen sei. Bosch äußerte sich am Sonntag nicht dazu. "Wir sind gegenüber VW zu Vertraulichkeit verpflichtet", sagte ein Bosch-Sprecher in Stuttgart.
KRITIK AN BUNDESREGIERUNG
Zunehmende Kritik gibt es an der Bundesregierung. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) kritisierte in der "Welt": "Die Bundesregierung hätte Hinweisen auf Manipulationen bei der Motorsteuerung längst nachgehen und genauer hinschauen müssen." Sein Bundesland habe sich früh gefragt, "warum im Ballungsraum Stuttgart die Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden jenseits aller Grenzwerte liegt, obwohl die Autos doch angeblich immer besser werden."
Die "Welt am Sonntag" berichtete, die Bundesregierung wolle die Einführung strengerer Abgastests in der EU verzögern. Deutschland wolle erreichen, dass der neue Testmodus nicht wie geplant Ende 2017, sondern erst 2021 eingeführt werde, schrieb die Zeitung unter Berufung auf ein internes Positionspapier.
SCHWEIZ MIT VORÜBERGEHENDEM ZULASSUNGSVERBOT
Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte dazu, das Jahr 2021 sei "keine realistische Option, wir erwarten eine schnellere Umsetzung". Deutschland wirke seit 2011 an der Entwicklung des Verfahrens auf europäischer Ebene mit. Ein Verordnungsvorschlag der EU-Kommission werde voraussichtlich dieses Jahr vorgelegt, auch bezüglich des Zeitplans der Einführung.
Ärger hat Volkswagen nicht nur in Deutschland und den USA. Die italienische Regierung will im Zuge des Abgas-Skandals landesweit 1000 Fahrzeuge des Konzerns stichprobenartig untersuchen lassen. Das Schweizer Bundesamt für Straßen hatte am Freitag sogar ein vorübergehendes Zulassungsverbot für Fahrzeuge mit dem betroffenen Motor angekündigt. Es soll diesen Montag in Kraft treten. In Belgien hat der VW-Importeur D'Ieteren 3200 Diesel mit dem fraglichen Motor EA 189 vorsorglich vom Markt genommen./hgo/DP/men
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