09.12.2013 19:56:32

ROUNDUP 3: EADS streicht 5800 Jobs - Rüstung, Raumfahrt und Zentralen betroffen

    (neu: Reaktion Betriebsrat, mehr Hintergrund)

    MÜNCHEN/PARIS (dpa-AFX) - Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS will 5800 Stellen vor allem im Rüstungsgeschäft streichen. Neben dem am stärksten betroffenen Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft treffen die Kürzungen mit 500 Jobs auch die Konzernzentralen, wie der Mutterkonzern des Flugzeugbauers Airbus am Montag mitteilte. Die meisten Arbeitsplätze fallen in Deutschland weg - Frankreich, Großbritannien und Spanien kommen glimpflicher davon. Bis 2016 soll der Stellenabbau abgeschlossen sein. Was der Umbau kostet, ist unterdessen noch offen.

    Die EADS-Aktie reagierte mit einen Kurssprung auf die Nachrichten. Nachdem die Details der bereits erwarteten Kürzungspläne am späten Nachmittag bekannt wurden, legte das Papier bis zum Handelsschluss an der Pariser Börse um 0,82 Prozent auf 50,49 Euro zu. Am Dienstag wollen sich EADS und die Gewerkschaft IG Metall in telefonischen Pressekonferenzen Fragen zu den Stellenstreichungen stellen.

DEUTSCHLAND AM STÄRKSTEN BETROFFEN

    Der Großteil des Jobabbaus entfällt mit 2600 Stellen auf Deutschland. In Frankreich sind nach Angaben der französischen Gewerkschaft FO nur rund 1000 Jobs betroffen. Bei EADS in Deutschland arbeiteten zuletzt knapp 50 000 Menschen. Im Zuge des Stellenabbaus will EADS konzernweit 1300 befristete Verträge auslaufen lassen und den von den Streichungen Betroffenen 1500 neue Stellen bei den Konzerntöchtern Airbus und Eurocopter anbieten. Zudem soll es etwa Programme zur Frühverrentung geben. Dennoch rechnet der Konzern damit, dass am Ende 1000 bis 1450 Mitarbeiter die Kündigung erhalten.

    Auch ganze Standorte stehen auf der Streichliste: So will EADS die Konzernzentrale in Paris verkaufen, nachdem EADS-Chef Thomas Enders bereits zentrale Funktionen an den Airbus-Sitz in Toulouse verlagert hat. In Bayern will sich der Konzern von dem Sitz seiner Wehrtochter in Unterschleißheim bei München trennen. Die neue Sparte Airbus Defence and Space, in der ab 2014 die Rüstungssparte Cassidian, die Raumfahrttochter Astrium und das Militärgeschäft von Airbus zusammengeführt werden, soll ihre Zentrale in Ottobrunn nahe der bayerischen Landeshauptstadt finden.

    "Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit im Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft steigern - und wir müssen jetzt damit beginnen", sagte Konzernchef Tom Enders. Nach vielen Spekulationen hat EADS die Pläne für den Umbau und die Kürzungen am Montag den Vertretern der Arbeitnehmer vorgestellt. Im kommenden Jahr will der Konzern den Namen seiner größten Tochter Airbus annehmen. Die Bündelung der Rüstungs- und Raumfahrtsparte soll zum Jahreswechsel greifen und Mitte 2014 abgeschlossen sein.

SPARKURS DER REGIERUNGEN ZWINGT ZUM HANDELN

    Enders hatte bereits mehrfach harte Einschnitte und Jobkürzungen angekündigt. Zwar verdient der Konzern dank seiner größten Tochter Airbus und der großen Nachfrage nach Flugzeugen Milliarden, im Rüstungsgeschäft bekommt EADS aber die Sparpolitik in Europa zu spüren. "Unsere Produkte sind viel zu teuer oder nicht auf die Anforderungen des Marktes zugeschnitten - oder beides", schrieb Enders in einem Brief an die Mitarbeiter, der dpa vorliegt. Man müsse den Tatsachen ins Auge sehen, es gebe viele Schwierigkeiten und Probleme.

    Der Manager wollte den Problemen ursprünglich mit Größe begegnen und EADS Ende 2012 mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems zusammenschließen. Doch vor allem die Bundesregierung stemmte sich gegen die Pläne, das Projekt scheiterte. Enders kündigte gleich danach an, dass nun alles auf den Prüfstand müsse - erstes Ergebnis war der große Konzernumbau. Nun folgen die weiteren Schritte.

    In einer ersten Reaktion äußerten Betriebsrat und IG Metall moderate Kritik. Es sei positiv zu bewerten, dass EADS zunächst die Arbeitnehmer informiert habe, sagte Betriebsratschef Rüdiger Lütjen. "Wir hoffen, dass dadurch ein Prozess eingeleitet ist, der von Fairness und Mitbestimmung gekennzeichnet ist." In der Sache sehe er die Pläne aber kritisch. Betriebsbedingte Kündigen etwa seien für Betriebsrat und Gewerkschaft keine Option./stw/sbr/aha/kja

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